Österreich

Trauerredner Toni (40) trickste Telefon-Betrüger aus

Als Toni Elsenhuber von einem Telefon-Betrüger angerufen wurde, drehte er den Spieß um, ein Bekannter rief die Polizei. Eine Komplizin ist in Haft.

Christine Ziechert
Toni Elsenhuber verwickelte einen Telefon-Betrüger in ein Gespräch und alarmierte die Polizei.
Toni Elsenhuber verwickelte einen Telefon-Betrüger in ein Gespräch und alarmierte die Polizei.
iStock/zVg

Auf den Mund gefallen ist Toni Elsenhuber (40) wahrlich nicht: Seine Schlagfertigkeit bewies der Wirt und selbstständige Trauerredner aus Hof bei Salzburg am vergangenen Donnerstag: "Ein gewisser Herr Kommissar Franke rief mich an. Meine Tochter hatte angeblich einen Unfall verursacht, ich sollte 500.000 Euro Kaution bezahlen", erzählt Elsenhuber.

Da der 40-Jährige keine Tochter hat ("Ich hab' nur einen Dackel"), war schnell klar, dass es sich um einen Telefon-Betrüger handelt. Der Salzburger drehte den Spieß um: Er stellte sein Handy auf Lautsprecher, spielte einen alten, besorgten Mann und verwickelte den falschen Beamten in ein 3,5-stündiges Gespräch: "Immer, wenn ich 'müde' wurde oder zu viele Fragen gestellt habe, schluchzte eine junge Frau: 'Papi, Papi!' ins Telefon", so Elsenhuber zu "Heute".

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    Betrüger wollte 500.000 Euro "Kaution"

    Als der Verbrecher die Daten von Elsenhubers vermeintlicher Tochter abgleichen wollte, gab dieser einfach falsche Angaben – aus dem Stegreif heraus. Er nannte seine "Tochter" Claudia, gab als Geburtsdatum den 4. November 1982 an. Der Schwindler fiel auf den Daten-Schwindel herein. Um seine Glaubwürdigkeit zu untermauern, feilschte Elsenhuber zudem um eine Senkung der "Kaution". Schließlich einigten sich beide Parteien auf 330.000 Euro.

    Ein zufällig anwesender Bekannter zeichnete Teile des Gesprächs auf und rief parallel dazu die (echte) Polizei. Ein Termin und Ort für die Bargeld-Übergabe wurde vereinbart. Mit raschelnden Fotos von Verstorbenen statt Banknoten in der Tasche wartete Elsenhuber dann gemeinsam mit den versteckten Beamten. Statt "Kommissar Franke" tauchte allerdings eine Tschechin (61) auf. Sie wurde festgenommen und ist in U-Haft, das Landeskriminalamt ermittelt.

    "Früher habe ich mir gedacht: Wie kann man nur so dumm sein und auf so etwas hereinfallen. Aber es ist unglaublich, welchen Psychodruck die Täter ausüben" - Toni Elsenhuber

    "Früher habe ich mir gedacht: Wie kann man nur so dumm sein und auf so etwas hereinfallen. Aber es ist unglaublich, welchen Psychodruck die Täter ausüben. Wäre es zum Beispiel um meine Oma gegangen, hätte ich sicher bezahlt", so Elsengruber.

    Auf den Video-Mitschnitt angesprochen, meint der Salzburger: "Das Video soll als Warnung für alle potentiellen Opfer dienen. Ich hoffe, dass jetzt wieder verstärkt mit älteren Verwandten über diese Betrugsmasche gesprochen wird. Denn Betroffene gibt es massenweise – viele haben sich bei mir gemeldet und sich bei mir bedankt, dass endlich einmal jemand festgenommen wurde", meint Elsenhuber.