Wien

Triagen in Wiens Spitälern – Stadt dementiert heftig

"Patienten liegen am Gang zum Sterben", zitiert die Ärztekammer einen Mediziner. Sowohl Gesundheitsverbund als auch Stadtrat weisen das scharf zurück.

Claus Kramsl
Ein Gangbett im SMZ Ost (Symbolfoto)
Ein Gangbett im SMZ Ost (Symbolfoto)
Bild: privat

"Dass die Bettensituation die Hölle ist, ist untertrieben. Die Patienten liegen auf dem Gang, um zu sterben, wortwörtlich. Wir haben nicht einmal die Zeit, Gefährdungsanzeigen zu schreiben. Wir müssen triagieren, wie es nicht einmal zu Covid-Zeiten war." Diese Nachricht eines Wiener Spitalsarztes machte Wiens Ärztekammer-Vizepräsident Stefan Ferenci am Dienstag im Rahmen einer PK zum Thema Überlastung der Wiener Spitalsärzte öffentlich.

Damit geht der bereits länger schwelende Streit zwischen der Wiener Ärztekammer und der Stadt Wien bzw. dem Wiener Gesundheitsverbund (Wigev) nicht nur weiter, er nimmt auch an Intensität zu.

Keine der genannten Vorfälle bekannt

Sowohl Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ), als auch der Gesundheitsverbund (Wigev) dementieren die Aussagen des anonymen Spitalsarztes vehement. Laut Hacker seien umgehend die ärztlichen Direktoren in den Wigev-Spitälern kontaktiert worden. Diese hätten unisono versichert, dass es in ihren Häusern zu keinen der genannten Vorfälle gekommen sei.

"Was stimmt, ist, dass die Spitäler derzeit stark belastet sind: durch das RS-Virus, durch COVID-19 und nicht zuletzt durch die stärkste Grippewelle der letzten Jahre. Die Arbeitsbelastung ist daher für alle Beteiligten hoch, so der Wigev. Das Personalproblem betreffe "alle Spitäler in Wien und in ganz Österreich. Immerhin stammen rund zwei Drittel aller Rückmeldungen zur Ärztekammer-Umfrage von angestellten Ärzt*innen in außerhalb des Wiener Gesundheitsverbundes", twitterte der Wiener Spitalsbetreiber.

Gesundheitsminister meldet sich zu Wort

Auch Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) schaltete sich am Mittwoch in die Diskussion ein und betonte, dass er im regelmäßigen Austausch mit allen Landesspitälern sei. Es würden ihm jedoch aus keinem Bundesland Meldungen vorliegen, "dass dort besonders dramatische Zustände sind".

Opposition übt harsche Kritik

"Der Personalstand in den Wiener Spitälern ist nicht mehr am Limit, sondern bereits kilometerweit über dem Limit“, so  Barbara Huemer, Gesundheitssprecherin der Wiener Grünen. Die politisch Verantwortlichen der Stadt würden die Hilferufe nicht hören oder jedenfalls nicht ernst genug nehmen.

"Es ist unfassbar, dass der oberste Gesundheitsboss der Stadt in all dem lediglich eine Negativ-Kampagne ortet, sich dem wahren Ausmaß der Misere aber nicht bewusst zu sein scheint. Das ist Ausdruck seiner Unfähigkeit und kann nur den längst überfälligen Rücktritt zur Folge haben“, verlangt FPÖ-Wien-Gesundheitssprecher Wolfgang Seidl.

"Es braucht nun endlich Taten, denn die Situation ist für alle Beteiligten untragbar“, ist ÖVP-Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec überzeugt. Das Wiener Gesundheitssystem sei an der Grenze der Belastbarkeit angekommen, so Korosec. Die Verantwortung liege klar bei Gesundheitsstadtrat Hacker.

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