Österreich

Könnte "Fake-Heulen" die Wölfe vertreiben?

Heute Redaktion
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Im Waldviertel wird vergrämt, in Klosterneuburg herrscht Gram und Besorgnis um Hunde und Nutztiere. Jetzt gibt's einen neuen, kuriosen Vorschlag, um den Wolf zu "vertreiben".

Dutzende Wolfsrisse im Waldviertel bewegten Landesvize Stephan Pernkopf (VP) dazu, das nö. Jagdgesetz ändern zu lassen, der unter Artenschutz stehende Wolf darf nun "als letzte Maßnahme" geschossen werden.

Letzter Riss in besiedeltem Gebiet

Indes machte es sich ein anderer Wolf (italienische Population) kürzlich im Bezirk Tulln in den Wäldern Klosterneuburgs gemütlich. In Hadersfeld, einer Katastralgemeinde von St. Andrä-Wördern wurden Schafe, Ziegen und ein Reh gerissen, in Höflein sowie in Kritzendorf (Klosterneuburg) ebenfalls. Im letzten Fall wurde das durch einen Kehlbiss getötete Wild in besiedeltem Gebiet gefunden.

Die Risse sorgen in der Babenbergerstadt für Wirbel, VP-Bürgermeister Stefan Schmuckenschlager ließ bereits wissen, dass er mit einem Abschuss einverstanden sei.

Heulen auf Tonband als mögliche Lösung?

Ein kurioser Vorschlag im Bezug auf den Wolf in Klosterneuburg kam nun auf Facebook: "Der britische Wolfsexperte Shaun Ellis hat eine geniale Methode entwickelt, um Wölfe zum Weiterziehen zu bringen: Er spielte mehrmals einige Tage lang das Territorialheulen eines großen Wolfsrudels auf Tonband ab – dadurch glaubte das ansässige Rudel, dass ihr Revier von einer großen Wolfsgruppe bedroht wird und ist abgewandert", schrieb Ingi R., selbst Besitzerin mehrerer Hunde. Fake-Heulen, also.

Doch kann das wirklich funktionieren? Ja, sagt Wolfsexperte Kurt Kotrschal vom "Wolf Science Center" in Ernstbrunn. "Das ist ein interessanter Vorschlag und könnte theoretisch auch klappen", meint der Uni-Professor und österreichische Pionier auf dem Gebiet der Wolfsforschung auf "Heute"-Anfrage.

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Experte: "Geht, aber sehr aufwändig"

Einfach sei das Unterfangen aber nicht. "Da Playbacks gute Aufnahmen und ein technisches Equipment voraussetzen. Das bedeutet alles Aufwand und die Notwendigkeit von viel Know-How", so der Verhaltensforscher. Hier könnte die Intelligenz der artengeschützten Tiere zum "Problem" werden. "Wenn etwa regelmäßig dasselbe Geheul abgespielt wird, habituieren die Tiere bald – so wie bei der guten, alten Vogelscheuche – und es wird wirkungslos. Klingt also gut und einfach, ist es aber nicht", sagt Kotrschal.

Er würde eher auf Herdenschutz setzen: "Das ist einfacher und effektiver und nicht einfach zuwarten, bis aus einem Durchzügler ein 'Problemwolf' wird."

Er hält eine Rudelbildung für das Gebiet um Klosterneuburg als "eher unwahrscheinlich".