Wirtschaft

Trimmel belastet Ex-Vorstände Fischer und Colombo

Heute Redaktion
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Ex-Telekom-Generaldirektor Heinz Sundt hat sich heute bei seiner Vernehmung als Angeklagter im Telekom-Prozess rund um die Kursmanipulation im Februar 2004 verteidigt und die Anklagevorwürfe entschieden zurückgewiesen. Er sei nicht schuldig, er habe den mitangeklagten Euro-Invest-Banker Johann Wanovits nicht gekannt und von Gegengeschäften nichts gewusst, betonte Sundt am Dienstag. Seine eigene Prämie aus dem Mitarbeiterprogramm in Höhe von 390.000 Euro (brutto) hat Sundt bis heute der Telekom nicht zurückgezahlt. "Eine Rückzahlung wäre ein Schuldeingeständnis und davon distanziere ich mich meterweit".

Am zweiten Tag des Telekom-Prozesses rund um die Kursaffäre hat der mitangeklagte Ex-Prokurist der Telekom Austria, Josef Trimmel, die angeklagten Ex-Vorstände Rudolf Fischer und Stefano Colombo belastet.

Demnach gaben diese den Auftrag an den mitangeklagten Euro Invest-Banker Johann Wanovits, den Kurs der Telekom-Aktie zu heben und damit ein Mitarbeiteroptionsprogramm auszulösen. Mittelsmänner zwischen den Vorständen und Wanovits waren Telekom-Bereichsleiter Gernot Schieszler und er selber, schilderte Trimmel.

Für den ebenfalls mitangeklagten Ex-Generaldirektor Heinz Sundt, dem die Anklage so wie Fischer und Colombo Untreue gegenüber der Telekom mit einem Schaden von über 10 Mio. Euro vorwirft, waren Trimmels Aussagen hingegen entlastend. Schieszler ist in dem Verfahren nicht angeklagt, er strebt eine Kronzeugenregelung an und wird nächsten Montag als erster Zeuge befragt.

Sundt: "Rückzahlung von Prämie wäre Geständnis"

Ex-Telekom-Generaldirektor Heinz Sundt hat sich bei seiner Vernehmung als Angeklagter im rund um die Kursmanipulation im Februar 2004 verteidigt und die Anklagevorwürfe entschieden zurückgewiesen. Er sei nicht schuldig, er habe den mitangeklagten Euro-Invest-Banker Johann Wanovits nicht gekannt und von Gegengeschäften nichts gewusst, betonte Sundt am Dienstag. Seine eigene Prämie aus dem Mitarbeiterprogramm in Höhe von 390.000 Euro (brutto) hat Sundt bis heute der Telekom nicht zurückgezahlt. "Eine Rückzahlung wäre ein Schuldeingeständnis und davon distanziere ich mich meterweit".

Auch heute, in Kenntnis aller Vorwürfe, sehe er strafrechtlich keinen Anlass, die Prämie zurückzuzahlen, sagte Sundt dem Privatbeteiligtenvertreter der Telekom, Norbert Wess. Andere Ansprüche seien im zivilrechtlichen Rahmen abzuhandeln. Der derzeitige Telekom-Generaldirektor Hannes Ametsreiter, der in der Causa im Gegenteil zu Sundt nicht verfolgt wird, hat seine Mitarbeiterprämie hingegen nach Bekanntwerden der Kursmanipulation zurückgezahlt.

Die Telekom hat für das Mitarbeiterprogramm 8,8 Mio. Euro aufgewendet. Das Programm wurde durch einen Kurssprung der Aktie im letzten Moment, in der Schlussauktion am 26. Februar 2004, ausgelöst. Der mitangeklagte Euro Invest-Banker Johann Wanovits hatte Aktien in großem Ausmaß gekauft und dafür später von der Telekom mindestens eine Million Euro erhalten, Teile davon in Bargeld überreicht am Wiener Naschmarkt, so die Anklage.

Regelmäßige Kurspflege

Sundt schilderte heute, wie der damalige Telekom-Vorstand seit dem Börsegang des Unternehmens im Oktober 2000 regelmäßig Kurspflege betrieben habe, indem man Road-shows veranstaltete und international sowie national potenzielle Investoren umwarb. Die Telekom-Aktie habe sich im Vergleich zu anderen Telekom-Titeln gut entwickelt. Ein Versuch, Siemens mit einer Beteiligung ins Boot zu holen, sei aber nicht gelungen, bedauerte Sundt. "Das Verständnis für Osteuropa wäre bei Siemens größer gewesen als auf den amerikanischen Märkten, die ständig Sofia mit Belgrad verwechselt haben".

Auch in den entscheidenden Tagen für das Mitarbeiteroptionsprogramm, also im Februar 2004, sei über potenzielle Investoren gesprochen worden. Einen "Druck" auf Finanzvorstand Stefano Colombo habe er jedoch nicht ausgeübt, meinte Sundt. Der als Kronzeuge agierende Ex-Controlling-Chef Gernot Schieszler gab in seinen Einvernahmen an, Sundt habe Druck auf Colombo ausgeübt, um das Kursziel - Durchschnittskurs über 11,70 Euro - doch noch zu erreichen.

"Nie von Gegengeschäften die Rede"

Sundt dementierte, dass in seiner Gegenwart im Vorstand von einem Investor gesprochen worden sei, der Aktien gegen ein Gegengeschäft kaufen würde. An so etwas könne er sich nicht erinnern. Sundt wurde diesbezüglich von seinem früheren Co-Vorstand Rudolf Fischer belastet. Von "Gegengeschäften" mit einem Investor sei nie die Rede gewesen, so der Ex-Telekom-Chef. Für ihn sei ein Gegengeschäft etwas Anstößiges. In Ordnung wäre es hingegen, wenn ein Investor in die Aktie auf eine Lieferantenliste käme, woraus sich ein Vertrag ergeben könne oder auch nicht.

Die Kursbeobachtung in der entscheidenden Februar-Woche 2004 habe bei ihm den Verdacht geweckt, dass jemand den Kurs drücken wolle, sagte Sundt in der Befragung durch Staatsanwalt Hannes Wandl. "Wir hatten den Verdacht gegen Merrill Lynch, der hat sich nicht bewahrheitet". Die US-Investmentbank hatte damals nicht gegen die Aktie spekuliert, weil sie das Risiko schon verkauft habe.

"Grassers Name wurde verdrängt"

Sein Verhältnis mit dem damaligen Eigentümervertreter (Grasser, Anm.) sei nie gut gewesen, schilderte Sundt: "Wir hatten ein chronisch gestörtes Verhältnis". Auf Nachhaken des Richters Michael Tolstiuk konnte er den Namen des damaligen Finanzministers, Karl-Heinz Grasser, nicht nennen. "Ich habe den Namen so verdrängt, dass er mir gar nicht mehr eingefallen ist", erklärte Sundt seinen Gedächtnisverlust.

Den Lobbyisten Peter Hochegger, der in der Causa eine Schlüsselrolle spielt, kennt Sundt gut, befreundet sei er aber mit ihm nicht. Er habe Hochegger schon ab 1996, in der Mobilkom-Zeit, immer wieder für Öffentlichkeitsarbeit, Pressekonferenzen etc. eingesetzt.