Niederösterreich

Trio betrieb in Weinkeller in NÖ ein Profi-Drogenlabor

Im Bezirk Mistelbach wurde ein professionelles Drogenlabor von der Polizei ausgehoben. Der Chemiker (29) ist flüchtig, ein Duo ist in Haft.

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Drogenlabor und flüchtiger Chemiker (29)
Drogenlabor und flüchtiger Chemiker (29)
LPD NÖ, istock

"Breaking Bad" mitten im beschaulichen Weinviertel: Ein Trio (29, 30, 35) aus Österreich hatte beschlossen, professionell Drogen herzustellen, mietete dafür extra einen Weinkeller im Bezirk Mistelbach an. Der Bevölkerung kam das schräge Trio suspekt vor und meldete der Polizei die Beobachtungen.

Testphase

Die ganze Geschichte: Die drei Beschuldigten hatten Anfang des Jahres 2019 beschlossen, gemeinsam in Österreich Suchtmittel herzustellen, zumal es sich bei dem 29-jährigen Haupttäter um einen ausgebildeten Chemiker handelt. Die Tätergruppe bestellte in China über das Internet verschiedene Chemikalien und Drogenausgangsstoffe in kleineren Mengen. Bis Juli 2020 wurden verschiedene Experimente und Versuche in einem kleineren Versuchslabor in einer Wohnung in Wien 19. durchgeführt.

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    Drogenlabor im Weinviertel
    Drogenlabor im Weinviertel
    LPD NÖ

    Dabei versuchten die Beschuldigten, verschiedene Suchtmittel wie Amphetamin/Methamphetamin, MDMA, synthetisches Cocain und Mephedron (4-MMC) herzustellen. Aufgrund der verfügbaren Chemikalien, Drogenausgangsstoffe, Laborausrüstung sowie der Synthesewege kamen sie zu dem Entschluss, dass die Herstellung von Mephedron (in der Szene unter Bubbles, MMC Hammer, Meph , Meow bekannt - nicht zu verwechseln mit Meth; Mephedron wurde im Internet teils als Badesalz vertrieben, Anm.) am einfachsten wäre.

    Hauptdroge Meph

    Das selbst hergestellte 4-MMC wurde vom Trio getestet und hatte einen Reinheitsgehalt von 99,3 Prozent. Gleichzeitig suchte die Tätergruppe Vertriebswege für den Verkauf des von ihnen hergestellten 4-MMC. Über verschiedene Chat-Räume im Darknet und Messenger-Dienste wurde Kontakt zu eventuellen Abnehmern in Neuseeland hergestellt und mit diesen Probelieferungen vereinbart.

    Weinkeller gekauft

    Im Juli 2020 wurde von der Bande ein aufgelassener Weinkeller in Walterskirchen, Bezirk Mistelbach, angekauft und in diesem das Labor in größerem Ausmaß eingerichtet. Die Laborgeräte sowie technischen Geräte bestellten sie bei diversen Firmen in Deutschland und China. Größere Mengen an Chemikalien wurden online bei verschiedenen Firmen in China bestellt.

    Studenten angeworben

    Zur Verschleierung der Tathandlungen wurden als Zustelladressen in Österreich über Job-Portale extra Studenten angeworben. Die Studenten übernahmen die Pakete und folgten sie der Tätergruppe aus. Ein Teil der Pakete war auch an leerstehende Wohnungen in Wien, an Fantasienamen adressiert.

    Weiters organisierte das Trio den Schmuggel des 4-MMC nach Neuseeland. Zu diesem Zweck wurden Aludosen-Rohlinge, eine Dosen-Druckmaschine und eine Maschine zum Verschließen der Alu-Dosen angekauft. Sie beauftragten eine Online-Firma in der Ukraine mit dem Design des Dosendrucks.

    600 Kilo Chemikalien

    Ab Dezember 2020 stellten die Beschuldigten im Labor im Weinkeller in Walterskirchen eine Gesamtmenge von rund 4.000 bis 5.000 Gramm 4-MMC her. Davon schmuggelten sie in zwei Lieferungen eine Menge von cirka 3.000 Gramm 4-MMC zu den Abnehmern nach Neuseeland. Zum Schmuggeln wurde das pulverförmige 4-MMC mittels chemischer Prozesse verflüssigt und in die bedruckten Getränkedosen abgefüllt. Mittels Paketdiensten gingen die Getränkedosen dann weiter nach Neuseeland.

    Bei den Durchsuchungen im Labor und in verschiedenen Wohnungen in Wien, konnte eine große Menge (500 bis 600 Kilogramm) diverser Chemikalien, Drogenausgangsstoffe, Lösungsmittel zur Drogenherstellung, technisches Equipment udgl. sichergestellt werden.

    Weiters gelang die Sicherstellung einer größeren Sendung von Drogenausgangsstoffen für die Tätergruppe durch die belgischen Behörden.

    Abbau gefährlich

    Die Aufarbeitung, die Sicherstellung sowie der Abbau des Drogenlabors waren für die eingesetzten Beamten sehr gefährlich und zeitaufwendig. Teilweise konnten diese Arbeiten nur mit Schutzausrüstung durchgeführt werden. Die Täter verwendeten bei der Drogenherstellung teilweise Schutzkleidungen und Gasmasken.

    Chemiker flüchtig

    Die sichergestellten Chemikalien und Drogenausgangsstoffe würden für die Herstellung von weiteren ca. 100 bis 110 Kilogramm 4-MMC ausreichen. Diese hätten von der Tätergruppe ebenfalls als Fertigprodukt oder als Vorläuferprodukt nach Neuseeland geschmuggelt werden sollen. Mit den gelagerten Rohstoffen hätte die Bande Drogen im Wert von knapp fünf Millionen Euro produzieren können.

    Der 29-jährige Haupttäter Nicolas R. ist derzeit noch flüchtig (siehe Foto oben), Hinweise erbeten. 

    Minister gratuliert

    „Dieser Fall zeigt einmal mehr die Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit, aber auch der Ermittlungskompetenz im virtuellen Bereich auf. Dieser besondere Form der Suchtmittelkriminalität werden wir daher in Zukunft durch zusätzliche technische Ressourcen und speziell ausgebildetem Personal einen besonderen Schwerpunkt in der Bekämpfung widmen. Mein besonderer Dank gilt den Ermittlern für ihre akribische Ermittlungsarbeit“, so Innenminister Karl Nehammer (VP)-