"Wissen, was wir tun"

Trotz Lebensgefahr – Hunderte bleiben im Hurrikangebiet

Hurrikan Milton wird bald auf Florida treffen. Obwohl zur Evakuierung aufgerufen wird, gibt es zahlreiche Bewohner, die in ihren Häusern verharren.

20 Minuten
Trotz Lebensgefahr – Hunderte bleiben im Hurrikangebiet
Unzählige Menschen haben ihr Zuhause verlassen und sich in Sicherheit gebracht.
BRYAN R. SMITH / AFP / picturedesk.com

Der Hurrikan Milton rollt auf das amerikanische Festland zu und wird voraussichtlich in den nächsten Stunden Florida treffen. Millionen von Menschen haben sich von den betroffenen Gebieten der Ost- und Westküste in Sicherheit gebracht. In den USA spricht man von einer der größten Evakuierungen in der Geschichte der Halbinsel. Bilder zeigen kilometerlange Autokolonnen aus den betroffenen Gebieten und überlaufene Tankstellen.

Am Dienstagabend betonte die Bürgermeisterin von Tampa bei CNN: "Wer sich dafür entscheidet, in einem der Evakuierungsgebiete zu bleiben, wird sterben." Dennoch: Auf Social Media gibt es diverse Anwohnerinnen und Anwohner, die entgegen Aufforderungen und Warnungen der Behörden in ihrem zu Hause zu verharren.

"Wir sind vorbereitet"

Eine von ihnen ist Grace (23) aus Tampa. "Ich lebe bereits seit 22 Jahren hier und meine Familie und ich evakuieren nicht", sagt sie auf Tiktok. Sie hätten schon viele Stürme erlebt, der Strom sei jedoch noch nie ausgefallen. Und auch im Notfall sei die Familie darauf vorbereitet, erzählt Grace. Andere Tiktok-User aus Florida rechtfertigen ihr Ausharren auf ähnliche Weise. Ein Bewohner von Bradenton sagt zum Beispiel, er bleibe, weil ihr Zuhause Hurrikan-sicher sei.

Eine Userin, die sich als "Florida Mom" bezeichnet, bleibt mit ihrer Familie ebenfalls im Hurrikangebiet. Ihr Grund: Sie lebten weit von der Küste entfernt. Es sei es für sie sicherer, in ihrem Haus zu bleiben, als dass ihnen auf der Straße das Benzin ausgehe und sie keinen Zufluchtsort mehr finden, sagt sie in einem Video. "Wir wissen, was wir tun."

"Der gefährlichste Wirbelsturm der letzten hundert Jahren"
"Helene war ein Weckruf", Milton allerdings sei im wahrsten Sinne des Wortes katastrophal. Mit diesen Worten beginnt die Bürgermeisterin Tampas ihre Warnung beim Sender CNN. Als Hurrikan der höchsten Stufe, das heißt 5 von 5, könnte Milton nicht gefährlicher skaliert werden. Experten sprechen von einem erheblichen Zerstörungspotenzial.
Laut dem National Hurricane Center (NHC) muss in den nächsten Stunden mit einer maximalen Windgeschwindigkeit von 270 Kilometer pro Stunde und Tornados gerechnet werden. Zudem sind lebensgefährliche Sturmfluten an der Küste und heftige Regenfälle zu erwarten. Präsident Joe Biden mahnte ebenfalls: "Es könnte einer der verheerendsten Wirbelstürme der letzten hundert Jahre sein."

"Vor allem Zugezogene flüchten"

Auch Bryan J. (52), der mit seiner Familie etwas außerhalb von Tampa lebt, evakuierte nicht sofort. "Lange war nicht klar, wo der Hurrikan genau auf Land stoßen würde. Wären alle in unserer Situation gleichzeitig geflüchtet, hätten wir allenfalls diejenigen behindert, die sich tatsächlich in Evakuierungszonen befanden", sagt der Amerikaner zu 20 Minuten.

Zudem erklärt er, dass es in Florida, besonders im Landesinneren, eine starke landwirtschaftliche Tradition und eine ausgeprägte Gemeinschaftskultur gebe. "Vor einem Hurrikan flüchten vor allem Zugezogene aus dem Norden oder Mittleren Westen. Einheimische wollen hingegen oftmals bleiben und denjenigen helfen, die ihr Haus aus verschiedenen Gründen nicht verlassen können."

Am Mittwoch um fünf Uhr morgens hätten Bryan und seine Familie dann die Meldung erhalten, dass der Hurrikan nicht wie zuvor erwartet zwei Stunden südlich von ihnen, sondern nur 30 Minuten entfernt auf Land treffen soll. "Dieser Hurrikan ist zu mächtig und unberechenbar. So haben wir uns dennoch entschieden weiter nördlich zu fahren." Als 20 Minuten mit ihm am Mittwochnachmittag (Ortszeit 9 Uhr) telefoniert, fährt Bryan bereits durch heftigen Regen.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Hurrikan Milton wird in den nächsten Stunden auf Florida treffen
    • Millionen von Menschen haben ihr Zuhause evakuiert, aber nicht alle
    • In den sozialen Medien erklären Anwohner, warum sie nicht evakuieren
    20 Minuten
    Akt.