Österreich

Trotz Protest: Stadtregierung hält an Standort fest

Heute Redaktion
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Trotz Protesten von Anrainern und der politischen Opposition hält Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) an dem geplanten Standort für die neue Drogenberatungseinrichtung in Wien-Alsergrund fest. Es sei eine gemeinsame Entscheidung der Wiener Suchthilfe und Experten gewesen. "Diese Entscheidung teile ich selbstverständlich", betonte Wehsely am Freitag im Gemeinderat.

Trotz und der politischen Opposition hält Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) an dem geplanten Standort für die neue Drogenberatungseinrichtung in Wien-Alsergrund fest. Es sei eine gemeinsame Entscheidung der Wiener Suchthilfe und Experten gewesen. "Diese Entscheidung teile ich selbstverständlich", betonte Wehsely am Freitag im Gemeinderat.

Der Standort sei nach einem internen, standardisierten Verfahren mit fixen fachlichen Kriterien von der Wiener Sucht- und Drogenkoordination ausgewählt worden, erklärte die Stadträtin bei der Beantwortung einer Anfrage der FPÖ im Zuge der Fragestunde.

Geprüft werde nicht nur die Eignung des Objektes und die Verkehrsanbindung, wichtig sei auch die hohe Wahrscheinlichkeit, dass das Angebot in dieser Gegend angenommen werde: "Wir machen das sicher nicht dort, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen." Eine Nähe zu Kindergärten und Schulen sei dabei aufgrund des dichten Netzes an Bildungseinrichtungen in Wien nicht zu verhindern.

"Leistbar muss es sein"

Ein Kriterium sei zudem, dass in dem Areal bereits kontinuierlich mobile Betreuungsarbeit stattfinde und dass - laut einer Umfeldanalyse - eine Szenebildung unwahrscheinlich sei. Auch bestehende Kooperationen mit den Magistratsabteilungen 42 und 48 sowie mit der Polizei sind Voraussetzung. Schlussendlich müsse auch der Eigentümer zustimmen, das Objekt für eine Suchthilfeeinrichtung zur Verfügung zu stellen. "Leistbar muss es auch sein", meinte Wehsely.

Erst nach Abschluss dieser internen Prüfung sei ihr der Standort vorgelegt worden, wenige Tage später habe sie die Bezirksvorstehung informiert, die sich solidarisch gezeigt habe, wiederum einige Tage später dann die Öffentlichkeit.

Gespräche mit Anrainern nicht vorgesehen

Gespräche mit Anrainern seien - egal ob es nun um Einrichtungen für Drogenkranke, Obdachlose oder Flüchtlinge oder auch einen Kinderspielplatz gehe - in diesem Prozedere nicht vorgesehen. "Im Grunde finden es alle wichtig, dass solche Einrichtungen bestehen, aber niemand will sie in der direkten Nachbarschaft haben", erklärte Wehsely dieses Vorgehen. Befrage man die Bevölkerung im Voraus, würde es "viele, viele Einrichtungen gar nicht mehr geben".

Grundsätzlich versuche man, Standorte solidarisch über alle Bezirke zu verteilen, so die Stadträtin. Derzeit befänden sich in 13 Wiener Bezirken Sucht- und Drogenberatungseinrichtungen. Weitere seien derzeit nicht geplant: "Wir beobachten aber natürlich die Situation und die Bedarfsentwicklung." An allen bestehenden Adressen erlebe man jedenfalls "verstärkte soziale Kontrolle", eine größere Gefährdung gebe es dagegen nirgends, betonte Wehsely.

"Nein zum Drogenzentrum im Wohngebiet"

Auf wenig Verständnis stieß Wehsely mit ihren Ausführungen bei der Rathausopposition: Die FPÖ hielt geschlossen kleine Plakate mit der Aufschrift "Nein zum Drogenzentrum im Wohngebiet" in die Höhe.

Die ÖVP kritisierte vor allem die mangelnde Einbindung der Anrainer: "Offenbar besteht seitens der Stadtregierung keinerlei Verständnis für die berechtigten Sorgen und Anliegen der ansässigen Bevölkerung, wieder einmal wird seitens Rot-Grün über die Bürgerinnen und Bürger drüber gefahren", so Gemeinderätin Ines Schneider in einer Aussendung.