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Trump zu 155.000 Corona-Tote: "Tja, es ist wie es ist"

Ein US-Reporter des Portals Axios trieb Trump in einem Interview zum verlauf der Corona-Pandemie mit Fakten in die Enge. Heftige Kritik folgte.

Leo Stempfl
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Etwas verdutz reagiert Trump auf den Hinweis, dass seine Zahlen nicht auf die Bevölkerung gerechnet sind.
Etwas verdutz reagiert Trump auf den Hinweis, dass seine Zahlen nicht auf die Bevölkerung gerechnet sind.
Screenshot Twitter/ Axios on HBO

Im Gespräch mit Jonathan Swan, einem Reporter des Online-Portals "Axios", sagte US-Präsident Donald Trump, die USA hätten in der Pandemie in zahlreichen Kategorien niedrigere Werte als Europa und der Rest der Welt. "Schauen Sie hier", meinte Trump und zeigte zum Beweis auf verschiedene Ausdrucke von Statistiken.

Der Journalist hielt entgegen, dass sich der Präsident auf den Anteil der Corona-Toten an der Zahl der in den USA gemeldeten Fälle beziehe anstatt den Bezug zur Gesamtbevölkerung herzustellen. «Ich spreche aber über Anzahl Todesfälle in Bezug zur Bevölkerung. Dort sind die USA wirklich schlecht", sagte Swan. "Das können Sie nicht machen", widersprach Trump. "Sie müssen sich auf die Fälle beziehen."

"Tja, es ist wie es ist"

Swan warf dem US-Präsidenten vor, seine Wählerschaft in die Irre zu führen. "Ich war an vielen ihrer Wahlveranstaltungen dabei", so der Reporter. "Ihre Wähler hören Ihnen genau zu, sie glauben jedes Wort, das Sie ihnen sagen. Also wenn sie behaupten, dass alles unter Kontrolle ist, dass ein Mundschutz nicht nötig sei…. ich meine, es sind mehrheitlich ältere Menschen, die Ihnen folgen."

Dazu Trump: "Nun, wie definieren Sie Kontrolle? Ich finde, die Situation ist unter Kontrolle."
Der Journalist antwortete empört: "Wie? Tausende US-Amerikaner sterben pro Tag", sagte Swan.
Trump zeigte sich unbeeindruckt: "Sie sterben, das ist wahr. Tja, es ist wie es ist", meinte Trump nachdrücklich. Dies bedeute jedoch nicht, dass nicht alles, was möglich sei, gegen das Virus unternommen werde.

Zahlreiche Nutzer kommentierten im Kurzmitteilungsdienst Twitter am Dienstag, Trump versuche, die Zahlen herunterzuspielen. Der knapp drei Minuten lange Clip erzielte binnen eines Tages mehr als 25 Millionen Aufrufe.

155.000 Corona-Tote in den USA

In den USA mit rund 330 Millionen Einwohnern sind bislang mehr als 155.000 Menschen in Verbindung mit einer Coronavirus-Infektion gestorben, wie aus den Daten der Universität Johns Hopkins in Baltimore hervorgeht. Bislang gibt es rund 4,7 Millionen bestätigte Infektionen mit dem Erreger Sars-CoV-2 – in absoluten Zahlen mehr als in jedem anderen Land der Welt. Gemessen an der Gesamtbevölkerung schneiden Länder wie Italien, Spanien und Grossbritannien schlechter ab.