Skandal um Sternsinger

Tür zugeschlagen: "Ohne Schwarzen kommt ihr nicht rein"

Weil keines der Kinder schwarz geschminkt war, verweigerten mehre Anwohner aus dem steirischen Tillmitsch den Besuch der Sternsinger.

David Winter
Tür zugeschlagen: "Ohne Schwarzen kommt ihr nicht rein"
Viel österreichische Pfarren sehen davon ab, den Sternsingern die Gesichter schwarz zu schminken. Einigen Steirern scheint dies nicht zu gefallen – sie schlugen deshalb die Tür zu.
EVA MANHART / APA / picturedesk.com

Trauriger Eklat zum Jubiläum. Im siebzigsten Jahr ziehen die Sternsinger heuer von Haus zu Haus, um Spenden für Hilfsprojekte zu sammeln. 85.000 Kinder sind hierzulande heuer als Casper, Melchior und Balthasar im Einsatz. Viele Pfarren verzichten inzwischen auf die Tradition, den meist Kindern die Gesichter schwarz anzumalen. Das gefällt offenbar nicht allen – in Tillmitsch wurden ungeschminkten Sternsingern deshalb die Tür zugeschlagen.

Im steirischen Bezirk Leibnitz kam es bei der Dreikönigsaktion zu Unstimmigkeiten zwischen den Sternsingern und ihren Begleitern sowie Anwohnern, berichtet die "Kleine Zeitung". Mehre Haushalte in Tillmitsch sollen den Sternsinger-Besuch verweigert haben. Die Begründung ist der Hammer: Man verweigerte den Kindern den Zutritt, weil keines der Kinder mit dunkler Hautfarbe geschminkt war! 

Wenn ihr keinen Schwarzen dabei habt, brauchts garnet erst reinkommen
Eine Frau aus Tillmitsch (Steiermark) dazu, warum sie den Sternsingern den Zutritt verweigerte 

"Wenn ihr keinen Schwarzen dabei habt, brauchts garnet erst reinkommen", äußerte eine Frau wutentbrannt, erzählt die Sternsinger-Begleiterin. "Wo ist euer Mohr? Ihr habt keinen? Dann auf Wiederschaun!", soll ein Mann soll entgegnet haben. Ein dritter Haushalt habe die Sternsinger erst nach Diskussionen über Hautfarben eingelassen, heißt es.

Geht so christliche Nächstenliebe in Tillmitsch? Sternsinger-Begleiterin Michaela zeigte sich gegenüber der der "Kleinen Zeitung" schockiert. "Diese Kinder haben sich in ihrem Leben noch niemals Gedanken über ,schwarz‘, ,rot‘, ,gelb‘ oder ,weiß‘ gemacht, weil sie es weder von den Eltern noch im Kindergarten und der Volksschule je gehört haben“, erklärt Kriegl. Die Südsteirin kritisiert das Verhalten der Anwohner. "Ich finde es unter jedem Anstand, vier Kindern, die sich lange auf diesen Tag vorbereitet haben, frühmorgens in den Ferien aufgestanden sind, um in ihrer Freizeit Segen in die Häuser zu bringen, die Tür vor der Nase zuzuschlagen.“

Die Dreikönigsaktion läuft heuer vom 27.12.2023 bis zum 07.01.2024 im ganzen Land. 85.000 Sternsinger*innen und 30.000 Erwachsenen überbringen den Segen. Mit den Spenden aus der Sternsingeraktion werden jedes Jahr rund 500 Hilfsprojekte in Afrika, Asien und Lateinamerika. Seit Beginn der Sternsingeraktion 1954 konnten 520 Millionen Euro für Menschen in Armutsregionen der Welt gesammelt werden.

Bei Bundespräsident Alexander Van der Bellen und seiner Frau Doris Schmidauer waren die Sternsinger willkommen – auch ohne schwarz geschminkte Gesichter.
Bei Bundespräsident Alexander Van der Bellen und seiner Frau Doris Schmidauer waren die Sternsinger willkommen – auch ohne schwarz geschminkte Gesichter.
EVA MANHART / APA / picturedesk.com

Bibel nennt keine Hautfarben

Interessant: Die Darstellung der "heiligen drei Könige" wie man sie heute kennt, ist laut dem katholischen Nachrichtenportal "katholisch.de" nicht Ursprung der Bibel, sondern vielmehr "Volksglaube und Hinzudichtung". Demnach schreibt die Bibel lediglich über "Sterndeuter aus dem Osten", die nach Jerusalem kamen als Jesus geboren wurde. Von Königen sei nicht die Rede gewesen. Die Namen Caspar, Melchior und Balthasar sollen sich erst später eingebürgert haben. Und auch die schwarze Darstellung eines Könige kam erst später.

Heute bezeichnet man die Darstellung schwarzer Menschen durch geschminkte weiße Menschen als Blackfacing. Sie soll aus varietéartigen Darbietungen (Minstrel Shows) im angelsächsischen Raum aus dem 19. Jahrhundert stammen. Weiße mimten durch ein schwarz gemaltes Gesicht und rot gefärbte Lippen schwarze Menschen und machten sich damit über Schwarze lustig. Die Praxis wird heute häufig als rassistisch eingestuft und kritisiert.

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