Minister-Besuch

Türkei-Präsident Erdogan rief verprügelten Schiri an

Schiedsrichter Halil Umut Meler wurde am Montag von einem türkischen Klub-Boss niedergeschlagen, Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan sprach mit ihm. 

Sport Heute
Türkei-Präsident Erdogan rief verprügelten Schiri an
Schiedsrichter Halil Umut Meler liegt im Krankenhaus.
Imago Images, Twitter

Eine Gewalt-Eskalation erschüttert den türkischen Fußball. Meler, ein erfahrener Unparteiischer, musste nach dem Spiel Ankaragücü gegen Rizespor von seinen Assistenten gestützt vom Platz gebracht werden, nachdem Ankaragücüs Klub-Boss Faruk Koca den Unparteiischen mit einem Schlag ins Gesicht niedergestreckt hatte. 

Rizespor kam in der Partie am Montagabend erst in der siebten Minute der Nachspielzeit zum 1:1-Ausgleichstreffer. Ein Umstand, der den Präsidenten des gastgebenden Vereins sichtlich auf die Palme brachte. Nach dem Schlusspfiff stapfte Koca wutentbrannt auf den Schiedsrichter, der sich nahe des Mittelkreises positionierte, zu, um wie üblich mit Spielern und Betreuern die Hände zu schütteln. Der 59-jährige Klub-Boss holte aber sofort zum Faustschlag aus und streckte den Unparteiischen nieder. Sofort bildete sich eine Menschentraube rund um den am Boden liegenden Schiedsrichter, Spieler und Funktionäre beider Teams konnten die Situation nach einigen Augenblicken klären. Zuvor traten noch zwei Männer auf den am Boden liegenden Referee ein. 

Haftbefehl erlassen

Am Ende stand Meler selbst wieder auf und verließ gestützt den Platz, er kam mit Kopfverletzungen, einem riesigen Bluterguss unter dem linken Auge, ins Krankenhaus. Für Koca und zwei weitere Mittäter, die auf den am Boden liegenden Schiedsrichter eingetreten haben sollen, hat die Gewalt-Eskalation jedenfalls ein Nachspiel. Gegen alle wurde ein Haftbefehl erlassen, Justizminister Yilmaz Tunc schrieb, dass allen die Verletzung eines Beamten vorgeworfen werde. Die spanische Liga ist nach dem Gewaltausbruch bis auf Weiteres gestoppt worden, die Schiedsrichter des türkischen Verbandes hätten sich demnach geweigert, zu pfeifen. Ankaragücü erklärte mittlerweile in einer Stellungnahme, man sei "traurig über den Vorfall" und man wolle sich "bei den türkischen Fußballfans und der gesamten Sportgemeinschaft entschuldigen." 

Besonders kurios: Erst im Oktober 2022 war Ankaragücü-Boss Koca mit einem Fair-Play-Preis ausgezeichnet worden. 

Telefonat mit Erdogan

Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hat sich bereits schnell zu Wort gemeldet und den tätlichen Angriff schwer verurteilt. "Sport bedeutet Frieden und Brüderlichkeit, Sport ist unvereinbar mit Gewalt. Wir werden niemals zulassen, dass Gewalt im türkischen Sport Einzug hält", meinte der 69-Jährige bei "X", ehemals Twitter. Und griff damit seinen Parteifreund Koca, der Gründungsmitglied von Erdogans Partei AKP war, direkt an. 

Um die Unterstützung für den Schiedsrichter zu demonstrieren, besuchte der türkische Innenminister Ali Yerlikaya den verletzten Unparteiischen im Spital. Dabei kam es auch zu einem Telefonat mit Erdogan. "Ich bin auch ein ehemaliger Schiedsrichter, ich verstehe ihn sehr gut. Dieser Vorfall hat uns alle traurig gemacht. Es ist eine Nacht der Schande für den türkischen Fußball", meinte Yerlikaya. 

red
Akt.