Davor hatte sich ein echtes Fußball-Drama abgespielt, entging die Türkei nur knapp einer Blamage. Denn Außenseiter Lettland jubelte in der 70. Minute über die überraschende Führung. Merih Demiral hatte ins eigene Tor getroffen. Serdar Dursun glich nur fünf Minuten später aus (75.), ehe Burak Yilmaz noch der erlösende 2:1-Siegtreffer aus einem Elfmeter gelang – in der neunten Minute der Nachspielzeit.
Kuntz zeigte sich nach seinem ersten Erfolg als türkischer Cheftrainer tief berührt. TV-Bilder fingen nach dem Spiel ein, wie der ehemalige deutsche U21-Teamchef gerührt über den Platz im Daugava-Stadion von Riga schlich.
Der 58-Jährige hielt sich die Hand vors Gesicht, wischte Tränen aus den Augen, ehe Kenan Kocak, der Kuntz im türkischen Team unterstützt, den sichtlich überwältigten Trainer in den Arm nahm.
"Es war ein besonderer Sieg", erklärte der Deutsche nur Minuten später. Nach dem 1:1 gegen Norwegen bei seiner Premiere hatte Kuntz nun erstmals über einen "Dreier" jubeln dürfen. "Es gab viele Meldungen. Über die mangelnde Mentalität und das mangelnde Selbstvertrauen. Das Team hat gezeigt, dass das nicht stimmt, sie haben an sich geglaubt", erklärte der Deutsche seine Tränen.
"Die Tatsache, dass dieser Sieg emotional und dramatisch war, macht ihn wichtig. Ich bin froh, dass sie den Kampf nie aufgegeben haben. Als Belohnung gibt es drei Punkte für die Türkei", schloss Kuntz.
Ob der Erfolg allerdings für ein WM-Ticket reicht, ist offen. Die Türkei bleibt Tabellen-Dritter, zwei Zähler hinter Norwegen. Die verbleibenden Spiele gegen Gibraltar und Montenegro müssen gewonnen werden, dabei muss die Türkei auf eine Pleite der Norweger hoffen.