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Erdogan zeigt in Berlin Islamistengruß

Heute Redaktion
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Die einen applaudieren und begrüßen den türkischen Machthaber mit wehenden Fahnden, die anderen rufen zum Boykott auf. Eine Geste Erdogans sorgt zudem für Wirbel.

Am Donnerstagmittag landete Recep Tayyip Erdogan gemeinsam mit seiner Frau Emine auf dem Berliner Flughafen Tegel. Tausende Polizisten rüsteten sich für den kontrovers diskutierten Staatsbesuch, für den zahlreiche Demonstrationen angekündigt sind. Die größte soll am Freitagnachmittag in Berlin stattfinden.

Schon am Donnerstag haben kleinere Gruppierungen von Erdogan-Gegnern ihrem Ärger Luft gemacht. In der Nordstadt haben sich einige Aktivisten vor dem türkischen Konsulat versammelt und die Kreuzung blockiert. In Berlin haben die Teilnehmer einer Anti-Erdogan-Demo mit Transparenten und in ihren Reden vor allem die Freilassung von in der Türkei inhaftieren Journalisten gefordert.

Aber nicht nur Proteste zeichnen den Besuch des zunehmend autoritär agierenden Machthabers. Viele Anhänger bejubelten die Ankunft Erdogans und begrüßten ihn vor dem Brandenburger Tor mit wehenden Türkei-Flaggen – aber nicht allein das.

Wirbel um Handbewegung: Islamistischer Gruß?

Wie mehrere deutsche Medien berichten, soll Erdogan von seinen Anhängern mit dem umstrittenen "Wolfsgruß" begrüßt worden sein. Dieser wird von rechtsextremen Türken gerne als Erkennungszeichen verwendet. Erdogan selbst habe mit dem Gruß der radikal-islamistischen Muslimbruderschaft (vier ausgestreckte Finger und den Daumen zur Handfläche abgewinkelt) geantwortet, als er sich in seiner Limousine am Weg zu seinem Hotel befand.

Via Twitter kursieren Bilder davon. Ob der sogenannte Rabia-Gruß, wie auf den Aufnahmen zu sehen, beabsichtigt war, ist unklar.

Die umstrittene Geste geht jedenfalls auf die blutige Niederschlagung eines Protests der islamistischen Muslimbrüder in Kairo zurück, bei der im August 2013 rund 1.000 Menschen ums Leben kamen. Das Militär hatte den Präsidenten und ehemals Vorsitzenden der Bruderschaft, Mohammed Mursi, abgesetzt. Danach gingen seine Anhänger auf die Straße und zeigten den Rabia-Gruß als Erkennungszeichen. Auch Erdogan verwendete wenige Tage nach jenem Massaker die Geste, um Protestler in Ägypten zu begrüßen. Ebenfalls nach dem Putschversuch im Juli 2016 zeigte der türkische Staatschef den Gruß.

Großkundgebung am Freitag

Wie geht es weiter? Am Freitag wird Erdogan den deutschen Präsidenten Frank-Walter Steinmeier treffen. Der Bundespräsident empfängt Erdogan am Morgen mit militärischen Ehren im Schloss Bellevue. Dort wird dem Staatschef am Abend auch die Ehre eines Staatsbanketts zuteil. Dieses boykottieren einige Politiker. Auch Merkel sagte ihre Teilnahme ab.

Die Kanzlerin wird den türkischen Präsidenten aber zu einem Mittagessen im Kanzleramt treffen. Im Anschluss daran ist eine Pressekonferenz geplant. Am Samstag wollen sich die beiden erneut bei einem Arbeitsfrühstück zusammensetzen, bevor Erdogan weiter nach Köln reist. Dort wird er die Zentralmoschee feierlich eröffnen, was im Vorfeld bereits für Diskussionen sorgte.

(red)