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Türkei bombardiert Stellungen in Syrien

Bei Luftangriffen auf türkische Verbände in Nordsyrien gab es über 20 Tote. Nun kam es zum Gegenschlag.

Heute Redaktion
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Als Vergeltung für Luftangriffe auf türkische Verbände in Nordsyrien mit mindestens 29 Toten hat die türkische Armee Stellungen der syrischen Regierungstruppen attackiert.

Die Stellungen der Truppen von Machthaber Bashar al-Assad seien in der Nacht zum Freitag aus der Luft und vom Boden aus angegriffen worden, teilte ein Sprecher des türkischen Staatschefs Recep Tayyip Erdogan mit. Die Angriffe würden fortgeführt, kündigte er an.

Zuvor war die Lage in der Rebellenhochburg Idlib in Syrien eskaliert. Offiziellen Angaben zufolge starben dort unter syrischem Beschuss mindestens 29 türkische Soldaten. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu telefonierte der türkische Außenminister Mevlut Cavusoglu mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg.

Stoltenberg rief die Konfliktparteien in Nordwestsyrien zur Deeskalation auf. Sie müssten die "gefährliche Lage" entschärfen und eine weitere Verschlimmerung der "schrecklichen humanitären Lage" in der Region vermeiden, erklärte Stoltenberg nach Angaben seiner Sprecherin Oana Lungescu.

Beistand der Nato angefordert

Die Türkei orderte Beistand von der Nato und der internationalen Gemeinschaft. "Wir rufen die gesamte internationale Gesellschaft dazu auf, ihre Pflichten zu erfüllen", hieß es in einer Stellungnahme des Kommunikationsdirektors von Präsident Recep Tayyip Erdogan, Fahrettin Altun, in der Nacht auf Freitag.

Der Sprecher von Erdogans Regierungspartei AKP, Ömer Celik, sagte im Fernsehen, die Nato müsse an der Seite der Türkei stehen. Gleichzeitig drohte er der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge kaum verhohlen damit, den Flüchtlingen im Land die Grenzen zu öffnen: "Unsere Flüchtlingspolitik ist dieselbe, aber hier haben wir eine Situation. Wir können die Flüchtlinge nicht mehr halten", sagte er. Es hatte in der Nacht in sozialen Medien Gerüchte gegeben, dass die Türkei ihre Grenzen bereits geöffnet habe.

Die Türkei macht für den Tod der Soldaten einen Luftangriff des syrischen Militärs verantwortlich. In Altuns Stellungnahme hieß es, die Türkei greife als Reaktion mit Boden- und Luftkräften "alle bekannten Ziele des Regimes" an. Celik sagte: "Das mörderische Regime und die, die es ermutigen, werden den Preis für diese Niedertracht auf die härteste Weise bezahlen."

Konvoi bombardiert

Der Vorsitzende der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman, sagte der Deutschen Presse-Agentur, syrische Kampfflugzeuge hätten einen Konvoi der Soldaten südlich der Stadt Sarakib bombardiert. Der einflussreiche US-Senator Lindsey Graham forderte angesichts der Eskalation eine Flugverbotszone in Idlib.

Idlib ist das letzte große Rebellengebiet in dem Bürgerkriegsland. Die Situation dort war jüngst eskaliert. Die Türkei unterstützt in dem Konflikt islamistische Rebellen. Mit Russland als Schutzmacht der syrischen Regierung hatte sie ein Abkommen getroffen, um in Idlib eine Deeskalationszone einzurichten und hatte dort Beobachtungsposten eingerichtet.

Waffenruhe gebrochen

Eigentlich gilt auch eine Waffenruhe. In den vergangenen Wochen war das syrische Militär mit russischer Unterstützung aber weiter in dem Gebiet vorgerückt. Hunderttausende sind auf der Flucht.

Nach UNO-Angaben sind seit Anfang Dezember fast 950.000 Menschen vor der Gewalt geflohen. Helfer beklagen eine katastrophale humanitäre Lage. Es fehlt an Unterkünften, Lebensmitteln, Heizmaterial und medizinischer Versorgung. Hilfsorganisation sprechen vom schlimmsten Flüchtlingsdrama seit Ausbruch des Bürgerkriegs vor fast neun Jahren.

Kremlchef Wladimir Putin dämpfte am Donnerstag die Hoffnungen auf einen vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan vorgeschlagenen Syrien-Gipfel, an dem auch Deutschland und Frankreich teilnehmen sollen. Erdogan wolle dort mit Putin, Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron über die Lage in Idlib reden.