Österreich

Türkische Predigerschule soll in Wien aufsperren

Heute Redaktion
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Bild: Imago

Die "Islamische Föderation Wien" (IFW) will in Wien-Simmering im Herbst eine private Imam-Schule in türkischer Sprache eröffnen, um dort Imame (Vorbeter) und Prediger auszubilden. Das berichten die "Salzburger Nachrichten" in ihrer Mittwochsausgabe. Für VP-Integrationsminister Sebastian Kurz ist dies "der völlig falsche Weg".

: Die "Islamische Föderation Wien" (IFW) will in Wien-Simmering im Herbst eine private Imam-Schule in türkischer Sprache eröffnen, um dort Imame und Prediger auszubilden. Das berichten die "Salzburger Nachrichten" (SN) in ihrer Mittwochsausgabe. Für VP-Integrationsminister Sebastian Kurz ist dies "der völlig falsche Weg".

Die "Imam Hatip"-Schulen sind Berufsfachgymnasien des türkischen Staates für die Ausbildung zum Imam und islamischen Prediger. "Der Grundgedanke ist, dass wir Imame auch in Österreich ausbilden und dadurch bessere Imame bekommen", sagt Yakup Gecgel, Sprecher der Islamischen Föderation. In Wien-Simmerung wird bereits an einem Bildungszentrum gebaut, das auch die künftige Schule beherbergen soll. Geplant sind rund 80 Schüler pro Lehrgang, sagte Gecgel.

Gerüchte, dass Erdogans AKP viel Geld für die Privatschule in Wien zur Verfügung stelle, dementiert Gecgel. "Die Finanzierung der Schule soll über den Verein erfolgen. Die Schüler werden auch ein Schulgeld zahlen müssen", sagt er.

Sebastian Kurz: "Falscher Weg"

"Das ist der völlig falsche Weg", sagte Minister Sebastian Kurz (ÖVP). Er setzt sich schon  seit langem für eine Imamausbildung in Östereich ein - aber an den öffentlichen Unis und in deutscher Sprache. Kurz möchte möchte "eine Imam-Ausbildung, die österreichisch, öffentlich und transparent ist", zitieren die "Salzburger Nachrichten". Geplant wird von der Islamischen Föderation das Gegenteil: türkisch und als Privatschule angelegt. Deutsch würde als Fremdsprache angeboten. Einen Staatsvertrag zur Anerkennung der Schule lehnt Kurz ab.

Kein Antrag im Ministerium

Das Bildungsministerium wurde über den Plan der Islamischen Föderation, eine türkischsprachige Privatschule in Wien zu errichten, bisher nicht informiert. Das sagte eine Sprecherin von Ministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) am Mittwoch.

Ablehnung von Grünen und FPÖ

Die Grünen deponieren ein "klares Nein zu importierter Imame-Ausbildung". "Die Ausbildung von Imamen für österreichische MuslimInnen sollte in Österreich transparent, öffentlich und in der Landessprache auf einer österreichischen Hochschule erfolgen", forderte Integrationssprecherin Alev Korun am Mittwoch in einer Aussendung. Die Regierung solle sich ihre Pläne dazu nicht durchkreuzen lassen.

Auch FP-Obmann Heinz-Christian Strache forderte am Mittwoch die Verhinderung des Projekts. Er verwies darauf, dass die Islamische Föderation der nationalistischen Milli-Görüs-Bewegung nahe stehe. "Diese Privatschule, in der Deutsch nur Fremdsprache ist und die nach erfolgreicher Ausbildung Zeugnisse der türkischen Schulbehörde verteilen will, muss unter allen Umständen verhindert werden", so Strache.

Islamische Föderation verteidigt Projekt

Bei der Schule würde es sich nicht um eine "Predigerschule" im eigentlichen Sinn handeln, so Specher Yakup Gecgel am Mittwoch. Zudem sei vorerst eine konfessionelle Privatschule ohne Öffentlichkeitsrecht geplant - die Bildungsabschlüsse wären in Österreich also nicht anerkannt. Beginnen soll die Ausbildung nach Absolvierung der neunjährigen Schulpflicht. Vorgesehen sei zwar ein theologischer Schwerpunkt, nicht aber eine verpflichtende Predigerausbildung. Diese soll den bis zu 80 Schülern lediglich bei Interesse angeboten werden.

Das Öffentlichkeitsrecht beantragen will man laut Gecgel vorerst nicht (damit verbunden wäre neben der Anerkennung der Bildungsabschlüsse auch die Übernahme der Lehrerkosten durch den Staat, Anm.). Der Abschluss würde aber in der Türkei anerkannt. Abzuwarten ist nach Angaben des Sprechers der Islamischen Föderation auch, ob sich überhaupt genügend Schülerinnen und Schüler für das Projekt melden.

Untergebracht werden soll die Schule Gecgels Angaben zufolge am Areal eines in der Florian Hedorfer-Straße in Wien-Simmering geplanten Bildungszentrums. Dort soll neben der Schule auch Erwachsenenbildung und Jugendarbeit angeboten werden.
Die Islamische Föderation ist die zweitgrößte türkisch-muslimische Verinigung in Österreich und koordiniert die Vereine der Milli-Görüs-Bewegung in Österreich, die wegen türkisch-nationalistischen Tendenzen umstritten ist.