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Tutanchamuns Pharaonen-Dolch kommt nicht von der Erde

Neue Erkenntnisse über den mysteriösen Dolch des Pharaos Tutanchamun sorgen für Aufsehen. Das Material seiner Klinge stammt nicht von der Erde.

Roman Palman
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Die Entdeckung des tausende Jahre unberührt gebliebenen Grabes des ägyptischen Pharaos Tutanchamun in den 1920er Jahren war eine unbeschreibliche Sensation. Neben der Mumie des vor 3.300 Jahren verstorbenen Herrschers wurden zahlreiche Grabbeigaben von unschätzbarem Wert gefunden. Darunter auch ein Dolch, der seither der Wissenschaft Rätsel aufgab.

Der Dolch besteht nämlich aus Eisen, ein Material, das eigentlich erst seit etwa 1.200 vor Christi – also über 100 Jahre später – breitere Verwendung fand. Zu den Lebzeitens des Pharaos war es noch sehr selten, weshalb es nicht wundert, dass ihm der besondere Dolch auf seiner Reise in das Totenreich mitgegeben wurde.

Untersuchungen im Jahr 2016 zeigten dann, dass dieses Eisen nicht aus Ägypten stammt. Jetzt ist klar: es stammt nicht einmal von der Erde!

Milliarden Jahre altes Eisen aus dem All

Bei einer weiteren Analyse mit Röntgenstrahlen fanden Forscher nun auf beiden Seiten der 23 Zentimeter langen Klinge sogenannte Widmanstätten-Strukturen.

Diese kreuzschraffierte Struktur ist charakteristisch für Eisenmeteoriten vom Typus Oktaedrit. Sie kann sich nur bilden, wenn die Nickel-Eisen-Legierung über Millionen Jahre hinweg langsam abkühlt. Etwas, das auf der Erde gar nicht möglich ist.

Dass die Widmanstätten-Strukturen immer noch sichtbar sind, ist zudem ein Beweis dafür, dass die Klinge bei einer Temperatur von unter 950 Grad Celsius geschmiedet wurde.

Vermeintlicher Rost barg Überraschung

Auch die Zusammensetzung: Eisen, Nickel und Kobalt spricht für einen kosmischen Herkunft. Die geschwärzten Stellen boten für die Forscher eine Überraschung: 

"Wir haben auch kleine schwarze Flecken auf der Oberfläche gefunden", wird Studienmitautorin Tomoko Arai, eine Forscherin am Chiba Institute of Technology in Japan, durch "Gizmodo" zitiert. "Zuerst dachten wir, es sei Rost. Aber es stellte sich heraus, dass es sich um Eisensulfid handelte, das normalerweise als Bestandteil in Oktaedrit-Eisenmeteoriten vorkommt."

Um Gewissheit zu erhalten, verglichen die Wissenschaftler das Muster mit dem Schwert des früheren japanischen Kaisers Taisho, welches um 1898 ebenfalls aus Meteorit-Eisen geschmiedet wurde. Alles passte.

Aufnahmen der Wissenschaftler im Rahmen ihrer Studie.
Aufnahmen der Wissenschaftler im Rahmen ihrer Studie.
Takafumi Matsui,Ryota Moriwaki,Eissa Zidan,Tomoko Arai / doi.org/10.1111/maps.13787

Kosmisches Geschenk für einen König

Das Team glaubt, auch das Rätsel um die Herkunft Tutanchamuns Dolch gelöst zu haben. In den sogenannten Amarna-Briefen, 3.400 Jahre alte Tafeln, wird ein eiserner Dolch in einer güldenen Scheide beschrieben.

Dieser wurde demnach Amenophis III., Tutanchamuns Großvater, von einem König von Mitanni, einem Reich im Norden des heutigen Syriens, geschenkt. Die Edelsteine am Griff wurden zudem mit Kalkputz gesetzt, eine Methode, welche damals in Mitanni üblich gewesen war.