Politik

TV-Aufreger – "Traurige Figur wie Kickl will Kanzler we

"Was will Herbert Kickl?" Diese Frage wurde nach der Absage des FPÖ-Chefs zum "Bürgerforum" kurioserweise Ex-FP-Chef Heinz-Christian Strache gestellt.

"Pro und Contra Spezial" am 3. Oktober 2023. Die Teilnehmer lieferten sich eine brutale Wortschlacht. 
"Pro und Contra Spezial" am 3. Oktober 2023. Die Teilnehmer lieferten sich eine brutale Wortschlacht. 
Screenshot PULS24

Aus dem "Bürgerforum" auf Puls 24 wurde am Dienstagabend ein "Pro und Contra". Der Grund: "Das Herbstgespräch-Format passt aktuell nicht ins Konzept der politischen Herbstarbeit der FPÖ", hieß es von FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker, in der Aussendung war zudem die Rede davon, dass es sich "um einen linken Sender" handle, der in der Vergangenheit den Kampf gegen die Inhalte und Positionen der FPÖ zu einer zentralen Aufgabe gemacht habe. So nahm auch nicht Kickl in der "Luftburg Kolarik" im Wiener Prater Platz, sondern wurde kurioserweise von Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache "vertreten".

"Karl Nehammer ist für sein Amt gänzlich ungeeignet"

An Straches Seite außerdem zu Gast: Ex-Grünen- und -Liste-Pilz-Chef Peter Pilz, Frauke Petry, die frühere Chefin der rechtsextremen deutschen AfD und der Journalist Claus Pandí. Moderiert wird die Sendung von Gundula Geiginger. "Ich habe keinen Kontakt zu Herbert Kickl", so Strache zum Auftakt, bei "diversen öffentlichen" Wortmeldungen habe sich gezeigt, dass Kickl "wohl ein Problem mit meiner Person" habe – Strache habe aber seinen "persönlichen Frieden gefunden". Kickl habe unter dem ehemaligen FPÖ-Politiker Jörg Haider "unglaubliche Gaben und Talente gehabt", so Strache.

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    Nahm statt FPÖ-Chef Herbert Kickl bei Puls 24 Platz: Ex-FPÖ-Chef <strong>Heinz-Christian Strache</strong> im "Pro und Contra Spezial" am 3. Oktober 2023.
    Nahm statt FPÖ-Chef Herbert Kickl bei Puls 24 Platz: Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache im "Pro und Contra Spezial" am 3. Oktober 2023.
    Screenshot PULS24

    Kickl sei laut dem ehemaligen FPÖ-Chef immer ein Marketing-Profi gewesen und habe "den Eindruck gelebt, im Hintergrund bleiben zu wollen". Strache habe Kickl dann aufgebaut – dieser habe aber gar nicht Abgeordneter werden wollen, sei dies auf Drängen Straches dennoch geworden. Daraufhin schaltete sich Pandi ein: Die Frage sei nicht, was Kickl richtig mache, sondern was die anderen Parteien falsch machen würden. Karl Nehammer sei "für sein Amt gänzlich ungeeignet" und durch einen "Zufall der Geschichte" an seinen Platz "gespült" worden, so sein Sager.

    "Es ist erschütternd für dieses Land, dass eine traurige Figur wie Kickl Kanzler werden kann"

    Die NEOS wiederum müssten laut Pandi darauf warten, ob sie Mehrheitsbeschaffer in einer Ampel sein dürften, die SPÖ kämpfe am meisten mit sich selbst. Pandis knallharte Analyse: "Es ist wirklich erschütternd für dieses Land, dass eine wirklich traurige Figur wie Kickl Erster sein kann." Und: "Es ist offenbar eine ungünstige Planetenkonstellation der Parteien." Er profitiere von der "Schwäche der anderen", so der Journalist. Petry wiederum sah die Causa sachlich: Wähler könnten nicht anderes tun, als den "Unmut" über die anderen Parteien zum Ausdruck zu bringen, wenn sie deshalb Kickl und die FPÖ wählen würden, müsse man das akzeptieren – aber auch "die Konsequenzen ertragen".

    Pilz ortete immer dieselbe Reihenfolge bei der FPÖ, er habe Haider, Strache und Kickl erlebt und es habe bei der FPÖ immer das Muster "Oppositionsbank, Regierungsbank, Anklagebank" gegeben, "das gibt es nur bei der FPÖ". Es sei fast "wurscht", so Pilz, wen man an die Spitze der Freiheitlichen Partei stelle, sie gewinne in gewissen Situation aufgrund der Leistung der anderen Parteien. Was Pilz kurios fand: Die Spitäler stünden vor dem Zusammenbruch, Mieten und Energie seien nicht mehr leisten, es gebe keinen Plan für Schulen – und Menschen würden Kickl wählen wollen, der keinerlei Antworten darauf habe. 

    "Der selbsternannte Familienvater hat vor jungen Menschen die Hose voll"

    Für Pilz sei es unverständlich, wie man Kickl wählen könne, wen dem Wähler das genau gar nichts bringe. Strache wiederum warf ein, dass Ermittlungen in vielen Punkten gegen ihn eingestellt worden seien, der Ruf aber beschädigt werde. Pandis Konter: "Sie sind, glaube ich, acht Minuten hier und sind schon das Opfer", das sei die "alte Masche" der FPÖ. Zurück zu Kickl: Man könne über mehr Charme und Herzligkeit diskutieren, so Strache, den Erfolg dürfe man ihm aber nicht absprechen. Pilz dagegen spottete: "Der Volkskanzler fürchtet sich vor den Leuten, die da sitzen", Kickl sei ein selbsternannter "Familienvater", der vor jungen Menschen "die Hose voll hat". "Nicht einmal da traut er sich her", so Pilz.

    Detail am Rande: Ein Gast im "Studio" konfrontierte Pandi mit seiner Wortwahl, ihn habe gestört, dass er Kickl als "unsägliche Figur" bezeichnet hatte – Pandi zog diese Bezeichnung zurück und bezeichnete Kickl lieber als "Unglück für das Land". Strache ging schließlich auf die Annäherung der als rechtsextrem eingestufte Identitären und der FPÖ ein – Kickl argumentiere damit, dass die Identitären eine "nicht-linke NGO" seien, "das müsse legitim sein", solange gegen kein Gesetz verstoßen werde. Für Pilz dagegen sei es unvorstellbar, dass man auch nur daran denken könne, mit rechtsextremen oder neonazistischen Organisationen zusammenzuarbeiten. 

    "Man hat uns nicht nur unsere Selbstbestimmung genommen, sondern auch unsere Würde"

    Der Rest der Sendung geriet zur Wortschlacht – Pilz las Petry die Leviten, dass nur noch ewiggestrige Menschen den menschengemachten Klimawandel leugnen würden, Strache bezeichnete den Ex-Grünen wiederum als "giftigen Pilz" in der Klima-Diskussion. Hitzige Gefechte auch in Sachen Corona-Impfung und -maßnahmen: "Man hat uns nicht nur unsere Selbstbestimmung genommen, sondern auch unsere Würde", so eine Studio-Anwesende zu Lockdowns und Ausgangssperren.

    Pilz argumentierte, dass, wenn eine Gefahr für viele Menschen drohe, die Regierung nicht abwarten könne, bis die Menschen überzeugt seien, dass die Maßnahmen richtig seien. Er glaube, es sei gelungen, die Menschen zu schützen, die Wirksamkeit der Maßnahmen müsse aber aufgearbeitet werden. Ein weiterer Gast war "zwar nicht der Meinung" von Strache, befand aber, dass auf ihn in der TV-Runde "herumgetrampelt" werde – und verteidigte die Corona-Maßnahmen der Regierung, die viele Leben gerettet hätten. Petry kritisierte, dass das gesellschaftliche Klima "viele Menschen ausgegrenzt" und "über den Rand gebracht" hätte – Pilz konterte, dann solle die Ex-AfD-Frau doch einmal statt an Corona-Maßnahmengegner an Klimakleber denken.