Österreich

TV-Hetze: "Österreich raubt türkische Kinder"

Der AKP-nahe türkische TV-Sender aHaber betreibt regelmäßig Stimmungsmache gegen Österreich. Dabei werden oft Fakten verdreht oder weggelassen.

Heute Redaktion
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Stimmungsmache: "Österreich raubt türkische Kinder" berichtet der TV-Sender aHaber.
Stimmungsmache: "Österreich raubt türkische Kinder" berichtet der TV-Sender aHaber.
Bild: Screenshot

Das Verhältnis zwischen Österreich und der Türkei ist seit eingier Zeit sehr angespannt. Das zeigt sich auch darin, dass der türkische TV-Sender aHaber, der der Partei von Präsident Recep Tayyip Erdogan nahesteht, in den vergangenen Monaten wiederholt Stimmung gegen Österreich macht.

"Österreich raubt türkische Kinder" titelt das Magazin in einem Beitrag. Der Vorwurf: Der österreichische Staat nehme türkischen Familien die Kinder weg um sie in christliche Familien zu geben. Im Bericht geht es konkret um einen Fall in Wien.

Ein Familienvater berichtet davon, dass sein Neugeborenes vom Jugendamt an eine christliche Pflegefamilie gegeben wurde, weil er und seine Frau es "nicht oft genug im Spital besucht" hätten. Das Jugendamt kommt in dem Bericht von Reporter Ramazan Aktas – der auch Sprecher der AKP-Organisation UETD ist – nicht zu Wort. Der Familienvater dafür um so mehr. Er bat im Bericht die türkische Regierung um Hilfe.

Mehrere Betretungsverbote, Polizeieinsätze

Wie der "Kurier" berichtet, ist die Darstellung des Falles einseitig. Verschwiegen wird darin etwa, dass die Polizei mehrfach bei der Familie zur Streitschlichtung anrücken musste. Gegen den Vater wurden zudem Betretungsverbote ausgesprochen, weil er seine Frau bedroht und auch geschlagen haben soll, im Juni diesen Jahres gab es auch gegen seine Partnerin ein Betretungsverbot.

Aufgrund der Vorfälle stattete das Jugendamt der Familie einen Besuch ab und stellte eine massive Entwicklungsstörung einer der Töchter fest. Die vorgeschriebenen Termine in einem Ambulatorium zur Entwicklungsförderung hielten die Eltern aber ebenso wenig ein, wie jene bei Augen- und Zahnärzten. Das alles kommt im einseitigen Bericht des türkischen Senders nicht vor.

Die Eltern hatten überdies Ende Oktober eine Gerichtsverhandlung infolge einer Delogierungsklage "wegen ungebührlichen Verhaltens".

Eltern mit Pflege von Frühgeburt überfordert

Den zu früh geborenen Säugling besuchten die Eltern tatsächlich so gut wie nie im Spital, weshalb das Krankenhaus Gefährdungsmeldung erstatte. Als die Behörden wenige Tage vor der Entlassung des Kindes überprüfen wollten, ob die Familie auf den hohen Betreuungsaufwand des Kindes vorbereitet ist, zeigte sich, dass die Eltern weder Babynahrung, noch Gitterbett oder Windeln zu Hause hatten.

Aufgrund der Verfehlungen des Paares, der Wohnumstände sowie der mangelnden Vorbereitung auf die Pflege des Kindes kam das Baby schließlich zu einer Krisenpflegefamilie, wie das Jugendamt gegenüber dem "Kurier" bestätigte. Ob diese christlich sei, sei kein Auswahlkriterium, heißt es von den Behörden.

Laut Jugendamt sind die Kinder übrigens österreichische Staatsbürger. Insofern können türkische Ministerien wenig bewirken. (red)