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Lady Gagas Produzent holte Twerdy nach London

Heute Redaktion
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Stehenbleiben, zuhören, selig sein: Twerdy aus Breitenfurt macht Folk-Pop zum Ereignis – und das liegt (auch) an ihrer Stimme. Matt Lawrence produzierte ihre Debüt-EP.

Wenn Sie diese junge Frau hören – und das werden Sie früher oder später – dann halten Sie doch einfach kurz inne. Twerdy (eigentlich Veronika Twerdy aus Breitenfurt) ist Straßenmusikerin, U-Bahn-Star der Wiener Linien, Single-Mama, Weltenbummlerin, Stehaufmännchen, Berufene. Und: der neue Schützling von Grammy-Gewinner Matthew Lawrence (arbeitete u.a. mit Lady Gaga, U2), der in London ihre Debüt-EP "Minalia" produzierte.

Manager wimmelte sie beim ersten Versuch ab

Wie kam's? "Ich hab seine Nummer über drei Ecken im Internet gefunden und einfach angerufen. Dran war sein Manager, der mit mitteilte, dass Matt nicht mit Newcomern arbeitet. Ich hab mich richtig erschrocken und meinen Anruf sofort bereut." Das Selbstvertrauen war dahin. Twerdy bekam ihre Tochter Malia, verlor ihre große Liebe und gab ihr Bestes, sich finanziell über Wasser zu halten. In Wien war das kaum möglich, und so ging die junge Musikerin mit ihrem sieben Monate alten Baby in die Schweiz, um dort auf der Straße zu spielen. "Ich habe dort Freunde, die aufpassten, während ich sang", so Twerdy. "Ohne Verstärker zu spielen, war sehr hart, aber auf der Straße bekommt man eben immer noch das ehrlichste Feedback. Wenn die Menschen stehenbleiben, weiß ich, dass alles gut ist."

"Passing Through": Die von Matt Lawrence und Alexander Kahr produzierte neue Version steht ab 29.6. zum Download bereit

"Beim zweiten Anruf holte mich Lawrence nach London"

Im Laufe der Zeit erspielte sie sich mit ihrer außergewöhnlichen Stimme und den intimen Texten (leichtfüßiger Folk-Pop mit Ausreißern) einen finanziellen Polster – und wählte die Nummer des Lady-Gaga-Produzenten zehn Monate später noch einmal. "Und plötzlich war alles anders. Ich hatte das Gefühl, dass er ahnte, dass ich mich noch einmal melden würde. Ich war unglaublich happy, als er mich nach London holte."

Erster Abschied von Malia für die Musik

Zum ersten Mal verabschiedete sich Twerdy von ihrer Tochter ("Sie zahnte gerade und ich war elf Tage weg, das war schon hart!") und verschwand mit Matt in der Musik. "Er produzierte mein EP für einen Minipreis und sorgte dafür, dass ich so viel aus mir herausholen konnte. Er half mir, endlich auf ein professionelles Level zu kommen!"

Ihr Revier: Twerdy beschallt den Wiener Westbahnhof

Konzert-Absage wegen verschleppter Bronchitis

Seit Herbst 2017 ist Twerdy auch offizieller U-Bahn-Star der Wiener Linien und spielt regelmäßig u.a. am Wiener Westbahnhof. Das Geld der Passanten braucht die Musikerin, die bereits mit sechs Jahren Kassetten mit Cat-Stevens-Covers aufnahm, nach wie vor dringend. "Ich lebe extrem bescheiden und bekomme kein Geld von Malias Vater. Trotzdem ist es schwer, da ich im Vorhinein ja nie weiß, wie viele Slots ich bekomme und wie großzügig die Menschen sein werden. Mit diesem Druck spiele ich natürlich so oft ich kann – auch, wenn ich krank bin. Leider habe ich so eine Bronchitis verschleppt und musste mich jetzt wirklich einmal zurücknehmen." Die geplante Release-Party Anfang Juni im Wiener Theater am Spittelberg musste deshalb auch verschoben werden. "Im Herbst ist es aber soweit, das wird großartig!"

"Es wäre großartig, mich auf Ö3 zu hören"

Träume hat Twerdy viele – die größten sind aber die unspektakulärsten: "Ich würde gerne bezahlte Konzerte geben und wünsche mir ein Team um mich, damit ich nicht alles alleine stemmen muss. Und sonst? "Mit Malia um die Welt reisen und Musik machen. Und es wäre großartig, mich mal auf Ö3 oder so zu hören!" Die Single "Passing Through" gibt's ab heute zum Download.

HIER gibt's alle Infos zu Twerdys Musik