Österreich

U-Bahn-Messerstecher muss nach Freispruch doch in Haft

Sein Freispruch erstaunte. Jetzt muss jener Wiener doch hinter Gitter, der seine Frau mit einem Messer vor einer U4-Station beinahe getötet hatte.

Christian Tomsits
Novak D. (im roten Hemd) hielt sich ein Papier vor sein Gesicht, Astrid Wagner verteidigte.
Novak D. (im roten Hemd) hielt sich ein Papier vor sein Gesicht, Astrid Wagner verteidigte.
Denise Auer

Der Angeklagte kam im selben Outfit, wie bei seinem ersten Prozess. Am 22. März hatte Novak D. (52) das tiefrote Hemd Glück gebracht – er war freigesprochen worden.

Und das obwohl die Anklage wegen Mordversuchs eine eindeutige Sprache sprach: "Für alles, was du mir gemacht hast, wird meine Rache schmerzhafter sein ", soll er seiner Frau per SMS geschrieben haben. Sie wollte sich nach 20 Jahren (unglücklicher) Ehe von ihm trennen und nach Serbien absetzen, hieß es.

Attacke vor U-Bahnstation in Wien

Das soll dann der Grund gewesen sein, weswegen der 52-Jährige am 19. August 2021 vor zahlreichen Zeugen vor der U-Bahn-Station Pilgramgasse seine Ehefrau auf offener Straße überraschte. Laut Anklage packte er sie an der Schulter und rammte ihr ein zuvor hinter Zeitungspapier versteckt gehaltenes Küchenmesser mit voller Wucht in den Unterleib. Passanten kamen der Frau zu Hilfe und retteten die Verletzte.

Freispruch wurde aufgehoben

Nach einem 4:4 Urteil der Geschworenen im ersten Prozess war er freigesprochen worden, doch die Berufsrichter hoben das Urteil wieder auf. Also musste der Mann am Donnerstag erneut am Wiener Landesgericht auf die Anklagebank. "Wozu haben wir in Österreich eigentlich ein Schwurgericht, wenn man Entscheidungen der Laienrichter einfach nicht akzeptiert", ärgerte sich Star-Anwältin Astrid Wagner damals.

Urteil: 15 Jahre Haft, nicht rechtskräftig

Sein Hemd ihrem Mandanten bei seiner zweiten Verhandlung kein Glück mehr: Der Wiener wurde wegen Mordversuchs zu 15 Jahren Haft verurteilt. Seine Tat bereue er sehr, kommentierte Verteidigerin Wagner die Entscheidung. "Er hat seiner Frau großes Leid zugefügt und sein eigenes Leben zerstört." Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Hilfe für Betroffene
Frauenhelpline (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 222 555
Männernotruf (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 246 247
Rat auf Draht: 147
Autonome Frauenhäuser: 01 / 544 08 20