Österreich

U-Haft gegen Inzest-Vater verhängt

Heute Redaktion
14.09.2021, 16:49

Zwei erwachsene Frauen sollen 40 Jahre lang von ihrem eigenen Vater misshandelt worden sein. Wie konnte das so lange unbemerkt bleiben? Der 80-Jährige sitzt in Untersuchungshaft in Ried im Innkreis. Gegen ihn wurde eine Untersuchungshaft verhängt.

Nach der gerichtlichen Einvernahme durch die Haftrichterin hat das Landesgericht Ried im Innkreis wie erwartet über den im Inzest-Fall verdächtigen Gottfried W. die Untersuchungshaft wegen Verdunkelungs- und Tatbegehungsgefahr verhängt. Die Untersuchungshaft ist zunächst bis 9. September wirksam. Der Verdacht: Körperverletzung, Quälen oder Vernachlässigen unmündiger, jüngerer oder wehrloser Personen, gefährliche Drohung, Nötigung, Vergewaltigung und weitere sexuelle Delikte gegen wehrlose Personen.

Gottfried W. hat diese Entscheidung akzeptiert und dagegen keine Beschwerde erhoben, wie die Staatsanwaltschaft in einer Aussendung erklärt. Er leugnet allerdings vollständig die ihm zur Last gelegten Taten und hat einen Anwalt verlangt. Diesem Antrag wurde stattgegeben. Der Mann wird noch einem medizinischen Test unterzogen.

Keine gemeinsamen Kinder

Der heute 80-jährige Verdächtige habe mit seinen beiden Töchtern - mittlerweile 53 und 45 Jahre alt - offenbar keine Kinder gezeugt, erklärte Staatsanwalt Alois Ebner, nach möglichen Parallelen zum Fall Josef F. gefragt.

Ermittlungen auch gegen Töchter!

Jetzt wird nicht nur gegen den Vater, sondern auch gegen die zwei Frauen ermittelt - wegen unterlassener Hilfeleistung. Die ältere Schwester hatte den 80-Jährigen wie berichtet bei einem Vergewaltigungsversuch weggestoßen. Der Mann stürzte, seine Töchter ließen ihn zwei Tage am Boden liegen, bis sie eine Sozialarbeiterin anriefen, die ihm half. Sie erzählten ihr von den Übergriffen, die Frau schaltete die Polizei ein und brachte so den Fall ins Rollen. Bis zur Anzeige der Sozialarbeiterin habe es keine Hinweise auf Missbrauch gegeben.

"Notwehr"

Der Staatsanwalt geht aber davon aus, dass es sich bei der unterlassenen Hilfeleistung "mit Sicherheit um Notwehr" gehandelt hat. "Die Frauen sind primär als Opfer anzusehen und nicht als Täterinnen." Die Schwestern, bei denen geistige Defizite vorhanden sind, würden rundum versorgt und betreut. Psychiatrische Gutachten wurden in Auftrag gegeben. Die 53- und 45-Jährige sollen künftig in einer "adäquaten Einrichtung", einem "gut geführten Haus" unterkommen, erklärte Bezirkhauptmann Georg Wojak.

Verjährt

Die Schwestern sollen im Volksschulalter auch von einem Bekannten ihres Vaters misshandelt worden sein. Das sei aber mittlerweile verjährt, so Ebner.
"Eigenbrötler"

Die Dorfbewohner der kleinen Gemeinde in Braunau am Inn sind schockiert: Die einen beschreiben den Rentner als "Eigenbrötler", andere wiederum als "gesellig und lustig". Die Nachbarn kannten ihn nur vom Vorbeifahren im Auto. Die Töchter waren nie im Freien. Und die Familie nie in der Kirche. Der Vizebürgermeister der kleinen Gemeinde sagte, dass er zwar das Haus des Verdächtigen kenne, dass jedoch den Mann und seine Familie gar nicht.

In den Einvernahmen - für den Mann gilt die Unschuldsvermutung - berichteten die beiden Töchter - 53 und 45 Jahre alt -, dass sie ihr Vater wiederholt mit dem Tod bedroht habe. Die Frauen seien offenbar so eingeschüchtert worden, dass sie nie zur Polizei gingen, erklärte Sicherheitsdirektor Alois Lißl. Der Verdächtige ist Donnerstagnachmittag im Auftrag der zuständigen Staatsanwaltschaft Ried im Innkreis festgenommen worden.

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