Österreich

U5 kommt! Sechste U-Bahn-Linie für Wien fix

Heute Redaktion
14.09.2021, 02:40

Die Frage, wieso es in Wien zwar eine U6, aber keine U5 gibt, wird sich in einigen Jahren erübrigt haben. Wie am Freitag bekannt wurde, baut die Stadt die sechste U-Bahn-Linie zwischen Hernals und der Innenstadt fix - "Heute" hatte schon mehrmals darüber berichtet. Die auf ersten Plänen türkis eingezeichnete Linie wird zu einem großen Teil die U2-Strecke befahren. Eine Inbetriebnahme in der Mitte der 2020er Jahre wird angepeilt.

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Nach bestätigte Vizebürgermeisterin Renate Brauner den geplanten Bau bei der SPÖ-Klubklausur in Rust: "Diese U5 ist notwendig und die wird es in dieser Stadt auch geben".

Vom Alten AKH zum Matzleinsdorferplatz

Die Strecke soll zunächst vom Alten AKH bis zum Karlsplatz führen. Gefahren wird unter anderem auf der jetzigen Trasse der U2. Diese wird im Gegenzug vom Rathaus zum Matzleinsdorfer Platz verlängert. Die U5 könnte später im Nordwesten über die U6 in Richtung Elterleinplatz in Hernals verlängert werden.

Laut Büro von Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou, das den Bau der U5 ebenfalls bestätigte, arbeitet die Stadtplanung derzeit bezüglich der Trassenführung der U5 verschiedene Varianten aus, da mehrere denkbar sind. Unter anderem wäre zum Beispiel eine Verknüpfung mit dem Bahnhof Meidling zu prüfen, wo an U6 und S-Bahn bzw. Fernverkehr angebunden werden kann.

Baubeginn in zehn Jahren

Bis gebaut wird, sollen noch rund zehn Jahre vergehen, weil einige Details - wie die Finanzierung durch den Bund und die Zustimmung des grünen Koalitionspartners - noch offen sind. Laut Brauner ist vom Verkehrsministerium "sehr gute Unterstützung" signalisiert worden.

Laut Wiener Linien ist das Budget für den Bau prinzipiell vorhanden, da projektierte und ausfinanzierte Verlängerungen wie der U1-Ausbau nach Rothneusiedl und die U2-Südverlängerung Richtung Favoriten nicht umgesetzt wurden. "Der Ausbau des U-Bahnnetzes in der Innenstadt ist wichtig und bringt Entlastung", twitterten die Wiener Linien kurz nach Bekanntwerden der Nachricht.
Die Variante einer U5 ist seit Jahren immer wieder Thema in der Öffentlichkeit. In der jetzt laufenden vierten Öffi-Ausbaustufe ist sie aber nicht vorgesehen. Zuletzt wurde im November 2012 debattiert, nachdem die Wiener Linien in einem internen Arbeitspapier bekräftigt hatten, eine neue U-Bahnlinie für sinnvoll zu erachten. Auch Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) hatte bereits im Herbst 2010 - eine Woche für der damaligen Wien-Wahl - angekündigt, über eine "Vision der U5" nachdenken zu wollen.
 

Der Ausbau des U-Bahnnetzes in der Innenstadt ist wichtig und bringt Entlastung.
— Wiener Linien (@wienerlinien)  
Eines ist aber klar: Die U5 erhält sicher keine spiralförmige Streckenführung, wie die Satire-Zeitung "Die Tagespresse" berichtete. Darüber mussten wohl auch die Wiener Linien schmunzeln: "Die Tagespresse hat einfach nur ein gutes Timing", hieß es via Twitter.

 


— Wiener Linien (@wienerlinien)

Auf der zweiten Seite finden Sie die Geschichte des "Phantoms" U5. Bitte blättern Sie um!

Gerüchte über den möglichen Bau der U5 begleiten Wien seit Jahrzehnten. Während die Nummerierung des U-Bahnsystems durchgängig von U1 bis U4 läuft, trägt die fünfte und letzte Linie den Namen U6. Der Grund: Im Laufe der U-Bahn-Planungen wurden verschiedenste Konzepte für eine Linie U5 gewälzt, jedoch immer wieder zurückgestellt. Nun wird die ewige "Geisterlinie" doch noch Realität.

Die ersten Planungen gehen auf das Jahr 1966 zurück. Sie hatten einen Trassenverlauf von Hernals über die Alser Straße, den Schottenring hinaus zum Praterstern und dem Ernst-Happel-Stadion vorgesehen. Da die Bezeichnung "U5" nicht vergeben ist, geisterte diese "Netzlücke" in periodischen Abständen als Nummerierung durch diverse Ausbaupläne.

"Vision einer U5"

So sah ein weiterer Vorschlag Mitte der 1970er-Jahre eine U5 vor, die zwischen Längenfeldgasse, Südbahnhof, Schlachthausgasse und Erdberg verkehren hätte sollen. 2001 forderte die Wiener ÖVP eine Linie U5 von Dornbach bis zum Landesgericht, von dort über die U2-Gleise zum Karlsplatz und dann weiter zur Wienerberg-City im Süden. Vor drei Jahren wünschten sich die Rathaus-Schwarzen dann, den projektierten Hauptbahnhof mit einer U5 zu erschließen.

Konkretere Schritte in Richtung Realisierung hatte es über all die Jahre und nicht zuletzt aus finanziellen Gründen kaum gegeben - obwohl Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) im Wien-Wahl-Jahr 2010 versprochen hatte, über eine "Vision einer U5" nachdenken zu wollen.

In den vergangenen Monaten wurde die ewige Geisterlinie schließlich tatsächlich immer ernsthafter debattiert. Vor allem Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ), zuständig auch für die Wiener Linien, trat zuletzt für den Bau der U5 ein - im Gegensatz zu den Grünen, die dem Projekt eher skeptisch gegenüberstanden.

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