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Über 100 Schwule in Tschetschenien verhaftet

Mehr als hundert Homosexuelle wurden in Tschetschenien festgenommen. Auch drei Tote soll es geben.

Heute Redaktion
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Symbolbild
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Bild: Reuters/Reuters

Medienberichten zufolge sollen in der russischen autonomen Republick Tschetschenien mehr als hundert Männer wegen ihrer Homosexualität verhaftet worden sein. Auch drei Tote soll es gegeben haben.

"In Tschetschenien wurde die Order zu einer 'prophylaktischen Säuberung' ausgegeben, die so weit geht, dass Menschen getötet werden", schreibt die Zeitung "Nowaja Gaseta". Sie berufen sich auf Informationen aus dem tschetschenischen Innenministerium, Geheimdiensten und lokalen LGBT-Aktivisten.

Schwer misshandelt

Auch religiöse Würdenträger und zwei berühmte TV-Persönlichkeiten sollen festgenommen worden sein. Und das nicht nur in der Hauptstadt Grosny, sondern im ganzen Land. Ein 16-Jähriger scheint unter den wenigen zu sein, die fliehen konnten. Er war tagelang verschwunden und tauchte mit Spuren schwerer Misshandlung wieder auf.

Panik und Flucht

Homosexuelle in der Region sind in Panik: Viele löschen ihre Online-Profile oder verlassen fluchtartig ihre Heimat. Offen homosexuell ist in Tschetschenien ohnehin niemand, das würde einem Todesurteil gleichkommen.

Keine Homosexuellen hier

Der kremltreue Regierungschef der Region, Ramsan Kadyrow, dementiert die "Säuberungsaktion" auf erschreckende Weise. Es sei "unmöglich, jene zu verfolgen, die es in der Republik nicht gibt". Würden "solche Leute in Tschetschenien existieren, müssten die Behörden sich nicht um sie kümmern, da ihre eigenen Verwandten sie an einen Ort schicken würden, von dem sie nicht zurückkehren können".

Aktivisten glauben, dass die Aktion gestartet wurde, nachdem die Homosexuelleninitiative "Gayrussia.ru" eine Parade in mehreren Kaukasus-Städten anmelden wollte. Natürlich wurden die Anträge abgelehnt, die Gruppe will vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) klagen. (csc)