Österreich

Über 50 Events machen Wien zur Pride-Hauptstadt

Heute Redaktion
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Von 1. bis 16 Juni feiert Wien die EuroPride 2019. Rund 50 Events sollen bis zu einer Million Besucher anlocken, heute wurden erste Details präsentiert.

In den ersten beiden Juniwochen werden die Augen ganz Europas auf Wien gerichtet sein, denn von 1. bis 16. Juni findet die "EuroPride 2019" statt. Als Großveranstaltung der gesamteuropäischen Community von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender, intergeschlechtlichen und queeren Menschen (LGBTIQ) tritt sie für Menschenrechte, Akzeptanz und Liebe über alle Grenzen hinweg ein. Bei über 50 Events in der ganzen Stadt werden bis zu eine Million Besucher unter dem Motto "together & proud" für Sichtbarkeit der LGBTIQ-Community sorgen.

In einer Pressekonferenz stellten heute Wiens Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (G), Antidiskriminierungs-Stadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ), Künstler Conchita Wurst, der Obmann der Homosexuellen Initiative (HOSI) Wien Moritz Yvon und die Veranstalterin der Euro Pride Katharina Kacerovsky die ersten Details vor.

Über 50 Veranstaltungen machen Anliegen sichtbar und bringen Farbe in die Stadt

Für die EuroPride 2019, die zweite, die nach 2001 in Wien stattfindet, hat sich das Team besonders ins Zeug gelegt: Die über 50 Veranstaltungen sollen so vielfältig wie das Leben selbst sein. Von einem Familientag im Tiergarten Schönbrunn oder dem EuroPride Beach Day in der Strandbar Herrmann (beides am 9. Juni) über den EuroPride Pool-Tag am 10. Juni im Schönbrunnerbad bis hin zu themenspezifischen Museumsausstellungen, dem EuroPride Konzert am 9. Juni oder dem EuroPride Wedding Day am 11. Juni im Le Meridien ist für alle was dabei.

EuroPride-Konferenz mit Bundespräsident als Schirmherr, Zeltstädte in der City

Als inhaltliches Herz wird von 12. bis 14. Juni die dreitägige EuroPride-Konferenz unter Schirmherrschaft von Bundespräsident Alexander Van der Bellen sowohl die wirtschaftliche Bedeutung von Pride als auch LGBTIQ-Menschenrechte und aktuelle Themen diskutieren.

Die Highlights werden die beiden Zeltstädte, das EuroPride Village am Rathausplatz und der EuroPride Park im Sigmund-Freud-Park, die Laufveranstaltung "Pride Run" und die Regenbogenparade am 15. Juni andersrum sein, die gegen die Fahrtrichtung um den Ring zieht. Aufgrund des erwarteten Rekords von weit über 300.000 Teilnehmern musste die Startzeit bereits auf 12 Uhr vorverlegt werden, damit sich alle 108 geplanten Beiträge ausgehen.

"Regenbogenparade größte politische Kundgebung Österreichs"

"Die Regenbogenparade ist die größte politische Kundgebung Österreichs. Ein Grund dafür ist, dass nicht nur LGBTIQ-Menschen auf die Straße gehen, sondern alle Menschen, die sich gemeinsam mit uns für Menschenrechte einsetzen", erklärt Yon.

Doch es gebe noch viel zu tun, und manches davon wäre sogar leicht, so der LGBTIQ-Vertreter: "Der letzte Innenminister hat noch dafür gesorgt, dass gleichgeschlechtliche Paare nicht heiraten können, wenn eine/r der beiden Partnerinnen oder Partner aus einem Land kommt, in dem das noch nicht geht. Er hat auch dafür gesorgt, dass intergeschlechtliche Menschen nur unter Schikanen ihr tatsächliches Geschlecht im Ausweis eintragen lassen können. Ich hoffe sehr, dass der neue Innenminister Eckart Ratz das korrigiert".

Conchita: "Die Bilder werden um die Welt gehen"

Solche Diskriminierungen zu bekämpfen, in Österreich wie in ganz Europa, war der Grund, wieso die HOSI Wien sich beim europäischen Dachverband EPOA (European Pride Organisers Association) um die Ausrichtung der EuroPride beworben und sie nach Wien geholt hat.

Aber auch, um Menschen zusammenzubringen und einander den Rücken zu stärken. In diesem Sinne betont Künstler Conchita Wurst, der heuer als EuroPride-Botschafter fungiert: "Dass wir heuer zur EuroPride Hunderttausende Menschen in Wien begrüßen dürfen, macht mich stolz, denn die Bilder eines gemeinsamen, friedlichen und entspannten Miteinanders in unserer schönen Stadt werden um die Welt gehen. Ich freue mich irrsinnig auf zwei Wochen mitreißende Aufmerksamkeit für unsere Community, in denen es neben der EuroPride Parade noch unzählige andere Höhepunkte zu feiern geben wird!"

Wirtschaftspartner unterstützen Euro Pride

In den Dienst von Toleranz und Gleichstellung stellen sich auch große Wirtschaftsunternehmen wie Wien Energie, die als einer der Hauptsponsoren auch mit einem Truck an der Regenbogenparade teilnimmt. Daneben konnten REWE, die Erste Group, Coca Cola, Heineken, Red Bull, myTaxi, Gilead, Siemens oder Almdudler gewonnen werden, die die Projekte und Initiativen von Pride Business by EuroPride Vienna unterstützen.

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(Bild: Wien Energie)

Wien fordert echten Diskriminierungsschutz

Bei aller Freude auf die Euro Pride, gebe es auch eine Schattenseite, so Vassilakou und Czernohorszky. Es sei betrüblich, dass Österreich bei gesetzlich verankertem Diskriminierungsschutz nur im europäischen Mittelfeld liege. "Die Bundesregierungen der vergangenen Jahre wollten das schlicht nicht umsetzen, das ist beschämend. Die neue Bundesregierung ist erst einen Tag alt. Wenn sie will, kann sie Österreich noch vor der Nationalratswahl an die europäische Spitze bringen - Wien ist schon dort und wartet", unterstrich Vassilakou, die heute auch eine ihrer letzten Pressekonferenzen als Wiener Vizebürgermeisterin absolvierte. In den nächsten Wochen wird sie ihr Amt an die neue Grüne Spitzenkandidatin Birgit Hebein übergeben.

Dass die Europride heuer in Wien stattfinde, sei für die Stadt eine große Auszeichnung und insbesondere auch ein Zeichen der Stärke und Lebendigkeit der Wiener LGBTIQ-Community. "Als Regenbogenhauptstadt Österreichs steht die Stadt Wien Seite an Seite mit der Community und wir freuen uns gemeinsam darauf, Europa in Wien willkommen zu heißen", so Czernohorszky.

Zur Geschichte der Euro Pride

"Vor 50 Jahren setzten sich LGBTIQ-Menschen in einer New Yorker Szene-Bar namens 'Stonewall Inn' gegen eine der damals üblichen willkürlichen Polizei-Razzien zur Wehr. Es folgte eine Straßenschlacht, die die Geburtsstunde der modernen LGBTIQ-Bewegung auf der ganzen Welt markiert", erklärt Katharina Kacerovsky, Geschäftsführerin der Stonewall GmbH und EuroPride-Veranstalterin.

Die Folge waren 50 Jahre Widerstand, Solidarität und Zusammenhalt der Community auf der ganzen Welt. "Heute zählt die Pride-Bewegung zu einer der stärksten weltweit. Dieses Jahr vereint sich ganz Europa für die EuroPride 2019 in Wien und geht für Liebe, Respekt und gleiche Rechte auf die Straße. Zigtausende Europäerinnen und Europäer schauen auf Wien. Ein Zeichen des Fortschritts täte dem Ruf Österreichs derzeit besonders gut", so Kacerovsky. (lok)

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