Österreich

Über 92 Prozent der Wiener KAV-Ärzte streikbereit

Heute Redaktion
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Bild: Denise Auer

Die von der Ärztekammer initiierte Abstimmung der Mediziner des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV) hat ein klares Ergebnis hervorgebracht: Über 92 Prozent der Befragten sind zu einem Streik bereit. Der KAV gestand zwar ein, dass die Ärzte verunsichert seien und mehr Kommunikation nötig sei, will jedoch an den Ärztearbeitszeiten festhalten.

 
Fast zwei Drittel der Ärzte beteiligten sich an der Umfrage. 2.313 Stimmen wurden abgegeben, 2.146 Ärzte erklärten sich dazu bereit, an einem Streik teilzunehmen. Nur 86 Personen sprachen sich gegen einen Streik aus.

Teil des zwischen KAV, Gewerkschaft und Ärztekammer vereinbarten Pakets ist einerseits ein um 30 bis 50 Prozent höheres Gehalt, das die Ärzte nun seit über einem Jahr erhalten. Der zweite Teil der Vereinbarung - eine Reduktion der Nachtdienste, dafür aber eine höhere Tagespräsenz, wurde bisher noch nicht umgesetzt. 

"Klares Machtwort"

Der Wiener Ärztekammer-Chef Thomas Szekeres sprach von "einem klaren Machtwort".  hatte sich bereits im Vorfeld zuversichtlich gezeigt: "Die Solidarität, die die Kollegenschaft bis dato an den Tag gelegt hat, ist bemerkenswert."

Am Mittwoch wird nun in einer außerordentlichen Sitzung über das weitere Vorgehen beraten. Die Kurie angestellter Ärzte tagt, um die sich aus der Abstimmung ergebenden weiteren Schritte und Protestmaßnahmen zu beschließen. "Die Kurie wird das Abstimmungsergebnis in jedem Fall im Sinne der Kollegenschaft umsetzen", versicherte Szekeres und bekräftigte, dass man für "alle notwendigen Protestmaßnahmen gerüstet" sei.

KAV stellt klar: An Paket führt "kein Weg vorbei"

Der Krankenanstaltenverbund meldete sich kurz nach Veröffentlichung des Umfrageergebnisses zu Wort: "Wir nehmen das Ergebnis der Abstimmung der Ärztekammer zur Kenntnis und erkennen darin vor allem noch bestehende Verunsicherung und Sorgen der Ärztinnen und Ärzte, was die neuen Dienstzeiten betrifft", sagte KAV-Generaldirektor Udo Janßen. Es gebe einiges an Kommunikationsbedarf, sagte Evelyn Kölldorfer-Leitgeb, KAV-Direktorin für Organisationsentwicklung.

Janßen unterstrich jedoch, dass an der Umsetzung des vereinbarten Pakets "kein Weg vorbei" führe. Der KAV fühle sich an die Vereinbarung gebunden und erwarte von der Ärztekammer das Gleiche. Der eine Teil der Abmachung, dass die Ärzte um ein 30 bis 50 Prozent höheres Gehalt bekommen, werde seit über einem Jahr umgesetzt. "Jetzt ist es höchst an der Zeit, dass auch der andere Teil der Vereinbarung - nämlich eine Reduktion der Nachtdienste, dafür aber eine höhere Tagespräsenz umgesetzt wird", so Janßen.

Wienweite Nachtdienstreduktionen und die der Ärzteschaft angeblich aufoktroyierte Einführung eines neuen 12,5-Stunden-Schichtsystems hatten die Ärztekammer auf den Plan gerufen, sich für Stand und Patienten gleichermaßen einzusetzen und Protestmaßnahmen zu organisieren.

Wiener Gesundheitssystem droht "zu kollabieren"

Die jüngsten Konter des KAV hinsichtlich Ärztekammerabstimmung seien beispielhaft für die massive Fehleinschätzung von Stadt und Krankenanstaltenträger. Szekeres: "Wir werden der Stadt Wien und dem KAV unmissverständlich aufzeigen, dass ohne entsprechendes Gegenlenken nicht nur die Gemeindespitäler, sondern auch das gesamte Wiener Gesundheitssystem bald zu kollabieren droht."

Die elektronische Abstimmung unter ziviltechnischer und notarieller Aufsicht fand seit 29. Juli statt.