Politik

Experte: "Genug Plätze, wir brauchen nicht mehr Ärzte"

Dr. Pichlbauer, Assistenzprofessor für evidenzbasierte Medizin, sagt: "Es gibt keinen Ärztemangel in Österreich, sondern einen Mangel an Gesundheit."

Stefanie Riegler
Seit der Corona-Pandemie ist das Krankenhauspersonal in Österreich enorm belastet. 
Seit der Corona-Pandemie ist das Krankenhauspersonal in Österreich enorm belastet. 
Getty Images/iStockphoto

15.400 Personen und damit etwas weniger als im Vorjahr haben sich heuer für den Aufnahmetest für das Medizinstudium am Freitag angemeldet. Insgesamt gibt es an den Medizin-Unis Wien, Innsbruck und Graz bzw. an der Uni Linz 1.850 Studienplätze.

Hacker fordert Verdoppelung der Studienplätze

Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) warnt im "Standard"-Interview vor einem Ärztemangel und einer weiteren Verschlechterung des Gesundheitssystems. Er fordert eine Erhöhung der Studienplätze. Diese sollten seiner Meinung nach verdoppelt werden.

"Wir sind erst am Beginn eines wahren Ärztemangels", sagt er. Von den "entscheidenden Playern" werde das aber noch nicht wahrgenommen. "In zehn Jahren werden wir einen Ärztemangel haben, da wird rückblickend der heutige Pflegemangel wie ein kleines Lercherl im Vergleich dazu ausschauen", so der SPÖ-Politiker.

Uni-Rektoren dagegen

Die Uni-Rektoren sprechen sich aber gegen eine Erhöhung der Studienplätze aus. So sieht das auch Ernest Pichlbauer, Assistenzprofessor für evidenzbasierte Medizin, von der Sigmund Freud Universität: "Der Stadtrat wünscht sich mehr Plätze weil es gut klingt und günstigere Arbeitskräfte bringt, aber wir bilden schon viel zu viele Ärzte aus", sagt er im "Ö1-Morgenjournal."

Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) forderte zuletzt eine Änderung der Zulassungsregeln. Demnach sollten nur Personen antreten dürfen, die das Fach auch in ihrem Heimatland studieren dürfen. Damit würde Numerus-Clausus-Flüchtlingen ein Studienplatz verwehrt.

"Extrem großer Pflegebedarf, weil wir Arbeitskräfte falsch einsetzen"

"Auch das sehe ich völlig anders, wir leben in der EU. Es wäre nicht richtig, in alte Zeiten zurückzukehren. Wir haben auch Zuwanderung und Leute, die hier bei uns Turnus-Ärzte werden wollen", so Pichlbauer.

Das Argument, dass 18 Prozent der Absolventen nicht als Arzt arbeiten, lässt er nicht gelten: "Das war immer schon so. Wir brauchen auch Leute, die in die Forschung oder ins Management gehen und nicht am Patienten arbeiten. Das ist eine Drop-Out-Quote, wie in jedem anderen Fach auch", betont der Experte.

Und er meint abschließend: "Wir haben keinen Ärztemangel, sondern einen Mangel an Gesundheit. Wir haben die meisten Patienten in Europa und einen extrem großen Pflegebedarf, weil wir die Arbeitskräfte falsch einsetzen."

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