Pflastersteine, Häuserschluchten, kaum Grün: An heißen Tagen fühlt man sich in der Wiener Innenstadt, wie in einem Backofen. Wer kann, flüchtet ins Bad oder in klimatisierte Räume. Fiakerpferden ist das nicht möglich, kritisieren Tierschützer seit Jahren. Sie fordern vehement hitzefrei ab 30 Grad für die Tiere.
So weit geht die Stadt nicht. Sie gewährt den Tieren erst ab 35 Grad, gemessen an einem Messpunkt am Wiener Stephansplatz, einen freien Tag. Montag kurz nach Mittag war es soweit, das Quecksilber kletterte auf über 35 Grad, die Kutscher mussten aus der Innenstadt abrücken und die Tiere in ihre Stallungen bringen. "Der Abzug wurde von Mitarbeitern der MA 60 (Veterinäramt und Tierschutz) kontrolliert", heißt es aus dem Büro des Wiener Tierschutzstadtrats Jürgen Czernohorszky (SPÖ) gegenüber "Heute".
"Temperaturen die uns ins Schwitzen bringen, lassen die Pferde völlig unbeeindruckt“, so Ursula Chytracek, Fiakersprecherin in der Wirtschaftskammer Wien. Um die Tiere dennoch bestmöglich zu betreuen, würden die Wiener Fiaker auf eine Vielzahl von Maßnahmen setzen. Jeder Standplatz ist mit Futter und Wasser ausgestattet, liegt zur wärmsten Tageszeit im Schatten. "Einerseits zum Trinken, andererseits spritzen wir die Pferde auch immer wieder ab, um für Abkühlung zu sorgen. Ab 30 Grad Lufttemperatur sind die Amtstierärzte der MA60 und eine private Tierärztin unterwegs. Sie prüfen laufend den Gesundheitszustand unserer Pferde. Bisher immer ohne Beanstandungen", so Chytracek in einer Aussendung.
"Es liegt in unserem ureigenen Interesse, dass es den Pferden gut geht. Dementsprechend gut kümmern wir uns auch um sie. Wir hoffen wirklich, dass die emotional aufgeladene Diskussion mit unsachlichen Argumenten nun ein Ende findet und wir einer guten Saison entgegensteuern", so Chytracek.
Das sehen die Tierschützer anders. "Acht Jahre ist es her, dass es das letzte Mal Änderungen für Wiens Fiakerpferde gab. Mittlerweile ist Wien die einzige mitteleuropäische Metropole, wo immer noch Pferde an Tagen wie heute bei über 35 Grad in der Stadt leiden müssen. Tierschutzstadtrat Jürgen Czernohorszky hat die Zeichen der Zeit verschlafen und ruht sich immer noch auf einem Gesetz von 2015 aus, das schon veraltet und rückständig war, als es in Kraft getreten ist", so der Verein gegen Tierfabriken (VGT). Am Dienstag wollen die Tierschützer mit einem Sleep-In für ein Fiakerverbot am Stephansplatz demonstrieren.