Ukraine
Pensionierter Putin-General über Ukraine abgeschossen
Der frühere Luftwaffen-Offizier Kanamat Botaschew soll mit einem Kampfjet in der Ukraine abgeschossen worden sein. Sein Tod gibt Rätsel auf.
Generalmajor Kanamat Botaschew (63) ist der bisher ranghöchste Luftwaffen-Offizier, den Wladimir Putins Streitkräfte in der Ukraine verloren haben. Der Kampfpilot war beim Überflug des Oblast Luhansk mit einem Su-25-Jet von einer Stinger-Rakete vom Himmel geholt und getötet worden. Drei frühere Untergebene des Generals bestätigten gegenüber "BBC" seinen Tod. Auch in russischen Telegram-Kanälen wurde sein Ableben bereits betrauert.
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Nach Crash entlassen
Jetzt wird gerätselt, wie Botaschew überhaupt wieder in einen Kampfjet und dann noch in die Ukraine kam. Denn der frühere Leiter eines ganzen Luftwaffen-Regiments war vor zehn Jahren aus dem aktiven Dienst entlassen worden, nachdem der passionierte Pilot eine Su-27 bei einem nicht erlaubten Kunstflug gecrasht hatte. Schon kurz zuvor soll er eine Su-34 pilotiert haben, für die er ebenfalls keine Ausbildung hatte. Er war nach dem Absturz zu einer vierjährigen Bewährung und einer Geldstrafe von 5 Millionen Rubel (84.000 Euro) verurteilt worden.
Für die Ukrainer ist die Anwesenheit des pensionierten Generals ein eindeutiges Zeichen, dass es auch in der russischen Luftwaffe an allen Ecken und Enden kracht und Piloten fehlen. Seit Kriegsbeginn wollen sie 205 russische Jets und 170 Hubschrauber abgeschossen haben. Botaschew galt zumindest davor als Piloten-Ass, dessen Spezialausbildung nach russischen Angaben zwischen 10 und 12 Jahre dauern kann und rund 7,5 Millionen Euro kostet.
Mit Nazi-Söldnern unterwegs
Der Militärexperte Rob Lee berichtet, dass Botaschew vermutlich auf Seiten der rechtsextremen Söldnertrupper Wagner für Putin in der Ukraine im Einsatz war. Die Gruppe Wagner ist international in Kriegsgebieten unterwegs. Angeführt wird sie von Dmitri Utkin – einem bekennenden Neonazi und Weggefährten Putins.
Ehemalige Kameraden erklärten, dass Botaschew sich nicht zurückhalten habe können und "in jedem Fall" in der Ukraine habe mitkämpfen wollen. Vielleicht hatte er sich deshalb der gut ausgerüsteten und bestens bezahlten Söldnertruppe angeschlossen. Immerhin konnte ihm die Gruppe Wagner sogar einen Kampfjet bieten.
Über die sozialen Medien hatten die Söldner erst kürzlich ein Video aus dem Cockpit einer Su-25 (siehe oben) beim Angriff auf die Stadt Popasna in der Oblast Luhansk veröffentlicht. Genau dort, wo Botaschew kurz darauf abgeschossen wurde. Ob der russische Ex-General auch während der Aufnahmen den Flieger gesteuert hatte, ist nicht bekannt.