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Ukraine außer Kontrolle: Bürgerkrieg voll im Gang

Heute Redaktion
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Bild: Sergei Poliakov (AP)

Die Lage in der Ostukraine ist außer Kontrolle. Ukrainische Regierungstruppen greifen seit Freitagfrüh prorussischen Milizen in den Städten Slawjansk und Kramatorsk an. Sicherheitskräfte haben ihren "Anti-Terror-Einsatz" gegen die Separatisten auch am Samstag fortgesetzt. In Slawjansk sei mindestens ein Aktivist erschossen worden, zehn weitere hätten Verletzungen erlitten. In Odessa am schwarzen Meer starben seit Freitag mindestens 37 Menschen.

Die Lage in der Ostukraine ist außer Kontrolle. Ukrainische Regierungstruppen greifen seit Freitagfrüh prorussischen Milizen in den Städten Slawjansk und Kramatorsk an. Sicherheitskräfte haben ihren "Anti-Terror-Einsatz" gegen die Separatisten auch am Samstag fortgesetzt. In Slawjansk sei mindestens ein Aktivist erschossen worden, zehn weitere hätten Verletzungen erlitten. In Odessa am schwarzen Meer starben seit Freitag mindestens 37 Menschen.

Innenminister Arsen Awakow zufolge verstärkten die Regierungseinheiten am Samstag eine Offensive bei der benachbarten Stadt Kramatorsk. Dabei hätten sie einen Fernsehturm unter ihre Kontrolle gebracht. "Wir werden nicht nachlassen", fügte er hinzu. Zu möglichen Todesopfern oder Verletzten machte er keine Angaben. Nach Schusswechseln seien mehrere Menschen in Krankenhäuser gebracht worden, berichtete das russische Fernsehen.

Feuer und Krawalle in Odessa

Zudem spitzte sich der Konflikt in der Ukraine auch in dem bisher vergleichsweise ruhigen Odessa am Schwarzen Meer zu. Dort starben bei Ausschreitungen zwischen prorussischen Aktivisten und Kiew-treuen Demonstranten am Freitag mindestens 37 Menschen. Bei den Auseinandersetzungen, bei denen auch das örtliche Gewerkschaftshaus in Brand geraten war, wurden 200 weitere verletzt. 130 Personen wurden festgenommen. Wer das Gebäude in Brand setzte, ist noch unklar.

30 Menschen sind im Rauch erstickt, weitere sind auf der Flucht vor den Flammen aus dem Fenster gesprungen und haben sich tödlich verletzt. Alles begann, als prowestliche Demonstranten von hunderten mit Schlagstöcken bewaffneten Separatisten angegriffen wurden. Die Behörden der Stadt verhängten eine dreitägige Trauer. Die ehemalige Regierungschefin Julia Timoschenko reiste in die Hafenstadt, um sich ein Bild zu machen, wie ihre Partei mitteilte.

Russland gibt Kiew die Schuld

Russland machte die prowestliche Führung in Kiew sowie ukrainische Nationalisten für die Eskalation verantwortlich. Die Ereignisse seien auf die Unverantwortlichkeit Kiews zurückzuführen, zitierte die russische Nachrichtenagentur Itar-Tass am Samstag aus einer Mitteilung des Ministeriums. Die "Tragödie von Odessa" sei ein weiterer Beleg für "Kiews kriminelles Vertrauen auf Gewalt und Einschüchterung". Das Außenministerium in Moskau forderte von den Behörden des Nachbarlandes "unverzügliche Auskunft" darüber, ob unter den Opfern auch Russen seien.

USA: "Unannehmbar"

Die US-Regierung verurteilte die Gewalt in Odessa als "unannehmbar". In einer Erklärung des US-Außenministeriums vom Freitag wurden zugleich die Ukraine und Russland aufgefordert, gemeinsam "Ruhe, Gesetz und Ordnung" wiederherzustellen. "Die Gewalt und das Chaos, das zu so vielen sinnlosen Toten und Verletzten geführt haben, sind inakzeptabel", erklärte die stellvertretende Außenamtssprecherin Marie Harf.

Seite 2: Abgeschossene Hubschrauber und Schuldzuweisungen!

Hubschrauber abgeschossen

Bei einem Feuergefecht sind am Freitag weiters zwei Regierungssoldaten gefallen, die Separatisten haben außerdem mit Flugabwehrraketen zwei Kampfhubschrauber abgeschossen, beide Piloten sind tot. Die Regierungstruppen haben es schwer: Die Freischärler verschanzen sich teilweise in bewohnten Gebieten. Zivilisten stehen als menschliche Schutzschilde zwischen den Fronten. Auch auf Seiten der prorussische "Volksmiliz" gibt es Tote und Verletzte.

Putin sieht keine Chance mehr für Frieden

Der russische Präsident Wladimir Putin warf der ukrainischen Regierung vor, mit dem Einsatz gegen moskautreue Aktivisten die "letzte Hoffnung" auf die Umsetzung des Genfer Abkommens, das Mitte April zwischen Russland, der Ukraine, der EU und den USA geschlossen worden war, zu zerstören.

Kiew sieht die Sache naturgemäß anders. Die Interimsstaatsspitze fürchtet, dass Putin seine Truppen einmarschieren lässt - unter dem Vorwand, russische Bürger oder Interessen zu schützen. Ein Mandat für diesen Fall hatte sich der Präsident bereits vom Parlament geben lassen.

USA drohen Russland wieder mit Sanktionen

US-Präsident Obama hat Russland mit weiteren Sanktionen gedroht. Es werde rasch zusätzliche Schritte geben, falls Russland die Lage weiter außer Kontrolle bringe, so Obama nach einem Gespräch mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel in Washington am Freitag. Auch Merkel schloss weitere Sanktionen nicht aus, Deutschland sei fest entschlossen, den weiteren Weg gemeinsam mit den USA zu gehen.

Ukraine setzt Wehrpflicht wieder in Kraft

Kiew hat bereits am Donnerstagabend wegen der beschlossen, die seit einem Jahr abgeschaffte Wehrpflicht in der Ukraine wieder in Kraft zu setzen - und das mit sofortiger Wirkung. Demnach sind Männer im Alter von 18 bis 25 Jahren wehrpflichtig.