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Ukraine-Krise: Luftwaffe bombardiert Donezk

Heute Redaktion
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Bild: Dmitry Lovetsky (AP)

Im Konflikt im Osten der Ukraine wird die Lage für die Bevölkerung in den Großstädten Lugansk und Donezk immer schlimmer. Nach einem dringenden Appell der Armee versuchen immer mehr Menschen, Donezk zu verlassen. Mittwochnacht hat die Luftwaffe der Ukraine mit der Bombardierung der Großstadt begonnen. Die NATO befürchtet jetzt einen russischen Einmarsch.

Im Konflikt im Osten der Ukraine wird die Lage für die Bevölkerung in den Großstädten Lugansk und Donezk immer schlimmer. Nach einem dringenden Appell der Armee versuchen immer mehr Menschen, Donezk zu verlassen. Mittwochnacht hat die Luftwaffe der Ukraine mit der Bombardierung der Großstadt begonnen. Die NATO befürchtet jetzt einen russischen Einmarsch.

Bei Luftangriffen der ukrainischen Armee auf die prorussischen Separatisten in Donezk sind mindestens drei Zivilisten getötet worden. In mehreren Ortsteilen wurde weiter gekämpft. Nach Angaben der ukrainischen Armee wurden binnen 24 Stunden im Osten des Landes 18 Soldaten getötet und 54 verletzt.

Luftwaffe zieht Belagerungsring enger

Auch in der ostukrainischen Stadt Gorlowka berichteten die Behörden von einer steigenden Anzahl von Toten. In den vergangenen Tagen seien bei Artilleriebeschuss 33 Zivilisten getötet und 129 verletzt worden, hieß es. In mehreren Vierteln sei die Gas- und Wasserversorgung ausgefallen.

Die ukrainische Luftwaffe hatte in der Nacht zum Mittwoch erstmals die Rebellenhochburg Donezk angegriffen. Bei ihrer Offensive zur Rückeroberung der Stadt hatten sich die Regierungstruppen schon am Dienstag in einem Vorort Gefechte mit den prorussischen Separatisten geliefert. Die Regierungskräfte bereiten eine massivere Offensive vor. Die ukrainische Armee hat ihren Belagerungsring um die Millionenstadt am Mittwoch erneut enger gezogen.

Versorgung bricht zusammen

Nach wochenlangen Kämpfen ist auch in Lugansk etwa eine Viertelmillion Menschen , die Behörden sprechen von einer "humanitären Katastrophe". Bei tagelanger Hitze hat auch die Müllabfuhr den Dienst eingestellt.

Moskau wirft Ukraine "Kriegsverbrechen" vor

Unterdessen warf Moskau der ukrainischen Führung erneut den Einsatz von Phosphorbomben gegen Zivilisten vor. "Eine Bodenprobe hat ergeben, dass die Armee in der Nähe von Slawjansk die verbotenen Brandgeschosse verwendet hat", sagte der Sprecher der russischen Ermittlungsbehörde, Wladimir Markin, am Mittwoch in Moskau. Der Einsatz sei ein klarer Verstoß gegen das Genfer Abkommen und ein "Kriegsverbrechen". Die prowestliche Führung in Kiew hatte die Vorwürfe als "Verleumdung" zurückgewiesen.

Zehntausende Soldaten an der Grenze

Russland hat am Dienstag Infanterie, Artillerie und Luftabwehr an der Grenze zur Ukraine zusammengezogen. Mit dem Aufmarsch könnten russische Einheiten mit wenig Vorwarnung werden. Das befürchtete am Mittwoch auch die NATO. Angeblich hat Moskau über 20.000 Soldaten aufmarschieren lassen. Laut Kiew befinden sich sogar 45.000 russischen Soldaten an ihrer Grenze.

Man sei besorgt, Moskau könnte "eine humanitäre oder eine Friedensmission als Vorwand nutzen, um Truppen in die Ostukraine zu senden", ließ die NATO in einer Aussendung wissen. Die Verstärkung der russischen Präsenz im Grenzgebiet trage weiter zur Eskalation der Situation bei, erklärte NATO-Sprecherin Oana Lungescu. "Es handelt sich um eine gefährliche Situation."

Russland hatte zuletzt einen massiven Beschuss seiner Grenze von ukrainischem Territorium aus kritisiert. Außerdem begründete man die Truppenkonzentration damit, Nachschub für Separatisten verhindern zu wollen.

Luftraumsperre denkbar

Als Reaktion auf westliche Sanktionen könnte Russland europäischen Airlines den Überflug über sein Territorium verbieten. Der Kreml dementiert: "Man muss alle Vor- und Nachteile abwägen, um nicht den Amerikanern und Europäern zu ähneln und sich mit Sanktionen selbst den Hammer auf den Kopf zu schlagen." Bei einem Verbot würden dem größten Land der Erde jährlich rund 224 Millionen Euro Gebühren aus den Überflugrechten entgehen.

MH17-Untersuchung schleppend

Trotzdem setzen Helfer am Absturzort des malaysischen ihre Suche nach Leichenteilen und privaten Gegenständen der 298 Opfer fort. An dem riesigen Trümmerfeld bei Grabowo sind etwa 110 Experten aus den Niederlanden, Australien und Malaysia eingetroffen. Wegen der nahen Kämpfe konnten die Experten am Montag aber nur 90 Minuten vor Ort arbeiten.

NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen unterstrich die Geschlossenheit des westlichen Verteidigungsbündnisses. "Die NATO ist entschlossen, alle Verbündeten gegen jederlei Bedrohung zu verteidigen", so Rasmussen.