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Ukraine meldet zehn Einschläge bei Atomkraftwerk

Das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja soll erneut angegriffen worden sein. Die Ukraine meldet zehn Einschläge.

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Seit Tagen toben Kämpfe rund um das Atomkraftwerk Saporischschja.
Seit Tagen toben Kämpfe rund um das Atomkraftwerk Saporischschja.
REUTERS

Das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja ist nach Angaben der russischen Besatzer erneut unter Beschuss geraten. Das Kraftwerk sei mit schwerer Artillerie und Raketenwerfern angegriffen worden, teilte der Vertreter der Besatzungsbehörden, Wladimir Rogow, am Donnerstag im Nachrichtenkanal Telegram mit. Geschossen werde aus Ortschaften, die unter ukrainischer Kontrolle stünden. Überprüfbar waren die Angaben nicht. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hatte angesichts des Beschusses vor einer möglichen Atomkatastrophe gewarnt.

Keine erhöhten Radioaktivitätswerte

Der ukrainische Kraftwerksbetreiber Enerhoatom informierte bei Telegram über insgesamt zehn Einschläge in der Nähe des größten europäischen Atomkraftwerks im Süden der Ukraine. "Die Situation im Kraftwerk ist gerade unter Kontrolle", teilte der Konzern mit. Nach diesen Angaben gab es keinen Brand und auch keine erhöhten Radioaktivitätswerte.

Die Ukraine wirft den russischen Truppen vor, das AKW als Festung für Angriffe zu nutzen. Die prorussischen Separatisten wiederum beschuldigen die ukrainischen Streitkräfte, mit Beschuss den Westen zum Eingreifen in den Konflikt bewegen zu wollen. Russlands Staatsfernsehen zeigte Bilder, die Raketeneinschläge am Kraftwerk zeigen sollen.

Rogow lehnte Forderungen der Gruppe sieben führender Industrienationen (G7) – darunter Deutschland – ab, das Kraftwerk wieder unter ukrainische Kontrolle zu geben. "Das wäre, als wenn man einem Affen eine Handgranate in die Hand gibt", sagte Rogow der russischen Staatsagentur Tass.

Sorge um atomaren Zwischenfall

Die Sorge um einen atomaren Zwischenfall in Europas größtem Atomkraftwerk Saporischschja in der Ukraine beschäftigt auch die Vereinten Nationen. Auf Antrag Russlands stand am Donnerstag eine Sitzung des UN-Sicherheitsrats auf dem Programm. UN-Generalsekretär António Guterres warnte vor einer neuen Katastrophe.

Im ukrainischen Kernkraftwerk Tschernobyl hatte sich 1986 der schlimmste atomare Unfall auf europäischem Boden ereignet. International gibt es Befürchtungen, dass sich in Saporischschja durch Raketenangriffe etwas Ähnliches wiederholen könnte. Russlands Krieg gegen das Nachbarland dauert inzwischen schon mehr als fünfeinhalb Monate.

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    Feuerwehrleute im Löscheinsatz im ukrainischen Mega-AKW Saporischschja am 4. März 2022. 
    Feuerwehrleute im Löscheinsatz im ukrainischen Mega-AKW Saporischschja am 4. März 2022.
    State Emergency Services of Ukraine/Handout via REUTERS