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Ukraine: Opposition holt sich Jobs an Staatsspitze

Heute Redaktion
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In der Ukraine besetzen die Gegner des abgesetzten Präsidenten Viktor Janukowitsch wichtige Positionen: Eine Schlüsselrolle spielt die erst aus der Haft entlassene Julia Timoschenko. Ihr Vertrauter, der erst am Samstag gekürte neue Parlamentspräsident Alexander Turtschinow, ist am Sonntag zum Übergangspräsidenten des Landes gewählt worden.

In der Ukraine besetzen die Gegner des abgesetzten Präsidenten Viktor Janukowitsch wichtige Positionen: Eine Schlüsselrolle spielt die erst aus der Haft entlassene Julia Timoschenko. Ihr Vertrauter, der ist am Sonntag zum Übergangspräsidenten des Landes gewählt worden.

Die Lage am Sonntag in Kiew war ruhig.

Nach dem Umbruch in der Ukraine mit der Absetzung von Präsident Viktor Janukowitsch hat das Parlament bis Dienstag Zeit zur Bildung einer neuen Regierung. Turtschinow will eine "Regierung der nationalen Einheit" zustande bringen. Als Termin für die Wahl eines neuen Präsidenten ist am Samstag der 25. Mai festgelegt worden. Timoschenko wird dabei antreten.

Timoschenko for president

Timoschenko war am Samstag nach rund zweieinhalb Jahren aus ihrer umstrittenen Haft entlassen worden. Nur Stunden später hielt die erkrankte Politikerin eine in Kiew. Sie saß dabei im Rollstuhl. Timoschenko war bisher zweimal Ministerpräsidentin der Ex-Sowjetrepublik. Anschließend besuchte sie ihre Mutter. Die 53-Jährige sei unter großer Geheimhaltung mit einer Privatmaschine in ihre Heimatstadt Dnjepropetrowsk rund 400 Kilometer südöstlich von Kiew geflogen, berichtete der Fernsehsender TSN am Montag.

Wo ist Janukowitsch?

Wo sich der abgesetzte Staatschef Viktor Janukowitsch aufhält, ist noch unklar. Auch sein Vertreter im Parlament, Juri Miroschnitschenko, betonte, er wisse es nicht. Am Samstagabend soll sich Janukowitsch in Donezk aufgehalten haben und von der Grenzpolizei am Abflug nach Russland gehindert worden sein. Die Regierungsgegner hatten in der Nacht auf Samstag die Kontrolle in Kiew übernommen. Die Parlamentarier wollten später am Sonntag ein Verbot der bisher regierenden Partei der Regionen von Janukowitsch sowie der verbündeten Kommunisten diskutieren.

Ermittlungen gegen Prügel-Polizei

In Kiew war die Lage ruhig. Mit Patrouillen bewachte die Opposition weiter die Barrikaden am Maidan. Der neue Innenminister Arsen Awakow teilte mit, er habe interne Ermittlungen wegen Amtsmissbrauchs gegen 30 Mitglieder seiner Behörde einleiten lassen. Dabei gehe es um ihre Rolle bei den blutigen Straßenkämpfen zwischen Sicherheitskräften und Regierungsgegnern in Kiew, bei denen mindestens 82 Menschen getötet worden waren.

IWF steht bereit

Der Internationale Währungsfonds IWF zeigte sich bereit, das nahezu bankrotte Land zu unterstützen. "Wenn die ukrainischen Behörden sich an den IWF wenden, sei es mit der Bitte um Beratung, sei es wegen Diskussionen über finanzielle Hilfen, gekoppelt an Wirtschaftsreformen, stehen wir selbstverständlich bereit", so IWF-Chefin Christine Lagarde. Nötig seien aber legitimierte Gesprächspartner.

Russland zögert

Auf frisches Geld aus Russland muss die Ukraine hingegen weiter warten. Der russische Finanzminister Anton Siluanow bekräftigte, dass Moskau zunächst die Regierungsbildung abwarten wolle, bis es von Kremlchef Wladimir Putin zugesagte Milliardenhilfen weiter auszahle.