Fussball

Ukraine-Star an Russen: "Sitzt nur wie die Blöden da"

Andriy Yarmolenko nimmt seine russischen Fußballer-Kollegen in die Pflicht. Der Ukraine-Star fordert sie auf, gegen den Krieg aufzustehen.

Sebastian Klein
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Andriy Yarmolenko
Andriy Yarmolenko
imago images

West Ham Uniteds Andriy Yarmolenko meldet sich in einer emotionalen Videobotschaft zu Wort. Er ist ukrainischer Teamspieler und musste in der vergangenen Woche um das Leben seiner Familie bangen. Seine Frau und Kinder flohen vor dem Krieg aus ihrer Heimat, er holt sie an der polnischen Grenze persönlich ab.

Jetzt richtet sich der in St. Petersburg geborene Star-Fußballer an die russischen Fußballer-Kollegen, findet deutliche Worte: "Ich habe eine Frage an die russischen Nationalspieler: Jungs, warum sitzt ihr wie die Blöden da und sagt nichts? In meinem Land töten sie Menschen, Frauen, Mütter, unsere Kinder. Aber ihr sagt nichts, ihr kommentiert nichts."

Vergangenen Donnerstag startete Russland den Angriffskrieg auf die Ukraine. Seither haben tausende Menschen, darunter viele Zivilisten, ihr Leben verloren.

Yarmolenko sagt, er kenne viele russische Teamkicker: "Ihr habt mir alle gesagt, dass es nicht so sein sollte, dass euer Präsident sich nicht korrekt verhält. Also Jungs, ihr habt Einfluss auf die Leute, zeigt es ihnen, ich flehe euch an. Es ist an der Zeit, eure Ellenbogen zu zeigen - im wahren Leben." Der West-Ham-Angreifer verrät damit, dass sich offenbar viele russische Stars nicht trauen, mit ihrer Meinung an die Öffentlichkeit zu gehen. Sie fürchten angesichts der Härte, mit der das russische Regime von Präsident Wladimir Putin gegen kritische Stimmen vorgeht, wohl ernste Konsequenzen.

Yarmolenko war bei West Ham auch Teamkollege von ÖFB-Teamstürmer Marko Arnautovic, der inzwischen beim FC Bologna in Italien kickt. Bei der EURO verlor er mit der Ukraine das dritte Gruppenspiel gegen Österreich mit 0:1.

Der Ukraine-Krieg wirkt sich immer mehr auch auf die Sportwelt aus. Russische Verbände und Klubs werden von Veranstaltungen ausgeschlossen, Events auf russischem Boden abgesagt, Athleten werden ausgeschlossen (jüngst auch von den Winter-Paralympics in Peking).

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    In der Nacht auf Donnerstag ist es in Kiew zu mehreren schweren Explosionen gekommen. "Der Feind versucht in die Hauptstadt durchzubrechen", so Bürgermeister Vitali Klitschko.
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    SERGEY BOBOK / AFP / picturedesk.com