In den vergangenen Wochen habe es Fälle in der südukrainischen Region Saporischschja bei Orichiw gegeben, bei denen ein ätzendes und entflammbares Gas von Drohnen auf die ukrainischen Linien abgeworfen worden sei, berichtet der US-Fernsehsender CNN unter Berufung auf mehrere Soldaten einer ukrainischen Fronteinheit sowie eines Geheimdienstmitarbeiters. Die Russen setzten das Gas offenbar ein, um Panik unter den ukrainischen Soldaten auszulösen, bevor sie beschossen werden, hieß es. Ein Sanitäter berichtete von neun Fällen, bei denen Gas eingesetzt worden sei. Diese Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.
Mehrere Ortschaften in der russischen Region Belgorod unweit der Grenze zur Ukraine sind bereits am Sonntag unter Beschuss geraten. Während russische Medien von einem Angriff regulärer ukrainischer Einheiten berichteten, sprach der ukrainische Militärgeheimdienst von einem unerwarteten Angriff durch "Gegner des Kreml-Regimes". Eine unabhängige Klärung war nicht möglich. Nach russischen Angaben wurden mehrere Dörfer angegriffen. Ukrainische Quellen wiederum sprachen von Attacken gegen militärische Ziele in der Region, in deren Verlauf russische Artillerie "chaotisches Feuer" auf mehrere Dörfer auf russischer Seite der Grenze eröffnet haben soll. Belgorod liegt knapp 50 Kilometer nördlich der ukrainischen Großstadt Charkiw.
Die russische Armee hat nach Moskauer Angaben am Freitagabend mehr als zwei Dutzend ukrainische Drohnen über der Krim abgefangen. 26 unbemannte Flugkörper seien innerhalb von zwei Stunden über der Halbinsel zerstört worden, erklärte das russische Verteidigungsministerium im Onlinedienst Telegram. Die Krim, die Russland 2014 annektiert hatte, ist regelmäßig Ziel ukrainischer Angriffe. Sie ist der Hauptstützpunkt der russischen Schwarzmeerflotte und wichtig für die Versorgung der russischen Truppen im Süden und Osten der Ukraine. Zuvor am Freitagabend hatte das Verteidigungsministerium in Moskau bereits mitgeteilt, dass sechs ukrainische Drohnen in der russischen Region Kursk vernichtet worden seien. Die Region grenzt an die Ukraine. Auch in den russischen Grenzregionen zur Ukraine gibt es immer wieder Drohnenangriffe.
Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist in der Nacht auf Samstag erneut Ziel eines russischen Angriffs mit Kampfdrohnen geworden. Die Luftverteidigung sei im Einsatz, schrieb Bürgermeister Vitali Klitschko auf Telegram. Im zentrumsnahen Stadtteil Podil seien Explosionen zu hören. Später ergänzte er, dass die feindlichen Fluggeräte über dem Zentrum seien. Ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur berichtete, dass das Feuer der Flugabwehr zu hören sei und näher komme. Zu möglichen Schäden oder Opfern gab es zunächst keine Angaben.
Der ukrainischen Luftwaffe zufolge wurden mehrere Regionen der Ukraine von russischen Drohnen angegriffen. In Kiew gebe es auch die Gefahr von Raketeneinschlägen. Russland hat seine Luftangriffe auf die Ukraine in den vergangenen Tagen verstärkt und dabei Drohnen, ballistische Raketen, Hyperschallraketen und Marschflugkörper eingesetzt. Die verwendeten Drohnen iranischer Bauart werden meist in Schwärmen gestartet und fliegen mit vielen Kursänderungen, bevor sie mit ihrer Sprengladung auf ein Ziel stürzen.