Politik

Umfrage-Beben – jetzt spricht die Doskozil-SPÖ

Die "Heute"-Enthüllung über eine von der SPÖ Burgenland in Auftrag gegebene Sonntagsfrage lässt die Wogen hochgehen. Nun gibt es die erste Reaktion.

Heute Redaktion
Eine neue Umfrage erhob nun das Potential von Pamela Rendi-Wagner und Hans Peter Doskozil als SP-Spitzenkandidaten.
Eine neue Umfrage erhob nun das Potential von Pamela Rendi-Wagner und Hans Peter Doskozil als SP-Spitzenkandidaten.
Helmut Graf

Eine neue Polit-Umfrage lässt die SPÖ rot sehen – mit Burgenlands Landeschef als Kanzlerkandidat sogar deutlich mehr rot. Wie von "Heute" berichtet, beauftragte die burgenländische SPÖ den Meinungsforscher Peter Hajek damit, die aktuelle Sonntagsfrage zu stellen. Das Ergebnis: SPÖ leicht sinkend auf 27 Prozent vor einer erstarkenden FPÖ mit 25 Prozent. Zusätzliche Brisanz bringt aber eine zweite Variante, die Hajek abgefragt hat – nämlich mit Doskozil an der Spitze der Sozialdemokratie.

Doskozil-SPÖ schafft 11 Prozent Vorsprung

Der burgenländische Landespolitiker würde – laut Hajek-Erhebung – ein deutlich besseres SPÖ-Ergebnis einfahren und die Roten auf 32 Prozent katapultieren. Bemerkenswert: Sein Antreten würde satte elf Prozent Sicherheitsabstand zwischen die SPÖ und die Freiheitlichen legen – weil er am stärksten in gewinnbare Wählerschichten (enttäuschte Kurz-Anhänger, rechteres Spektrum) hineinstrahlt. Erheblichen Aufholbedarf hat Doskozil noch bei roten Kernwählern. Bei jenen, die 2019 ihr Kreuz bei der SPÖ gemacht haben, würden ihn 50 Prozent wählen, Rendi-Wagner jedoch 71 Prozent (siehe Grafik unten).

Doskozil-SPÖ bestätigt Bundes-Abfragen

Dass eine Landesorganisation eine bundesweite Umfrage in Auftrag gibt, erstaunt – und ist wohl auch dem seit Langem unterkühlten Verhältnis von Parteichefin Rendi-Wagner und Doskozil geschuldet. Dem Burgenländer werden lebhafte Ambitionen auf den Chefsessel in der Löwelstraße nachgesagt. Gegenüber "Heute" kalmiert Doskozils Parteimanager Roland Fürst nun und erklärt: "Wir gehen drei bis vier Mal im Jahr mit einer Meinungsumfrage ins Feld; in erster Linie um Themen abzufragen."

Fürst räumt nun offiziell ein: "Natürlich lassen wir auch in unregelmäßigen Abständen die Sonntagsfrage mitlaufen, wie es alle anderen Landesorganisationen auch machen." Nachsatz: "Vor allem die Kombination mit Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und jenen sozialdemokratischen Inhalten, für die gerade er und seine Politik stehen, interessieren uns." Was das ist? Fürst: "Etwa der Mindestlohn oder die Themen Asyl und Migration."

"Das Ziel? Eine politische Wende"

Ob Doskozil nun den Führungsanspruch in der Partei stellt oder als Kanzlerkandidat 2024 ins Rennen gehen möchte, lässt Fürst offen. Im "Heute"-Gespräch schwenkt er auf das burgenländische Leibthema Mindestlohn – laut aktueller Hajek-Umfrage würden 72 Prozent der Befragten diesen begrüßen. "Wir sind davon überzeugt, dass höhere Löhne das Gebot der Stunde für die Sozialdemokratie sind", so Fürst. Fast schon trotzig fügt er an: "Wir bekommen ja oft genug ausgerichtet, dass diese Themen nur im Burgenland für die Sozialdemokratie funktionieren, was diese aktuelle Umfrage eindeutig widerlegt."

Als neue Spitze Richtung Bund oder gar Illoyalität möchte der pannonische SP-Landesgeschäftsführer die Ergebnisse nicht verstanden wissen: "Von diesen Umfragen haben alle etwas, da sie ja auch das Potential für die Sozialdemokratie aufzeigen. Das muss alle interessieren, die wollen, dass die SPÖ die mit Abstand stärkste Partei bei den nächsten Nationalratswahlen wird." Das Ziel müsse klar sein: "Eine politische Wende im Interesse der Menschen herbeiführen."

Egger: "Doskozil punktet mit Mindestlohn"

Inhaltliche Rückendeckung bekommt Fürst aus Salzburg: "Hans Peter Doskozil punktet mit den Themen Mindestlohn und einem restriktiven Weg bei der Zuwanderung. Er nimmt die Bundesregierung hier in die Pflicht, die seit Jahren säumig ist." Der burgenländische Landeschef punkte laut Egger mit "einer aktiven Pflegepolitik im Land und 1.700 Euro Mindestlohn". Er habe hier "die Zeichen die Zeit erkannt – und schöpft das Wählerpotential für die SPÖ aus". 

Neutral: Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser
Neutral: Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser
GERD EGGENBERGER / APA / picturedesk.com

Neutral in der Frage zeigt sich Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser. Die in Auftrag gegebene Umfrage kommentiert er nicht, sagt jedoch zu "Heute": "Die Frage der Spitzenkandidatur wird in der SPÖ innerhalb der entsprechenden Parteigremien geklärt, wenn eine Wahl ansteht. Das ist aktuell nicht der Fall, weil sich ÖVP und Grüne mit beiden Händen dagegen wehren, den für Österreich dringend notwendigen Weg für Neuwahlen freizumachen."

Pamela Rendi-Wagner und ihr Geschäftsführer Christian Deutsch
Pamela Rendi-Wagner und ihr Geschäftsführer Christian Deutsch
picturedesk.com

Und wie reagiert die Bundespartei? "Das ist eine Umfrage, die von einer Landespartei in Auftrag gegeben wurde. Das steht jeder Landespartei frei", so Parteimanager Christian Deutsch. Er fügt an: "Es gibt aber auch viele Umfragen, die ganz klar Pamela Rendi-Wagner auf Platz eins sehen. Man sollte diese eine Umfrage dementsprechend nicht überbewerten."

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    Hans Peter Doskozil wurde im Rahmen der Flüchtlingskrise 2015 einer großen Öffentlichkeit bekannt. Hier im Bild: Der damalige Polizeidirektor mit Innenministerin Johanna Mikl-Leitner.
    Hans Peter Doskozil wurde im Rahmen der Flüchtlingskrise 2015 einer großen Öffentlichkeit bekannt. Hier im Bild: Der damalige Polizeidirektor mit Innenministerin Johanna Mikl-Leitner.
    Screenshot ORF