Niederösterreich

Unbekannte NS-Lager werden untersucht und erforscht

Land NÖ fördert das Projekt NS-„Volksgemeinschaft“ und Lager im Zentralraum Niederösterreich. Die Geschichte der Zwangsarbeiter wird beleuchtet.

Tanja Horaczek
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Ehemalige NS-Lager werden erforscht. (Symbolbild) | heute.at
Ehemalige NS-Lager werden erforscht. (Symbolbild) | heute.at
Bild: Wikipedia / Hans Weingartz

Beleuchtet wird die Geschichte der Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter sowie deren Lager und Behausungen. Für die Koordinierung ist das Institut für jüdische Geschichte Österreichs in St. Pölten verantwortlich. Das Land unterstützt das Projekt mit rund 400.000 Euro. „Es ist für das Land Niederösterreich von enormer Wichtigkeit, auch die Schattenseiten unserer Vergangenheit aufarbeiten zu lassen. Dadurch sollen Themen, wie eben auch die NS-´Volksgemeinschaft´ oder auch die Zwangslager, die vielleicht sogar in der eigenen Heimatgemeinde waren, wieder in das Bewusstsein der Menschen gerückt werden“, betont Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner.

St. Pölten, Krems, Melk und Tulln beleuchtet

"Zum historischen und kulturellen Erbe des niederösterreichischen Zentralraums um St. Pölten, Krems, Melk und Tulln zählen nicht nur Klöster und Schlösser, sondern auch mindestens 60 Lager und lagerähnliche Einrichtungen, in denen in der NS-Zeit von der 'Volksgemeinschaft' Ausgegrenzte und Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus ganz Europa untergebracht waren", erläuterte Projektleiterin Martha Keil, Leiterin des Instituts für jüdische Geschichte Österreichs. Im Zentrum der Untersuchung stehen auch Interaktionen zwischen den Lagern und ihren Umgebungen sowie Interaktionen zwischen Inhaftierten und den im Umland lebenden Menschen.

Meisten NS-Lager abgetragen oder umgestaltet

Die Präsenz von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern sowie deren Lager und Behausungen gehörten laut Aussendung ab 1940 bis zum Kriegsende zur alltäglichen Wahrnehmung der lokalen Bevölkerung. Heute seien die meisten ehemaligen NS-Lager aber aus dem kollektiven Gedächtnis und der lokalen Erinnerungskultur verschwunden: "Viele Lagerstandorte sind nicht oder kaum mehr erkennbar, da sie abgetragen, überbaut oder umgestaltet wurden."

Bevölkerung wird eingebunden

Zu den Projektpartnern zählen die Donau-Universität Krems, das Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien oder das Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich. Die Bevölkerung soll im Rahmen von Citizen Science-Aktivitäten eingebunden werden. Bürger sollen der Aussendung zufolge unter anderem in Interviewtechniken eingeführt werden, um im Bekanntenkreis Zeitzeugen zu befragen oder auch nach visuellen Spuren von Lagern suchen, indem sie sich im privaten Umfeld umhören oder Gemeindearchive durchsuchen.