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Unbestechlich: Macron erteilt May Brexit-Abfuhr

Heute Redaktion
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Theresa May empfing Emmanuel Macron in Sandhurst.
Theresa May empfing Emmanuel Macron in Sandhurst.
Bild: Reuters

Die britische Premierministerin Theresa May zahlt Frankreich 50 Millionen Euro für den Grenzschutz, erhielt aber ein "non" bezüglich des Finanzmarktes.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron besuchte mit mehreren Ministern Großbritannien, wo 13 Kooperationsprojekte – von Landesverteidigung bis Sport – beschlossen worden sind.

Das wichtigste: Die Briten zahlen 50 Millionen Euro für einen verstärkten Grenzschutz am Ärmelkanal in Calais. Dort hatten sich in der Vergangenheit Tausende Migranten gestaut, die über den Eurotunnel nach Großbritannien wollten – oft versuchten sie dabei, sich auf Lkws einzuschleichen oder diese gar zu kapern. Im Oktober 2016 räumte Frankreich das dortige Flüchtlingslager.

Außerdem stimmte Großbritannien zu, mehr Flüchtlinge aufzunehmen und Asylverfahren binnen eines Monats zu bearbeiten, damit in Calais kein erneuter Flaschenhals für Migranten entsteht. May hoffte mit dieser großzügigen – und in ihrer Heimat stark kritisierten Geste – auf einen besonderen Vorteil.

Extrawurst Finanzsektor

Sie wollte nach einem EU-Austritt Großbritanniens einen Zugang zum französischen Finanzmarkt und zu Finanzdienstleistungen, also ein direktes Handelsabkommen mit Frankreich, aber nicht dem Rest der EU. Doch Macron erteilte ihr eine deutliche Abfuhr.

"Ich will sicherstellen, dass der Binnenmarkt [der EU] aufrecht erhalten wird, da dies der Kern der Europäischen Union ist", erklärte Macron. "Großbritannien hat die Wahl, nicht ich. Sie können keinen gesonderten Zugang zu Finanzdienstleistungen haben. Wenn Sie Zugang zum Binnenmarkt haben wollen, inklusive Finanzdienstleistungen, sind Sie herzlich dazu eingeladen. Aber das bedeutet, zum [EU-]Budget beizutragen und die europäische Gerichtsbarkeit zu respektieren. Das sind die Regeln und wir haben bereits ein derartiges Abkommen mit Norwegen."

Barnier zuständig

"Wenn Sie ein Handelsabkommen haben wollen, wird dieses alles abdecken, aber es ist kein vollwertiger Zugang zum Binnenmarkt und zu Finanzdienstleistungen", präzisierte Macron. "Es wäre ähnlich zur Beziehung mit Kanada."

May erklärte, sie wolle weiter nach Handelsabkommen für Großbritannien nach dem Brexit suchen, sei sich aber bewusst, dass man "nicht mehr länger ein vollwertiges Mitglied des Binnenmarkts sein werde."

Macron betonte, dass er zwar im Falle eines neuen Handelsabkommens keine Branche ausschließen will, allerdings werden "die Verhandlungen von [EU-Chefunterhändler] Michel Barnier geführt."

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