Österreich

Ungewollt 4. Kind, Post-Covid – keine Mindestsicherung

Alleinerzieherin Jaqueline P. (27) ist mit dem vierten Kind ungeplant schwanger. Sie leidet an Post Covid, musste ihren Job als Kosmetikerin aufgeben.

Christine Ziechert
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Jaqueline P. (27) hat keinen Anspruch auf Mindestsicherung.
Jaqueline P. (27) hat keinen Anspruch auf Mindestsicherung.
iStock (Symbolbild)/privat

Schicksalsschläge hat Jaqueline P. (Name geändert) schon einige hinter sich, doch die vergangenen zwei Jahre waren für die Niederösterreicherin der absolute Tiefpunkt. Nach einer "traumatisierenden Trennung mit vielen Gerichtsstreitigkeiten" rappelte sich die Dreifach-Mama wieder auf und eröffnete im Bezirk Wr. Neustadt einen eigenen Kosmetik-Salon: "Ich habe mich so gefreut, dass ich ein leistbares Geschäftslokal gefunden hatte. Das erste Monat war wirklich vielversprechend, ich konnte mit vielen Stammkunden starten. Aber dann kam der erste Lockdown", erinnert sich die 27-Jährige.

Als Selbstständige kämpfte sich Jaqueline P. durch, doch Ende 2021 gab sie auf: "Die Buchungen sind während der Pandemie zurückgegangen und schließlich ganz ausgeblieben. Ich habe daher das Gewerbe mit Ende des Jahres ruhend gelegt", erzählt die Niederösterreicherin.

"Obwohl ich einen gynäkologischen Eingriff hinter mir hatte und kein Kind mehr geplant war, wurde ich ungewollt schwanger" - Jaqueline P.

Neben den beruflichen Schwierigkeiten kamen auch private dazu: "Obwohl ich einen gynäkologischen Eingriff hinter mir hatte und kein Kind mehr geplant war, wurde ich ungewollt schwanger." Die 27-Jährige – sie ist jetzt in der 16. Schwangerschaftswoche – entschied sich, das Baby zu behalten. Doch es folgten gesundheitliche Probleme: "Im November hatte ich trotz dreimaliger Impfung zum ersten Mal Corona, vor vier Wochen bin ich wieder erkrankt, seitdem leide ich an Post Covid. Ich bin oft kurzatmig, schwindelig und habe erhöhte Temperatur. Zusätzlich habe ich noch Depressionen", so Jaqueline P.

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    Aufgrund ihres gesundheitlichen Zustandes wollte die 27-Jährige in den vorzeitigen Mutterschutz gehen – was die Sozialversicherung der Selbstständigen (SVS) erst nicht anerkennen wollte. "Es war ein ewiges Hin und Her, bis sie es endlich bewilligt haben. Jetzt muss ich das Wochengeld jedes Monat neu bei der SVS beantragen", meint Jaqueline P.

    "Anspruch auf Mindestsicherung habe ich keine, weil ich selbstständig war. Und auch arbeitslos kann ich mich nicht melden, da ich im Moment durch den vorzeitigen Mutterschutz nicht arbeitsfähig bin" - Jaqueline P.

    Sonstige finanzielle Unterstützung erhält die Niederösterreicherin kaum: "Meine Mutter hilft mir bedingt, und ich bekomme Alimente von meinem Ex-Partner sowie Kinderbeihilfe. Anspruch auf Mindestsicherung habe ich keine, weil ich selbstständig war. Und auch arbeitslos kann ich mich nicht melden, da ich im Moment durch den vorzeitigen Mutterschutz nicht arbeitsfähig bin."

    Die finanziellen Sorgen bereiten Jaqueline P. derzeit schlaflose Nächte: "Ich habe bereits Rückstände am Konto und Angst, die Wohnung zu verlieren. Obwohl ich mein ganzes Leben gearbeitet habe, kämpfe ich jetzt seit Monaten, muss jeden Euro dreimal umdrehen – auch wegen der gestiegenen Preise. Es war schon immer eine Herausforderung, aber das ist für meinen Körper und meine Psyche jetzt einfach zu viel."

    Hohe Kosten durch Privatkindergarten

    Hinzu kommt, dass zwei Kinder (2 und 4 Jahre) der 27-Jährigen eine Neigung zu epileptischen Anfällen haben: "Beide müssen daher in einen Privatkindergarten gehen, weil sie in einem öffentlichen nicht genommen werden. Das kostet mich insgesamt 600 Euro pro Monat. Außerdem steht bei der Älteren eine große OP an", meint Jaqueline P.  

    Die Niederösterreicherin ist am Ende ihrer Kräfte, will aber trotz der widrigen Umstände nicht aufgeben: "Im Moment stehe ich bei Null, aber ich werde alles tun, damit ich die Familie zusammenhalten kann." Wer helfen möchte: Mail an [email protected]