Im Gazastreifen droht Millionen Menschen der Hungertod: Wie das Amt der UN für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten in einer Einschätzung Mitte April schrieb, habe die humanitäre Krise im Gebiet einen traurigen Höhepunkt erreicht.
Zwei Drittel aller Haushalte haben laut Hilfsorganisationen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser mehr, in den überfüllten Flüchtlingscamps grassieren Krankheiten. Die Lebensmittelsituation ist noch drastischer: Das Welternährungsprogramm der UN teilte am 25. April mit, dass man die letzten Nahrungsmittelreserven an Hilfsküchen im Gazastreifen ausgeliefert habe.
Auch die Weizen-, Öl- und zum Kochen benötigte Treibstoffreserven seien völlig erschöpft. Auf dem Schwarzmarkt sind die Lebensmittelpreise aufgrund der immer akuteren Knappheit um 1400 Prozent gestiegen. Derweil verwandeln sich Spitäler immer mehr zu Leichenhäusern: Seit Beginn der militärischen Offensive Israels starben laut der israelischen Hilfsorganisation Gisha im Gazastreifen über 50.000 Menschen, die Zahl der Verletzten wird mit 117.000 beziffert.
Stand Ende April halten sich laut verschiedenen Quellen wie Gisha, CNN und der UNRWA noch immer 2,1 Millionen Menschen im Gazastreifen auf, die wenig bis gar keine Aussicht haben, das Gebiet zu verlassen. Schon vor dem Massaker von 7. Oktober 2023 und dem darauffolgenden israelischen Einmarsch in das 365 Quadratkilometer große Gebiet hatte der Gazastreifen eine 25 Mal höhere Bevölkerungsdichte als die Schweiz. Mittlerweile wurden zwei Drittel des Gebiets von der israelischen Armee als Sperrzonen deklariert, wodurch die Bewohner des weitflächig zerstörten Gebiets noch weniger Platz haben.
Hoffnung auf Besserung gibt es in der aktuellen Lage wenig bis keine: Seit mehr als sieben Wochen hält Israel alle Zugänge in den Gazastreifen gesperrt, über die die lebensnotwendige Hilfe zuvor floss. Erst dadurch verschlimmerte sich die Lage so drastisch, dass die Gefahr einer Hungersnot laut Hilfsorganisationen nicht mehr nur akut besteht, sondern sich diese bereits schnell im Gazastreifen ausbreitet.
Die israelische Regierung begründete die Maßnahme damals damit, dass man mit dem Hilfs-Stopp verhindern wolle, dass die Lieferungen von den Hamas-Terroristen beschlagnahmt und überteuert verkauft werde. Zwar habe man die Struktur der Terrorgruppe im Gazastreifen weitestgehend zerschlagen, die israelische Armee hält das Gebiet aber weiterhin besetzt, da die Hamas laut Tel Aviv noch immer viel Einfluss hat.
Derweil hat die US-Regierung unter Donald Trump seinem Verbündeten vor dem Weltgerichtshof in Den Haag erneut den Rücken gestärkt: So könne Israel laut den USA nicht dazu gezwungen werden, die Hilfsorganisation UNRWA im Gazastreifen operieren zu lassen. Zuvor hatten palästinensische Repräsentanten und andere UN-Vertreter Israel vorgeworfen, durch das Arbeitsverbot für die UNRWA internationales Recht zu verletzen.
Israel hatte der UN-Hilfsorganisation Ende Januar verboten, auf israelischem Staatsgebiet zu operieren, und verwehrt der UNRWA damit faktisch auch den Zugang zum Gazastreifen. Begründet wurde das Verbot damit, dass am Massaker vom 7. Oktober 2023 offenbar auch mehrere Mitarbeitende des Hilfswerks aktiv beteiligt waren. Laut der UNRWA wurden alle Betroffenen mittlerweile entlassen, während eine UNO-Untersuchungskommission zum Schluss kam, dass keine Beweise für Terrorismus in der UNRWA vorliegen.