Österreich

Unteroffizier: "Die Zeit ist reif für schwule Soldaten"

Ein einst gefürchteter Unteroffizier spricht in "Heute" über sein spätes Outing, schwere Schicksalsschläge, Legenden über ihn und unerfüllte Träume. 

Christian Tomsits
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    Der Berufssoldat gewährte private Einblicke.
    Der Berufssoldat gewährte private Einblicke.
    Denise Auer

    "Schleifer" nennen Rekruten solche Vorgesetzte. Charles Eismayer (heute 64) war Österreichs gefürchtetster Bundesheer-Schleifer. 2014 heiratete er seinen langjährigen Partner, den Offizier Mario Falak, nach langem geheimen Doppelleben in Galauniform, kurz nach einem öffentlichen Outing. Nun dient das bewegte Leben des im Kanada geborenen Niederösterreichers als Vorlage für einen Kinofilm.

    "Ich wusste früh, dass ich auf Männer stehe – mein Gott, ich hab so viel Zeit versch*****"

    "Ich wusste früh, dass ich auf Männer stehe – mein Gott, ich hab so viel Zeit versch*****", schüttelt der Vizeleutnant im Gespräch mit "Heute" rückblickend seinen Kopf. Zeit, die nun besonders kostbar ist. Seit Jahren kämpft der ehemalige Elite-Soldat gegen besonders heimtückischen Krebs. "Aber er lässt mich am Leben" – "weil sogar DER Angst vor dir hat", lacht sein Mann. 

    Legenden ranken sich um Soldat

    Tatsächlich: im Österreichs Kasernen kursieren wilde Geschichten über den strengen Garde-Vize "Eis". Normalerweise schweigt er dazu eisern ("Hilft mir bei der Arbeit"). Doch "Heute"  hakte nach.

    ➤Er sei eigentlich ein degradierter Offizier ("Geht gar nicht, das ist Blödsinn")
    ➤Einer seiner Trupps hätte von ihm den Befehl bekommen, über eine Autobahn zu kriechen ("Fast, wir mussten drunter durch")
    ➤Ein Rekrut sei unter der kalten Dusche beim Liegestütze machen gestorben ("Der Bua war voll fett, musste sich nur übergeben")
    ➤Eine Kuh sei auf einer Übung Ziel eines Panzerabwehrrohrs geworden ("Schon lang her")

    Eismayer sammelte Jahrelang Spenden

    Doch der knallharte "Schleifer" enthüllte beim "Heute" - Interview in seiner eleganten Wiener Wohnung unter einem feinen Teppich mit Gustav-Klimt-Motiv seine weiche Seite. Jahrzehntelang baute er mit seinen Gardisten die ORF-Aktion "Licht ins Dunkel" auf und verzichtete deshalb auf 27 Weihnachtsfeiern mit Verwandten, obwohl ihm Familie viel bedeute.

    Sein Sohn Alexander (aus erster Ehe) war für ihn alles – er starb 2007 mit 22 Jahren an einer Überdosis Heroin. Trotzdem zwang sich Eismayer kurz darauf wieder in der Kaserne. "Ohne meinen Mann Mario hätte ich das nicht geschafft."

    Auch während Corona zog er nicht zurück, arbeitete trotz großer gesundheitlicher Gefahr weiter: "Ich kann ja nicht vor einem Virus davonlaufen, was mach ich dann bei einer scharfen Kugel? Ich bin Soldat!" Er infizierte sich. Doch Covid19 suchte sich den falschen Wirt. Nach zehn Tagen mit nur leichtem Fieber und "ein bisserl" Atemnot war der Spuk vorbei. Nun posiert er glücklich mit seinem Mann und Schäferwelpe "Wutschki" in unsere Kamera. Am 1. Mai geht er in Pension.

    "Wir wollen den anderen zeigen, dass die Zeit reif ist für schwule Soldaten

    "Wir wollen den anderen zeigen, dass die Zeit reif ist für schwule Soldaten", sagt er. "Das System selbst beim Bundesheer kann die ewig Gestrigen in die Schranken weisen", glaubt sein Mann. Ihr gemeinsamer Traum: Soldaten in Uniform auf der Regenbogenparade!

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      JESSICA GOW / AFP / picturedesk.com