Wien

"Unverkennbar Wienerin": Elfriede Jelinek Ehrenbürgerin

Bürgermeister Ludwig und Kulturstadträtin Kaup-Hasler verliehen Star-Autorin Elfriede Jelinek nun die Ehrenbürgerschaft.

Wien Heute
Bürgermeister Michael Ludwig und Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek.
Bürgermeister Michael Ludwig und Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek.
Stadt Wien/PID/Jobst

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig überreichte der österreichischen Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek am Dienstag (12.9.2023) die Ehrenbürgerschaft der Stadt Wien. 

"Mächtige Gewitterzellen"

"Ihre Romane, mit denen Jelinek nicht weniger als eine schonungslose Entmystifizierung des romantischen Liebesideals zwischen Mann und Frau anstrebte und der Scheinheiligkeit den Heiligenschein nahm, zeigten nicht weniger Wirkung als ihre Theaterstücke: Literarische Würfe wie 'Lust', 'Gier', 'Neid' oder 'Die Klavierspielerin', kongenial von Michael Haneke verfilmt, entluden sich wie mächtige Gewitterzellen über der überrumpelten Leserschaft", so Ludwig.

"Frau mit Eigenschaften

"Für den Literaturnobelpreis war selbstverständlich die unvergleichliche Jelinek’sche Sprachmacht ausschlaggebend." Verdient gemacht habe sich Elfriede Jelinek auch durch ihre spontane Zivilcourage. Für den Wiener Bürgermeister ist Jelinek "eine Frau mit Eigenschaften". 

Ehrenbürgerin in bester Gesellschaft

"Damit befindet sich die neue Ehrenbürgerin Wiens in bester Gesellschaft: etwa mit Billy Wilder, Teddy Kollek, Eric Pleskow, Eric Hobsbawn, Eric Kandel, Carl E. Schorske, Friederike Mayröcker oder Hugo Portisch. Ich gratuliere Elfriede Jelinek dazu mit größter Sympathie und von ganzem Herzen", so der Bürgermeister. 

Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SP) betonte in ihrer sehr persönlichen Laudatio die politische Ebene im literarischen und dramatischen Werk der Nobelpreisträgerin: "Schlagend führst Du vor, dass Auseinandersetzung mit und Kritik von Politik, Gesellschaft und Kultur zu allererst eine Auseinandersetzung mit Sprache und jenen Sprachregelungen, Floskeln, Beschwichtigungsformeln und Werbeslogans, die uns umgeben, sein muss."

Bürgermeister Ludwig, Jelinek und Kulturstadträtin Kaup-Hasler
Bürgermeister Ludwig, Jelinek und Kulturstadträtin Kaup-Hasler
PID/Jobst

"Unverkennbar Wienerin"

"Es ist vor allem Deine wunderbare Beherrschung des Wiener Schmähs, dieses einzigartig bösartigen und zugleich selbstironischen Humors, mit dem Du dünkelhaftem Bürgertum ebenso begegnest wie dem Jugendwahn eines Jörg Haider oder der grassierenden Ausländerhetze. Hier steckst Du – unverkennbar Wienerin – in der Tradition und dem Sprachwitz eines Nestroy, der Wittgenstein‘schen Sprachphilosophie und der sprachlichen Virtuosität der Wiener Gruppe. Es ist uns eine Ehre, Dich in dieser Stadt zu wissen."

"Verbunden mit dem Roten Wien"

Elfriede Jelinek bedankte sich "gerührt" für die Ehrung. "Diese Auszeichnung ist die einzige, die ich seit dem Literaturnobelpreis annehme. Denn ich fühle mich verbunden mit der Tradition des Roten Wien. Man muss diese Stadt mit ihrer Multikulturalität und ihrer Integrationskraft hochhalten."

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