Österreich

Nächstes Tief mit Regen und Sturm im Anmarsch

Heute Redaktion
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In der Nacht auf Dienstag hat VAIA noch einmal nachgelegt und für erhebliche Schäden gesorgt. Ein Überblick zur aktuellen Lage – und die (unerfreuliche) Prognose.

Vorsichtig geben Experten Entwarnung: Die Wasserpegel sinken langsam, der Regen nimmt allmählich ab. Auch wenn es demnach Entspannung geben soll, ist diese leider nur von kurzer Dauer: So kommt am Donnerstag schon das nächste Tief auf uns zu.

Am Mittwoch gestaltet sich das Wetter unter Hochdruckeinfluss ruhig, wobei sich im Tagesverlauf die föhnige Südströmung laut Österreichischer Unwetterzentrale (UWZ) wieder verstärkt. Am Donnerstag bringt dann ein Italientief im Südwesten des Landes erneut zunehmend kräftigen Regen, im Nordalpenbereich weht dann erneut teils stürmischer Südföhn.

Wieder vorbelastete Gebiete betroffen

Ausgerechnet für Osttirol und Kärnten wird teilweise kräftige Regen prognostiziert. "Am Donnerstag sorgt ein Italientief vom Montafon bis zu den Karnischen Alpen schon von der Früh weg für etwas Regen. Im Tagesverlauf wird der Regen stärker, am Nachmittag regnet es besonders in Osttirol und Kärnten teilweise kräftig", heißt es im Warnausblick der UWZ. Dazu soll teils starker bis stürmischer Südföhn, im östlichen Flachland zunehmend kräftiger Südostwind, wehen.

Sehen Sie hier: So wandert das neue Italien-Tief zu uns

Eine vorläufige Unwetter-Bilanz

Das Mittelmeertief VAIA hatte Österreich – und weitere europäische Länder – seit einigen Tagen fest im Griff. In Kärnten herrschte seit Samstag Hochwasser-Gefahr. Leider sind die Befürchtungen wahr geworden, wenn auch nicht in einem ganz so drastischen Ausmaß wie zunächst angenommen. Die Schäden sind dennoch enorm.

So viel Regen wie im ganzen Jahr in Wien

Spitzenreiter war die Messstation am Plöckenpass im Süden Kärntens, hier gab es mit 627 Liter pro Quadratmeter den mittleren Jahresniederschlag von Wien in nur 72 Stunden. Die Wassermassen sorgten für Überschwemmungen und Vermurungen, zudem haben in Oberkärnten die Gail, die Möll und die Drau ein 30-jähriges Hochwasser verzeichnet. Einzelne kleinere Gewässer wie etwa der Ebriacher Bach in den Karawanken haben sogar die HQ-100-Marke erreicht.

Tausende Freiwillige im Einsatz

Insgesamt gab es nach Angaben vom Land Kärnten zufolge alleine von Montagfrüh bis Dienstag 5 Uhr über 480 Feuerwehreinsätze in Kärnten mit weit mehr als 200 eingesetzten Feuerwehren und über 2.500 Einsatzkräften. Seit heute 5 Uhr früh sind 74 Feuerwehren mit rund 750 Kräften im Einsatz – "und die Einsatzzahlen sind mit Beginn der Morgendämmerung wieder im Steigen begriffen", wird seitens des Krisenmanagements vom Land Kärnten mitgeteilt.

In zahlreichen Gemeinden musste Zivilschutzalarm ausgerufen werden, so etwa in Möderndorf im Gailtal und in Rattendorf in Hermagor. Aus dem Bezirk Spittal wurden massive Vermurungen und Schäden durch umgestürzte Bäume gemeldet. Viele Ortschaften sind hier nach wie vor von der Außenwelt abgeschnitten, darunter etwa Irschen, Dellach/Drau, Berg im Drautal und Greifenburg.

Schulen, Kindergärten und Horte blieben aus Sicherheitsgründen geschlossen. Viele Bewohner mussten ihre Häuser verlassen und in Notunterkünfte ausweichen.

Lage in Osttirol entspannt sich

Auch in Osttirol sind Gewässer über ihre Ufer gelaufen und haben für Hochwasser gesorgt. Die Pegelstände sinken seit Dienstagvormittag wieder. Lienz war zunächst von der Außenwelt abgeschnitten, ist nun aber wieder erreichbar. Mehrere Gemeinden sind allerdings noch ohne Stromversorgung.

Die Bezirkseinsatzleitung (BEL) hat drei Notunterkünfte in Osttirol für gestrandete Pendler und Reisende in Matrei, Lienz und Sillian einrichten lassen, die in der Nacht auf Dienstag nach Angaben vom Land Tirol von knapp 100 Personen genutzt worden sind. Insgesamt mehr als 500 Einsatzkräfte haben in der Nacht hunderte Einsatzereignisse abgearbeitet.

Rund 400 Feuerwehrleute standen allein in Osttirol im Einsatz, dazu noch 60 Kräfte des Roten Kreuzes und weitere von der Bergrettung, des Bundesheeres, des Bezirksbauamts, der Tinetz, der Polizei, der Wasserrettung und der Wildbach- und Lawinenverbauung.

Alarm in Salzburg

Der orkanartige Sturm, der in Kärnten und Tirol neben dem Starkregen ebenfalls eine Spur der Verwüstung hinterlassen hat, ist am Dienstagmorgen in der Stadt Salzburg angekommen. Dort wurde das Dach der Hohenfestung Salzburg zum Teil abgetragen.

Generell gab es besonders auf den Bergen verbreitet Orkanböen, punktuell wurde – wie etwa auf dem Hochschwab – sogar Spitzen von 200 Stundenkilometer erreicht. Aber auch in vielen Tälern und im Flachland gab es Sturmböen, weshalb es gebietsweise zu Unterbrechungen im Straßen- und Bahnverkehr sowie in der Stromversorgung kam. Die stärkste Windspitze in den Tallagen wurde laut UBIMET in Vorarlberg gemessen, so gab es Montagnacht in Schröcken eine Orkanböe von 122 km/h. In Bad Bleiburg in Kärnten fegte der Sturm immerhin noch mit 94 km/h.

Übersicht Windspitzen Niederungen

(Montag 9 Uhr bis Dienstag 9 Uhr):


Schröcken (Vorarlberg) 122 km/h

Brand (Vorarlberg) 115 km/h

Bichlbach (Tirol) 109 km/h

Mondsee (Oberösterreich) 101 km/h

Obertauern (Salzburg) 101 km/h

Auch Oberösterreich bekam den Sturm in der Nacht auf Dienstag deutlich zu spüren. Dächer wurden abgedeckt, Gebäude stürzten ein. Mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 100 km/h im Flachland und knapp 200 km/h in den Bergen waren es die stärksten Windböen des Jahres.

Verheerende Folgen im Mittelmeer-Raum

Auch in Deutschland, Frankreich, der Schweiz, an Kroatiens Küste und in weiten Teilen Italiens hat VAIA eine Spur der Verwüstung hinterlassen – aber nicht nur das: aus Italien wurden sogar mehrere Todesopfer gemeldet, darunter einer Feuerwehrmann aus Südtirol, der während eines Unwetter-Einsatzes getötet wurde.

Venedig steht zudem unter Wasser, knapp 70 Prozent der Lagunenstadt sind überschwemmt.

Eine Mure verschüttete am Montagabend die Brenner Autobahn:

(red)