Österreich

Unwetter-Serie über Österreich reißt nicht ab

Heute Redaktion
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Nach dem heftigen Unwetter vom Samstag abend, das beim Mittelalterfest in Pöchlarn (Bezirk Melk) ein Todesopfer und zwölf teils Schwerverletzte gefordert hat, bleibt der Schlosspark in der Stadtgemeinde gesperrt. Ein knapp acht Jahre alter Bub wurde durch das Unglück zum Vollwaisen. Das Kind ist unter den Schwerverletzten. Abgerissene Äste eines mächtigen Baumes waren auf Zelte gestürzt und hatten Menschen unter sich begraben.

Ermittlungen würden auf Hochtouren laufen, hieß es am Montag vonseiten der Polizei Pöchlarn. Auch die Staatsanwaltschaft St. Pölten ist eingeschaltet. Landeshauptmann Erwin Pröll (V) hat Soforthilfe für den Buben in Auftrag gegeben. Aus seinem Büro hieß es, dass das Kind finanzielle Unterstützung erhalten werde. Dem knapp Achtjährigen unter die Arme greifen wird auch "Hilfe im eigenen Land - Katastrophenhilfe Österreichischer Frauen". Die Organisation werde eine monatliche Patenschaft für die Dauer der kommenden zehn Jahre übernehmen, teilte Präsidentin Sissi Pröll mit.

Bereits Spendenaufruf

Für den Buben, der bereits Anfang 2010 seine Mutter verloren hatte, wurde auch ein Spendenkonto eingerichtet - RZB, Kto.-Nr.: 1-04.101.010, BLZ 31000, Verwendungszweck: Lukas. Der Schüler erlitt bei dem Unglück schwere Kopfverletzungen. Er wird im Landesklinikum St. Pölten behandelt, wurde aber bereits auf die Kinderstation verlegt.

Mehrere Verletzte in der Umgebung

In Amstetten wird ein lebensgefährlich verletztes Opfer weiterhin intensivmedizinisch betreut, teilte die Landeskliniken-Holding mit. In das Krankenhaus im Mostviertel waren außerdem zwei weitere Schwerverletzte eingeliefert worden. Ein 51-Jähriger aus Pöchlarn, der Vater des knapp acht Jahre alten Buben, starb in der Nacht auf Sonntag in St. Pölten.

Am Samstag gegen 18.00 Uhr waren im Zuge eines aufziehenden Unwetters orkanartige Böen aufgetreten. Das Unwetter sei "sehr schnell hereingebrochen", sagte der Melker Bezirkshauptmann Norbert Haselsteiner. Es habe keine Hinweise gegeben, dass von dem Baum, Haselsteiner zufolge eine Kastanie, Gefahr ausgehen könnte. Auf dem Pöchlarner Schlosspark liege eine Naturdenkmalerklärung. Das heiße auch, dass die Stadtgemeinde als Grundeigentümer mit der Naturschutzbehörde, der Bezirkshauptmannschaft, zusammenarbeite. Haselsteiner: "Es ist in der Vergangenheit regelmäßig passiert, dass Bäume wegen einer möglichen Gefährdung entfernt wurden."

Lesen Sie auf Seite 2 mehr über Unwetter im Burgenland und der Steiermark!Sonntagabend Großeinsatz im Burgenland

Heftiger Regen hat den burgenländischen Feuerwehren einen einsatzreichen Sonntagabend beschert. 19 Wehren mussten in den Bezirken Eisenstadt-Umgebung, Mattersburg und Oberwart ausrücken, teilte eine Sprecherin der Landessicherheitszentrale Burgenland (LSZ) auf Anfrage der APA mit. In Kalch (Bezirk Jennersdorf) wurden die Florianijünger wegen eines Brandes alarmiert. Ein Blitz hatte zuvor eingeschlagen, so die Sprecherin heute, Montag.

Die Feuerwehrmitglieder waren erneut hauptsächlich mit Pumparbeiten beschäftigt. In Forchtenstein (Bezirk Mattersburg) drohte das Rückhaltebecken beim Badestausee durch den heftigen Zulauf des Baches überzugehen. Der Einsatz dauerte etwa eineinhalb Stunden. Zahlreiche Feuerwehren waren laut LSZ bis in die Nacht unterwegs.

Schadensbegrenzung auch in der Steiermark

Während die Schäden des Gewitterzuges in der Steiermark vom Sonntagnachmittag am Montag weitgehend beseitigt waren, ging im am Wochenende weitgehend verschonten St.Lorenzen das große Aufräumen weiter: Vor allem in den beiden murengefährlichen Gräben des Schwarzenbach und Lorenzerbach arbeiteten sich Bundesheer-Einheiten und Feuerwehren weiter in die Oberläufe vor, um das Gefährdungspotenzial bei weiteren Unwettern zu verringern.

Großes Feuerwehraufgebot

Der Leitzentrale des Landesfeuerwehrverbandes hat am Sonntag rund 150 Einsätze von mehr als 70 Wehren registriert. Vor allem in den Bezirken Murau und Knittelfeld sowie im weststeirischen Bezirk Voitsberg, im Raum Kapfenberg und in Graz-Umgebung mussten nach Windböen, Starkregen und Hagel umgestürzte Bäume und Muren von Straßen entfernt und Keller ausgepumpt werden. Die Murauer Straße B97 war nach einer Hangrutschung Montagvormittag noch gesperrt. Die Fahrbahn war zwar geräumt, allerdings wartete man noch auf das Okay eines Geologen, um sie für den Verkehr freizugeben.

Mure bei Murau

Die spektakulärsten Zwischenfälle hatte es bei Murau gegeben, als , bis sie nach einer Notreparatur aussteigen konnten, und als das Auto von zwei Wienerinnen von einer Mure erfasst wurde und über die Böschung des Murflusses geschoben wurde. In allen Fällen kamen die Beteiligen mit dem Schrecken davon. Wie es bei den Kreischbergbahnen am Montag hieß, werde das wieder eingehängte Seil auf Schäden untersucht, die Betriebsaufnahme sei gemäß regulärem Sommerfahrplan für Mittwoch vorgesehen.

In St. Lorenzen machten die die Einsatzkräfte von Bundesheer und Feuerwehren weiter auf, um in den Gräben aufzuräumen. Neun Brücken sind in Bau bzw. Planung. "Wir konzentrieren unsere Kräfte darauf mit Kettensägen, Baggern und anderem Pioniergerät weiter die anliegenden Gräben von verkeilten Holzstämmen auszuräumen", erklärte BH-Einsatzleiter Oberst Rudolf Wabnegg. So soll das Gefährdungspotenzial bei weiteren Unwettern reduziert werden. Hoffnung auf ein zügiges Vorgehen mache dabei die Aussicht auf eine stabile Wetterperiode. Immerhin müssen Gräben von rund 20 Kilometern Länge entlang von zwölf Bachläufen gesäubert werden.

Verantwortliche bleiben wachsam

Auf Anweisung der Sicherheitsbehörde bleibt auch das Warnsystem aufrecht. Das Militärkommando Steiermark rechnet damit, dass der Einsatz etwa bis Ende August dauern wird. Wie Kurt Klacher, Leiter des Landeskatastrophenschutzreferats, sagte, dürften auch die Evakuierungen von 270 Personen aus St. Lorenzen, dem Schwarzenbachtal und Gaishorn noch "wenige Wochen" aufrecht bleiben.