Österreich

Urnen-Bestattung im Wohnzimmer boomt!

Die Zahl jener Menschen, die ihre Verstorbenen daheim in einer Urne aufbewahren wollen, steigt. Trotz teils obskurer bürokratischer Hürden…
Heute Redaktion
14.09.2021, 00:12

Janina hat vor zwei Jahren ihren Vater viel zu früh verloren. Weil sie den geliebten Papa bei sich behalten wollte, entschloss sie sich für eine Heimurne, seine Asche steht seither – in eine Babuschka-Puppe gefüllt – auf einem Bücherregal in ihrem Wohnzimmer.

Die Bloggerin und Autorin aus Wien zeigt damit einen Trend auf, dessen Umsetzung zwar schon seit 2013 möglich ist, der nun aber immer mehr Anhänger unter trauernden Hinterbliebenen findet.

Die Zahlen steigen

Die bei einschlägige Fragen zuständige MA 40 lässt für Wien ausrichten: „Die Tendenz zu solchen Heimbestattungen ist steigend." 2016 wurden 419 Anträge administriert, bis Ende April 2017 waren es schon 227. Hochgerechnet aufs Jahr würde das eine Steigerung von fast zehn Prozent bedeuten.

Nur 100 Euro Gebühren

Leichter relativierbar sind da schon die Zahlen des privaten Bestattungsinstitutes „Himmelblau". Dort registriert man ebenfalls einen starken Trend in Richtung der Privaturnen. Geschäftsführer Georg Haas zu „Heute": "Bei uns wünscht mittlerweile jeder fünfte Kunde eine Privaturne. Wir erledigen dafür auch die Behördenwege, das kostet je nach Aufwand maximal 100 Euro. Inklusive einer Urne im mittleren Preissegment kommt die Heimbestattung abgesehen von den Kremierungskosten damit auf nicht mehr als 400 Euro."

Gesicherte Behältnisse Pflicht

Den Wünschen der Hinterbliebenen sind dabei keine Grenzen gesetzt: Von der simplen Metallurne um wohlfeile 129 Euro bis zur Marmorurne um runde 1000 Euro reicht das Angebot, mittlerweile gibt es auch Modelle aus Holz und solche mit italienischem Design. Das Aufbewahren in nicht zertifizierten Behältnissen – Bierkrug, Vase, Kaffeetasse oder Gartenzwerg – ist streng verboten.

Heimaltar verboten

Allerdings: Je nachdem sind diverse Auflagen zu erfüllen. Bei der MA 40 in Wien etwa wird nicht nur eine Zustimmung des Vermieters eingefordert, sondern es ist auch die „Aufbewahrung" streng geregelt. Zitat: „Die Leichenasche muss in einer plombierten, unverrottbaren Urne" verwahrt werden. Zudem darf der Ort der Aufbewahrung nicht „gegen den Anstand und die guten Sitten verstoßen." Die Errichtung eines "Heimaltars" mit Fotos und Devotionalien des Verstorbenen ist nicht zulässig, zudem muss die Urne vor dem Zugriff von Kindern oder Haustieren gesichert werden.

Verstreuen verboten

Die Asche privat auszustreuen ist gleichfalls nicht erlaubt, allerdings gibt es keinen einzigen evidenten Fall einer Exekution nach diesbezüglicher Gesetzeslage in Österreich. Frei nach dem Motto: „Blowing in the Wind!" Auch die Idee, die Urne in die Natur zu stellen, ist nach wie vor ein „Cremial Mind", außer man verfügt über ein rein privates Grundstück. Fest steht lediglich: Wer mit der Bürokratie auf Kriegsfuß steht, sollte eine herkömmliche Erdbestattung vorziehen.

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