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Ursula Strauss: "Lass mir keine Angst machen!"

Heute Redaktion
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Wo ein vielversprechender Austro-Film, da Ursula Strauss. Und das freut uns. Heute verliert die Mimin in einem topbesetzten TV-Familiendrama ihr Gedächtnis - zum Glück hat sie davor mit uns geplaudert. Über Angst, zweite Chancen und Chilli.

Wo ein vielversprechender Austro-Film, da Ursula Strauss. Und das freut uns. Am Mittwoch verliert die Mimin in einem topbesetzten TV-Familiendrama ihr Gedächtnis – zum Glück hat sie davor mit uns geplaudert. Über Angst, zweite Chancen und Chilli.

"Heute": "Nach Ihrem Unfall ist Ihr Film-Ehemann ein Fremder für Sie, den Sie komplett neu kennenlernen müssen. Gibt’s im Leben überhaupt eine zweite Chance?"

Ursula Strauss: "Ja, und auch eine dritte und eine vierte. Oft will uns das Leben etwas mitteilen, aber wir hören es nicht. Es klopft immer lauter und irgendwann kann man es dann umsetzen."

 

"Heute": "Sie ergreifen zusätzliche Chancen also selber dankbar?"

Ursula Strauss: "Ja, sehr dankbar sogar. Manchmal sind aufgewärmte Dinge ja auch gut. Ein Chilli  schmeckt sogar besser. Es kommt immer auf die Situation an, man muss halt allem mit offenen Augen und offenem Herzen begegnen."

 

"Heute": "Kennen Sie Menschen, die einen derartigen Identitätsverlust erlitten haben?"

Ursula Strauss: "Ja, im Zuge meiner Recherche für "Live is life" lernte ich in einem Pensionistenheim Alzheimer-Patienten kennen. Eine furchtbare Krankheit, von der ich hoffe, dass sie mir und meinen Angehörigen erspart bleibt. Ich habe also einen emotionalen Bezug dazu, aber keine familiären. Entsetzlich, sein Leben im Geiste zu verlieren."

 

"Heute": "Was macht die Figur, Pflegerin Maria Hofer, aus dem Schicksalsschlag?"

Ursula Strauss: "In dem Moment, wo sie aus Nebel auftaucht und das Unfalltrauma ein wenig hinter sich lassen kann, ergreift sie die Chance total. Sie beginnt, ihren Mann wieder anders anzuschauen und ist wieder ein Mensch, der mit seinem Leben verknüpft ist."

 

"Heute": "Würden Sie selbst gerne gedanklich etwas auslöschen, das Ihnen widerfahren ist?"

Ursula Strauss: "Nein, alles ist Teil von mir. Ich bin froh, dass es Dinge gibt, die man nicht vergessen muss, aber nicht mehr so schwer nehmen muss."

 

"Heute": "Wie Ihr eigener Autounfall im September 2014?"

Ursula Strauss: "Genau. Die Vorstellung. Mich vor der Kamera vor ein fahrendes Auto werfen zu müssen, war krass. Echt schwierig. Aber es im Endeffekt zu tun, war dann weniger schlimm. Ich hatte eine tolle Stuntfrau…  "

 

"Heute": "Der schwierigste Moment beim Dreh?"

Ursula Strauss: "Nein, der war in dem Schockraum, direkt nach dem Unfall. Da haben sich viele Bilder vermischt."

 

"Heute": "Derzeit stehen Sie extrem viel vor der Kamera. Haben Sie keine Angst vor Überpräsenz?"

Ursula Strauss: "Ich habe beschlossen, keine Angst zu haben und mir auch keine machen zu lassen. Das Leben ist das Leben ist das Leben. Mir macht das Spielen so einen Spaß, ich arbeite so gerne. Ich mach diesen Beruf, weil er aus meiner Sicht ein angstfreier ist. Es darf so vieles sein, für das man sich nicht genieren muss, wo man sich zeigen darf, mit Fett und Falten. Hat viel mit Respekt und Liebe und Freiheit zu tun. Der größte Feind der Freiheit ist die Angst. Ich bin dankbar, dass ich so viele verschiedene Formate bedienen darf."

 

"Heute": "Treffen Sie vor der Kamera nicht ständig auf dieselben Kollegen?"

Ursula Strauss: "Nein, gerade heuer habe ich mit vielen zum ersten Mal gedreht. Aber es stimmt schon, mit einigen hat sich so eine Pseudorealität aufgebaut. Andreas Lust hat irgendwann gesagt, im ist, als wäre ich eine Exfreundin von ihm. Weil wir schon so viel Frau und Mann gespielt haben. Das Schöne, Schwierige und Interessante in unserem Beruf ist aber, dass sich Schauspieler ganz schnell öffnen müssen. Du musst deine Angst sofort über Bord werfen können. Du kennst einen Kollegen vielleicht einen Tag und musst behaupten, du hast mit ihm ein Leben verbracht. Und das sollte im besten Fall auch so rüberkommen. Deshalb darfst du nicht mit Angst in diese Begegnung gehen. Öffnen, reinlassen ins eigene System, und dann wieder zumachen."

 

"Heute": "In einem Interview haben Sie bedauert, die Menschen hätten verlernt, anständig zu sein. Wie anständig sind Sie?"

Ursula Strauss: "Ich versuche zu helfen, wo ich kann. Ich gehe mit offenen Augen durchs Leben. Ich glaube, dass man sehr alltäglich, langfristig und unkompliziert helfen muss.

Und dass es eine Selbstverständlichkeit ist, da zu sein."