Welt

US-Minister angereist – Saudis vor Geständnis?

Außenminister Pompeo soll in Saudi-Arabien Licht in den Fall Khashoggi bringen. CNN berichtet unterdessen von einem bevorstehenden Geständnis.

Heute Redaktion
Teilen
US-Außenminister Mike Pompeo trifft den Saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman in Riad.
US-Außenminister Mike Pompeo trifft den Saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman in Riad.
Bild: picturedesk.com

Pressefotos zeigen US-Außenminister Mike Pompeo am Dienstag bei Gesprächen mit Mitgliedern des saudi-arabischen Königshauses. Über den genauen Inhalt war nichts bekannt, Thema dürfte aber das Verschwinden des Journalisten Jamal Khashoggi gewesen sein. Der saudische Staatsbürger hatte vor zwei Wochen die Botschaft seines Landes in der Türkei betreten und ist seither verschwunden. Türkischen Geheimdiensten soll Audio- und Videomaterial vorliegen, das die Folter und Ermordung des Journalisten in der Botschaft beweist. Anschließend habe man die Leiche mit einer Knochensäge zerteilt und die Überreste aus der Botschaft geschmuggelt.

US-Präsident Trump hatte das saudische Königshaus zunächst scharf kritisiert, schwenkte nach einem Telefonat mit König Salman aber um und bezeichnete dessen Dementi als "sehr, sehr stark". Vor Pressevertretern schürte Trump dann selbst Verschwörungstheorien und meinte, die Ermordung des Journalisten könnte das Werk von einem selbstständig arbeitenden Killer-Kommando gewesen sein. Der US-Präsident unterhält auch privat Geschäftsbeziehungen zu Saudi-Arabien und hat das auch bereits öffentlich eingestanden.

Steht Geständnis bevor?

Den Dementi des Königs zum Trotz mehren sich nun aber Berichte, wonach Saudi-Arabien kurz vor einem Eingeständnis in der Causa Khashoggi steht. Laut CNN sei ein Bericht in Arbeit, dass der verschwundene Journalist bei einem schiefgelaufenen Verhör ums Leben gekommen sei.

Der Sender berief sich dabei auf zwei namentlich nicht genannte Personen. Darin dürfte einem der Insider zufolge erklärt werden, dass der Einsatz ohne Genehmigung erfolgt sei und dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen würden. Der zweite Insider habe allerdings eingeschränkt, dass am Text noch gearbeitet werde.

Neunstündige Durchsuchung des Konsulats

Am Montag, knapp zwei Wochen nach Khashoggis Verschwinden, durchsuchten türkische Ermittler das Konsulat. Sie verliessen das Gebäude am Dienstag nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu erst nach neun Stunden Inspektion. Dabei setzten sie auch Spürhunde ein und nahmen Bodenproben, auch aus dem Garten des Konsulats.

Angeknackstes Reformer-Image

Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman, kurz "MBS", wurde von Medien und Verbündeten zuletzt für seinen augenscheinlichen Reformkurs gelobt. So wurde etwa die Aufhebung des Autofahrverbots für Frauen berichtet. Die Festnahme zahlreicher Aktivistinnen, die sich eben dafür eingesetzt hatten, ging in der Berichterstattung aber häufig unter. Das Image vom Königshaus, das sich der Welt öffnet, wurde durch die mutmaßliche Ermordung des Journalisten deutlich angeknackst. Auch mehrere Technologie-Giganten, die zu einer Konferenz in Saudi-Arabien geladen waren, sagten ihre Teilnahme ab.

(red)