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Obama trauert um Polit-Rivalen John McCain

Der ehemalige Präsidentschaftskandidat und langjährige Senator hat am Samstag den Kampf gegen einen Hirntumor verloren.

Heute Redaktion
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US-Senator John McCain ist tot. Der 81-Jährige starb am Samstag in seinem Haus in Arizona an Krebs, wie sein Büro mitteilte. Der Ex-Vietnam-Kriegsgefangene zählt zu den prominentesten Mitgliedern des US-Kongresses. Er war über die Parteigrenzen hinaus beliebt. Der Senator starb am Samstagnachmittag (Ortszeit) in Arizona im Kreise seiner Familie, hieß es in der Mitteilung. Er habe den Vereinigten Staaten 60 Jahre lang "treu gedient".



McCain litt an einem äußerst aggressiven Hirntumor. Seine Familie hatte am Freitag mitgeteilt, dass er sich entschlossen habe, die Behandlung gegen den Krebs einzustellen. Der Politiker hinterlässt seine Frau Cindy und sieben Kinder. Seine Frau schrieb am Freitag auf Twitter: "Ich liebe meinen Mann von ganzem Herzen. Gott segne jeden, der sich auf dieser Reise um meinen Mann gekümmert hat".

Profilierter Trump-Kritiker

McCain saß seit 1987 im US-Senat und hat sich im Laufe der Zeit den Ruf eines "Mavericks" erworben - eines Mannes, der der Parteiräson nicht immer folgt und auch unbequeme Meinungen vertritt. Er zählte zu den prominentesten Mitgliedern des US-Kongresses und hatte sich über die Parteigrenzen hinweg große Achtung erworben. 2008 trat er als Präsidentschaftskandidat der Republikaner an, verlor die Wahl aber gegen Barack Obama.

McCain stand Trump sehr kritisch gegenüber. Nach dessen Pressekonferenz mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin attestierte er ihm Mitte Juli etwa Inkompetenz. Trump hatte sich bei Wahlkampfauftritten in den vergangenen Wochen immer wieder abfällig über den schwerkranken Senator geäußert - allerdings ohne ihn beim Namen zu nennen. Bei einer Rede in Florida etwa ahmte Trump nach, wie McCain im vergangenen Jahr gegen einen Gesetzentwurf seiner eigenen Partei gestimmt hatte, der die Krankenversicherung "Obamacare" in Teilen abgeschafft hätte. Diese Entscheidung des Senators missfiel Trump zutiefst.

In Vietnam gefoltert

Trump hatte McCain schon im Wahlkampf verspottet. Im Juli 2015 behauptete er, er sei kein Kriegsheld, weil er während des Vietnam-Krieges gefangen genommen worden sei. «Ich mag Leute, die nicht gefangen genommen worden sind», erklärte Trump damals. McCain war als Pilot der US-Navy in Vietnam in Gefangenschaft geraten und von den Vietcong gefoltert worden. Als Politiker sprach er sich immer wieder gegen Folter aus. Er warb zudem dafür, dass das umstrittene Gefangenenlager Guantánamo geschlossen wird.

McCain litt an einem äußerst aggressiven Hirntumor. Ärzte hatten das Geschwulst im Juli 2017 entdeckt, als sich der Ex-Präsidentschaftskandidat wegen eines Blutgerinnsels über dem Auge einer Operation unterziehen musste.

US-Präsident Donald Trump hat der Familie des verstorbenen US-Republikaners kondoliert. "Mein tiefstes Mitgefühl und Respekt gehen an die Familie von Senator John McCain", schrieb Trump am Samstag kurz nach Bekanntwerden des Todes seines Parteifreundes und scharfen Kritikers. "Unsere Herzen und Gebete sind bei Euch!" Eine weitere Würdigung McCains folgte zunächst nicht.



Der ehemalige US-Vize-Präsident und Demokrat Joe Biden hat den gestorbenen US-Republikaner John McCain als Freund gewürdigt. Sein Leben sei der Beweis dafür, dass einige Wahrheiten zeitlos seien, schrieb Biden am Samstag auf Twitter und fügte hinzu: "Charakter, Mut, Integrität, Ehre".



McCain habe nie die Sicht auf das verloren, an was er am meisten geglaubt habe: "Zuerst das Land" ("Country First"). Die Tatkraft, von der er angetrieben worden sei, sei nie erloschen: "Wir sind hier, um uns zu etwas zu verpflichten, das grösser ist als wir selbst". Amerika und die Welt würden ihn vermissen. McCain war einer der führenden parteiinternen Kritiker von Trump, der mit dem Slogan "Amerika zuerst" ("America First") wirbt.

Obama zollt Respekt

Der frühere US-Präsident Barack Obama hat dem verstorbenen US-Republikaner John McCain seinen Respekt gezollt. "Wenige von uns wurden so herausgefordert, wie John es einst wurde, oder mussten den Mut zeigen, den er gezeigt hat", hieß es am Samstagabend in einer Erklärung Obamas.



"Aber wir alle können den Mut haben, das Wohl der Allgemeinheit über unser eigenes zu stellen". McCain habe in seinen besten Zeiten gezeigt, wie das gehe. "Und dafür stehen wir alle in seiner Schuld", fügte Obama hinzu. Obama und McCain traten im Präsidentschaftswahlkampf 2008 gegeneinander an. Der Demokrat gewann die Wahl.

"John McCain und ich waren Mitglieder verschiedener Generationen, kamen aus ganz unterschiedlichen Verhältnissen und konkurrierten auf höchster politischer Ebene", hieß es in Obamas Erklärung. "Aber wir teilten bei all unseren Unterschieden die Treue zu etwas Höherem - die Ideale, für die Generationen von Amerikanern und Immigranten gleichermaßen gekämpft haben, marschiert sind und sich aufgeopfert haben".

(baf/20 Minuten)