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USA sauer: Erdogan kauft russische Raketen

Heute Redaktion
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Die Türkei hat ein russisches Raketenabwehrsystem gekauft, obwohl sie NATO-Partner der USA ist. Die drohen mit dem Stopp von Kampfjet-Lieferungen und Sanktionen.

Die Türkei wendet sich unter Präsident Recep Tayyip Erdogan immer mehr vom Westen ab und orientiert sich Richtung Russland. Nun kaufte man russische Raketenabwehrsysteme vom Typ S-400 im Wert von fast 2,5 Milliarden Euro, obwohl die USA stattdessen ihr Patriot-System angeboten haben.

Dies hat nicht nur politische Hintergründe sondern auch militärtechnische: Die Türkei ist Mitglied der NATO, in der westliches, oft US-amerikanisches, Gerät zum Einsatz kommt, das untereinander kompatibel ist. Andere, etwa russische oder chinesische Systeme passen da kaum hinein, was im Ernstfall für Probleme sorgen kann.

Keine F-35 für Erdogan

Die USA haben der Türkei eine inoffizielle Deadline gegeben, den Deal mit Russland rückgängig zu machen, die mittlerweile verstrichen ist. Im Gegenteil: Präsident Erdogan erklärte im Fernsehen auf "Kanal24": "Das S-400 ist ein abgeschlossenes System, es gibt kein Zurück. Wir werden eine gemeinsame Produktion (Anm.: mit Russland) anstreben. Nach dem S-400 werden wir uns vielleicht das S-500 holen." Das S-500 ist eine Weiterentwicklung, die nächstes Jahr einsatzfähig sein soll.

Die USA drohen der Türkei deswegen mit Wirtschaftssanktionen und der Stornierung eines anderen Waffendeals: Die Türkei habe 100 Stück des hochmodernen F-35 Kampfjets bestellt, zwei wurden bereits geliefert. Doch wie Generalleutnant a.D. Ben Hodges, ehemaliger Oberbefehlshaber über die US-Streitkräfte in Europa, erklärte: "Wir können nicht F-35 und S-400 am gleichen Ort haben."

Wirtschaftssanktionen zeigten Wirkung

Bereits im Vorjahr erließen die USA Sanktionen gegen die Türkei, die der dortigen ohnehin schwer gebeutelten Wirtschaft weiter geschadet haben. Hintergrund war die Inhaftierung des US-Predigers Andrew Brunson unter fadenscheinigen Vorwürfen. Das Ziel war, die USA dazu zu bringen, den in Pennsylvania lebenden türkischen Prediger Fetullah Gülen auszuliefern, dem der Putschversuch 2016 vorgeworfen wird.

Die USA glauben aber an Gülens Unschuld und weigerten sich, auf den Kuhhandel einzugehen; Präsident Donald Trump erließ Wirtschaftssanktionen, die Erdogan schlussendlich dazu zwangen, Brunson freizulassen. Gülen lebt weiterhin unbehelligt in den USA.

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