Welt

USA und Frankreich geben Kosovo Schuld an Spannungen

Im Nord-Kosovo gibt es heftige Proteste der serbischen Minderheit. Die EU und die USA machen Pristina für die Spannungen verantwortlich.

Nach blutigen Zusammenstößen mit Nato-Soldaten demonstrieren Serben im Norden des Kosovo gegen neue albanische Bürgermeister. Ins Amt gekommen sind diese aber wegen eines serbischen Wahlboykotts.
Nach blutigen Zusammenstößen mit Nato-Soldaten demonstrieren Serben im Norden des Kosovo gegen neue albanische Bürgermeister. Ins Amt gekommen sind diese aber wegen eines serbischen Wahlboykotts.
REUTERS

Nach den Zusammenstößen im Norden des Kosovo haben westliche Staaten die Regierung des Balkanlandes für die Spannungen verantwortlich gemacht. "Die Maßnahmen der kosovarischen Regierung (...) haben diese Krisenatmosphäre im Norden geschaffen", erklärte der US-Botschafter Jeffrey Hovenier in Pristina. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sagte am Mittwoch, es gebe "ganz klar eine Verantwortung der kosovarischen Behörden für die derzeitige Situation". Derweil versammelten sich Hunderte serbische Demonstranten vor der Stadtverwaltung in Zvecan, wo vor zwei Tagen Soldaten der internationalen Schutztruppe KFOR angegriffen worden waren.

US-Botschafter Hovenier sagte, der Kosovo werde nun von einer gemeinsamen Militärübung ausgeschlossen. Betroffen sei das Manöver Defender 23, an dem von April bis Juni 20 Länder teilnehmen. "Für den Kosovo ist diese Übung vorbei", sagte er örtlichen Medien.

Russland unterstützt Serbien "bedingungslos"

Im März hatte Brüssel angekündigt, dass die Regierungen beider Länder ein Abkommen über die Normalisierung ihrer Beziehungen erzielt hätten. Dieses ist aber bislang weder von Belgrad noch von Pristina unterzeichnet worden. Frankreichs Präsident Macron kritisierte Pristina dafür, dass dieses Abkommen nicht eingehalten werde.

Der Kreml pochte am Mittwoch auf die Rechte der Serbinnen und Serben im Land. "Wir glauben, dass alle gesetzmäßigen Rechte und Interessen der Kosovo-Serben respektiert werden müssen", erklärte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow in Moskau. "Wir unterstützen Serbien und Serben bedingungslos." Er warnte vor "provokativen Handlungen, die die Rechte von Serben verletzen könnten."

Seit 2008 unabhängig

Das 1,8-Millionen-Einwohner-Land Kosovo mit seiner mehrheitlich ethnisch-albanischen Bevölkerung hatte im Jahr 2008 seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt, wird aber von Belgrad bis heute als serbische Provinz betrachtet. Rund 120.000 Serbinnen und Serben leben im Kosovo, vor allem im Norden. Auch andere Länder, darunter Serbiens Verbündete China und Russland, erkennen die Unabhängigkeit des Kosovo nicht an.

Die serbischen Demonstranten in Zvecan stellten am Mittwoch eine mehr als 200 Meter lange serbische Flagge zur Schau, die sich vom Verwaltungsgebäude bis in das Zentrum der Stadt erstreckte. Auch trugen sie eine Fahne zu Ehren des in Belgrad geborenen Tennis-Stars Novak Djokovic. Er hatte bei den French Open eine Botschaft auf eine Fernsehkamera geschrieben, in der er den Kosovo als "Herz Serbiens" bezeichnet hatte.

Kurti ignoriert Forderungen der EU und der USA

Die Demonstrierenden fordern den Abzug der kosovarischen Sicherheitskräfte aus der Region und die Absetzung der ethnisch-albanischen Bürgermeister. Die Bürgermeister hatte der kosovarische Ministerpräsident Albin Kurti in der vergangenen Woche in ihre Ämter berufen – entgegen Forderungen der EU und der USA, die Spannungen in der Region abzubauen.

Vorangegangen waren Kommunalwahlen, die die kosovarischen Behörden im April in vier mehrheitlich von Serbinnen und Serben bewohnten Orten abgehalten hatten. Diese boykottierten die Wahlen jedoch weitgehend, sodass die albanische Minderheit trotz einer Wahlbeteiligung von weniger als 3,5 Prozent die Kontrolle über die Gemeinderäte übernahm.

1/62
Gehe zur Galerie
    <strong>24.04.2024: 365-€-Jahreskarte: Finanzstadtrat macht Preisansage.</strong> Wiens Öffi-Stadtrat Peter Hanke (SP) gibt in <em>"Heute"</em> ein Versprechen ab: Die Jahreskarte der Wiener Linien wird auch 2025 um 365 Euro zu haben sein. <a data-li-document-ref="120032997" href="https://www.heute.at/s/365-jahreskarte-finanzstadtrat-macht-preisansage-120032997">Das ganze Interview &gt;&gt;&gt;</a><a data-li-document-ref="120032711" href="https://www.heute.at/s/dieser-milliardaer-brachte-rene-benko-zu-fall-120032711"></a>
    24.04.2024: 365-€-Jahreskarte: Finanzstadtrat macht Preisansage. Wiens Öffi-Stadtrat Peter Hanke (SP) gibt in "Heute" ein Versprechen ab: Die Jahreskarte der Wiener Linien wird auch 2025 um 365 Euro zu haben sein. Das ganze Interview >>>
    Denise Auer