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Uvalde-Schüler haben Angst vor neuem Massaker
Nach dem Massaker an einer Grundschule in Texas, bei dem 21 Menschen starben, beginnt für die Schüler wieder der Unterricht.
Gut drei Monate nach dem Grundschulmassaker im texanischen Uvalde mit 21 Toten hat der Unterricht wieder begonnen. Zum Schulbeginn am Dienstag galten an der Robb Elementary School erhöhte Sicherheitsvorkehrungen. Zudem war im Vorfeld beschlossen worden, das Tat-Gebäude nicht mehr zu nutzen. Der Unterricht findet in anderen Gebäuden in beträchtlicher Entfernung zum Ort des Angriffs statt. Doch längst nicht alle Schülerinnen und Schüler sind gewillt, wieder in den Unterricht zurückzukehren.
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So etwa Zayon Martinez. Die letzten Stunden seiner Zeit in der zweiten Klassen verbrachte der Achtjährige in der Robb Elementary School unter einem Tisch, während der Amokläufer in der Schule mit einem Sturmgewehr um sich schoss und dabei insgesamt 21 Menschen tötete. Jetzt sollte Zayon eigentlich ab Dienstag die dritte Klasse besuchen – will aber nach dem traumatischen Erlebnis keinen Fuß mehr in ein Schulzimmer setzen.
Zwar habe er mit seinem Sohn geredet, sagt Vater Adam Martinez gegenüber CNN. "Ich habe ihm gesagt, dass sie mehr Polizisten haben werden, dass der Zaun um die Schule höher ist. Aber das war ihm egal", so Martinez. "Es spielt keine Rolle. Sie werden uns sowieso nicht schützen", sei die Anwort des achtjährigen Sohnes gewesen.
Polizei wartete 74 Minuten
Das fehlende Vertrauen des Schülers in die Einsatzkräfte ist begründet: Als am 24. Mai in der Robb Elementary School Schüsse fallen, sind um 11.36 Uhr erste Einsatzkräfte der Polizei vor Ort. Sie nähern sich dem Amokläufer – fliehen aber, als dieser Schüsse abgibt. Immer mehr, teils schwerbewaffnete, Polizisten treffen ein, ohne einzugreifen. Um 12.50 Uhr sind schliesslich erneut Schüsse zu hören, als die Polizisten den Amokläufer erschießen.
Trotz einem Budget, dass jährlich rund 40 Prozent der Gesamteinnahmen der Stadt Uvalde umfasst, gelang es den Polizisten erst 74 Minuten nach ihrem Eintreffen vor Ort, den Schützen auszuschalten. Der Chef der örtlichen Schulpolizei wurde mittlerweile entlassen – doch die pysischen Narben und das geraubte Vertrauen in die Polizei dürfte bei vielen der Schülerinnen und Schüler noch Jahre anhalten.