Wien

Van der Bellen: "Attentat war gegen uns alle gerichtet"

Bundespräsident war am Dienstag bei Ö3 zu Gast und beantwortete die Fragen der Hörerinnen und Hörer.

Heute Redaktion
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Alexander Van der Bellen
Alexander Van der Bellen
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Um 15 Uhr startete der Radiosender Ö3 eine Sondersendung unter dem Titel "Heute sind wir alle Wien". Bundespräsident Alexander Van der Bellen war live im Studio bei Gabi Hiller zu Gast und hat die Fragen der Hörer und Hörerinnen beantwortet.

"Fühlt sich wie in einer anderen Welt"

Begonnen hat die Fragestunde mit einleitenden Worten des Bundespräsidenten, mit der Frage wie es ihm persönlich mit der Situation geht: "Im ersten Moment habe ich gedacht: 'Nein, das gibt es nicht, hier in Wien.' Im übernächsten Moment habe ich gedacht: 'Sei nicht naiv, das kann grundsätzlich überall passieren.' Man fühlt sich plötzlich wie in einer anderen Welt. Man will es im Moment nicht wahr haben. Dass es gleichzeitig mit der Corona-Situation passiert, das hat sich der Attentäter vielleicht überlegt – ich mag da nicht darüber spekulieren – dass am letzten Abend vor dem sogenannten Lockdown mehr Leute auf der Straße sind als zum Beispiel heute. Ist auch sekundär. Wichtig ist, das ist der schlimmste Anschlag seit fast 40 Jahren und wir werden sicherlich alles tun, um es rückhaltlos aufzuklären.", so der Bundespräsident auf Ö3. 

Weiters hat der Präsident auf eine Frage die Hilfsbereitschaft und Solidarität der Menschen hervorgehoben. "Die spontane Hilfsbereitschaft, spontane Solidarität, von Restaurantbesitzern und auch von Anderen, da denke ich mir – das ist auch Wien und genau deshalb werden wir immer als lebenswerteste Stadt gewählt. Ich versuche mir diesen Schrecken vorzustellen. Man wusste nicht, wie lange es dauert nach der ersten Schießerei. Heute wissen wir, eigentlich hat der Schrecken neun Minuten gedauert, dann wurde der Attentäter von der Polizei erschossen. Das ist sehr schnell, mich wundert das heute noch, Kompliment an die Polizei."

Auch das Ausländerfeindlichkeit war in der Ö3-Sendung ein Thema. Dazu meinte Van der Bellen: "Dieser Killer hat wahllos auf Menschen geschossen. Es war ihm offensichtlich völlig egal, wen er verletzen oder töten kann. Ob Christ, Moslem, Jude oder Mensch ohne religiöses Bekenntnis. Es war egal, ob er Inländer oder Ausländer erwischt bei seinem skrupellosen Attentat. Dieses Attentat war nicht gegen eine bestimmte Person gerichtet, sondern gegen uns alle. Gegen unsere Art zu leben. Gegen unsere Art friedlich miteinander zu leben und einander mit Respekt zu begegnen. Das alles ist diesem Attentäter verhasst gewesen und diesen Hass wollte er offensichtlich ausleben und wir dürfen ihm nicht in die Falle gehen, durch unreflektierte Maßnahmen unsererseits, oder zu viel Angst unsererseits, oder Hass unsererseits."

Über die Bilder und Videos, die im Netz aufgetaucht, sind sagte er: "Das Mitgefühl muss jetzt bei den Angehörigen der vier Toten liegen. Wir haben 22 Verletzte, davon 14 Schwerverletzte. Ich hoffe, dass alle durchkommen. Da müssen unsere Gedanken sein. Ich finde es unerträglich, wenn auf Social Media live in Echtzeit gezeigt wird, wie auf Menschen geschossen wird. Wenn jemand so ein Video hat, dann ist es umgehend der Polizei bzw. dem Innenministerium zur Verfügung zu stellen. Es gehört nicht ins Internet. Damit würden wir in gewisser Weise das Handwerk des Terroristen weiter verfolgen und mit erledigen."

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    So gedachte die Staatsspitze den Terror-Opfern mit einer Kranzniederlegung an einem der Tatorte (3. November 2020).
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